Rezension

Anstrengend

Auferstehung der Toten - Wolf Haas

Auferstehung der Toten
von Wolf Haas

Bewertet mit 2 Sternen

Vielleicht muss man Österreicher sein, um dieses Buch zu mögen, oder wenigstens ein paar süddeutsche Gene haben. Ich, als Nordlicht, habe mich echt schwer getan.
Hier bekommt man es mit einem Erzähler zu tun, der gnadenlos schwadroniert. 

„Wenn du dir zum Beispiel die Liftsteher anschaust. Die müssen den ganzen Tag nur aufpassen, daß keiner aus dem Lift herausfällt. Tagtäglich rutschen an ihnen tausende Schifahrer vorbei. Normalerweise fällt von denen natürlich nie einer aus dem Lift, aber wenn es einmal vorkommt, auch kein Malheur. Muß der Liftsteher nur zum Not-Off-Schalter gehen und den Lift abstellen. Und doch keine leichte Arbeit. Schaut leicht aus, ist aber nicht so leicht, wie es ausschaut. Weil die Kälte, da kann dir das Christkind noch so einen guten Thermoanzug bringen. Nützt auf Dauer gar nichts..."

Dieses Zitat ist eine der Randbemerkungen, die illustrieren sollen, dass zwei Tote im Lift gefunden wurden. Es geht noch vier Seiten so weiter. Der Leser staunt und sucht den Sinn, der irgendwo zwischen den detaillierten Betrachtungen versteckt ist. Um den zu finden, muss man aber sehr gut aufpassen, was nicht so einfach ist, weil man früher oder später auf Durchzug schaltet, anfängt das Gefasel querzulesen und dann die paar verstreuten wirklichen Informationen übersieht.
Natürlich ist das komisch und liest sich amüsant, es ist aber auch unendlich anstrengend. Wenn dieser Erzähler in Fahrt ist, lässt er auch gerne mal Worte aus, erfindet welche, schweift wieder ab, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen und da wird es dann wirklich nervtötend.
Wenn man sich vorstellt, Luis Trenker erzählt diese Geschichte, hilft das ein wenig zum Verständnis, steigert aber nicht das Lesevergnügen.

Die Handlung an sich ist eher sparsam. Zwei Tote saßen im Lift. Detektiv Brenner will herausfinden wer es war und tappt dabei ewig im Dunklen durch Zell am See. Die Auflösung ist dann unerwartet skandalös und kommt sehr plötzlich aus dem Nichts. Ich kann nicht ganz ausschließen, dass sich das ein oder andere vorher angedeutet hat. Ich habe es übersehen und hatte am Ende keine Lust mehr, danach zu suchen.
Ich war froh, das Drama durchgestanden zu haben.