Rezension

Atemraubende Psychospielchen

Das Wunschspiel - Patrick Redmond

Das Wunschspiel
von Patrick Redmond

Bewertet mit 4 Sternen

Was ist in Kirkston Abbey wirklich passiert – damals, im Jahre 1954 in dem englischen Knabeninternat, in das die Oberschicht ihre Kinder  schickt? Jonathans Eltern gehören nicht zu diesen Privilegierten, er hat ob seiner Herkunft einen schlechten Stand, was seine Mitschüler ihm nur allzu deutlich spüren lassen. Und da ist noch Richard, der Einzelgänger. Er sucht jedoch keinen Anschluss, ist – so scheint es – mit sich selbst im Reinen. Er braucht niemanden, will keinen in seiner Nähe haben, strotzt vor Selbstbewusstsein. Bis er doch eines Tages Jonathan aus der Patsche hilft. Eine Freundschaft beginnt.

Sofort fühlte ich mich zurückversetzt in eine Zeit voller Standesdünkel. Jungs-Freundschaften sind wichtig und auch hier gut ausgearbeitet. Die Rivalitäten, die Gruppenzwänge führen zuweilen zu erbitterten Machtspielchen, ja Machtkämpfen. Da ist immer einer, der das Sagen hat und die anderen sind froh, dazugehören zu dürfen. So auch hier. Ganz schnell werden aus dicken Freunden Feinde, grätscht einer bewusst dazwischen. Diese subtilen, durchtriebenen und bösartigen Tricksereien kann ein 14jähriger nicht sofort durchschauen. Auch wenn es hart zur Sache geht, ist immer einer dabei, der sie alle am Gängelband führt. Toleranz, gar Mitgefühl kann sich keiner leisten. Es gibt die Anführer und die Mitläufer. Wer ausschert, hat Pech gehabt.

Patrick Redmond lässt den Leser hinter die Kulissen des menschenverachtenden Internats-Systems blicken, nimmt auch die Lehrerschaft nicht aus. Auch sie sind nicht frei von Ängsten und Zwängen, halten den schönen Schein nach außen hoch. Hier wird nicht an der Oberfläche gekratzt, es wird dahinter geschaut. Freundschaft und Hass, Macht und Ohnmacht liegen dicht beieinander, geheimnisvolle Kräfte sind am Werk. Oftmals wird nicht hin- sondern ganz bewusst weggeschaut.

Psychospielchen, die faszinieren und dem Leser gute Nerven abverlangen. Ein durchgehend spannender Thriller, manipulativ, gar teuflisch - ein gut durchdachtes „Wunschspiel“.