Rezension

Anspruchsvoller Briefroman

Hanna und Sebastian - Thomas Klugkist

Hanna und Sebastian
von Thomas Klugkist

Hanna und Sebastian machten zusammen Abitur. Trotz einer spürbaren, gegenseitigen Anziehung kamen sie nicht zusammen. Sie trafen allerdings die Verabredung  sich 10 Jahre später in Rom zu treffen. Dieser Roman bildet sich aus dem nachfolgenden, 10 Jahre währenden Briefwechsel  (später auch eMail und SMS) zwischen den beiden.

Sie verabreden sich zur Ehrlichkeit. Eine Ehrlichkeit die schonungslos, sich selbst und dem Briefpartner  gegenüber ausgereizt wird. Durch diese Ehrlichkeit legen sie auch sich selbst gegenüber Rechenschaft über ihr Leben ab.

Dies ist kein Buch wie von Glattauer. Keine Massenkost. Es handelt von Menschen, die oft an die eigenen Grenzen gehen, nach eigenen Überzeugungen leben und lieben. Obwohl sie recht unterschiedliche Lebensentwürfe haben finden sie in den Briefen doch immer wieder zueinander und träumen oft von einer gemeinsamen Zukunft. Sie drücken sich in oft fast philosophisch anmutenden Texten aus, die ich zum Verständnis phasenweise auch mehrmals lesen musste. Aber keine Angst, auch diese beiden Intellektuellen sind nur Menschen mit normalen menschlichen Problemen die sie aber oft bis zum Extremum durchleben.

Tod, Überleben, Selbstmord, Weltwirtschaft, Kindererziehung, Medizin, Kunst, Philosophie, Sado-Maso-Szene, Beziehungen, Missbrauch, Essstörungen, Wahnsinn sind einige der Themen die anhand der Lebender beiden Schreibenden aufgegriffen werden.

Sicher kein einfaches Buch, doch die Lesearbeit hat sich für mich gelohnt. Und vielleicht sollte auch ich wieder die schöne, alte Tradition der Brieffreundschaft mit einem Menschen meines Vertrauens aufleben lassen?