Rezension

Am Ende der Welt links abbiegen

Reisen im Mittelalter -

Reisen im Mittelalter
von Anthony Bale

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

»Lebendig, spannend und erstaunlich. Hier erleben wir, was es heißt, in fremden Ländern unterwegs zu sein, damals wie heute«, schreibt John Arnold, Professor für Geschichte des Mittelalters in Cambridge, über »Reisen im Mittelalter«. Farbig und anschaulich erzählt der Historiker Anthony Bale, wie es war, im Mittelalter durch die Welt zu reisen.

Ob Pilgerinnen oder Kaufleute, Ritter, Mönche oder Spione – schon damals packte die Menschen die Leidenschaft für das Reisen. Getrieben von Fernweh und Abenteuerlust die einen, auf der Suche nach religiöser Erleuchtung oder Ruhm auf dem Kreuzzug die anderen. Für alle war die Reise lang und gefährlich, gute Vorbereitung und ein Reiseführer mit Tipps für Rast und Übernachtung und Hinweisen auf Gefahren waren unerlässlich.

Vom mittelalterlichen Ulm, damals ein Eldorado der Touristen, über Aachen und Köln führen uns die Reisen verschiedener Menschen bis nach Rom mit seinen wunderbaren Sehenswürdigkeiten. Von dort geht es in das schon damals von Touristen bevölkerte Venedig und nach Rhodos, Hotspot der Kosmopoliten und Adligen. Wir erkunden Konstantinopel und die heilige Stadt Jerusalem und gelangen bis in die sagenhaften Länder der Amazonen, Riesen und Fabelwesen, nach Indien, China und Tibet, nach Persien und Äthiopien, Java und Sumatra.

Ein farbiges Panorama der mittelalterlichen Welt, wie sie von Europa aus erlebt und gesehen wurde – ein Buch wie ein Roman von Umberto Eco und die ideale Lektüre für die Sommerferien. Als hochwertige Geschenkausgabe mit Vorsatzpapier und Goldfolienveredelung.

 

Rezension:

Reisen – da denken wir meist an Urlaub. Auch Geschäftsreisen gehören für manchen zum Alltag. Mit den Reisen, um die es in diesem Buch geht, hat das aber eher entfernt zu tun, was nicht zuletzt daran liegt, dass die hier behandelten Reisen eine ganze Reihe von Jahrhunderten zurückliegen. Ein Urlaub im heutigen Sinn war keine der erwähnten Reisen, als Geschäftsreise könnte man einige davon schon eher bezeichnen.

Anthony Bale erzählt in diesem Buch vom Reisen in vergangenen Zeiten. Gepflogenheiten, Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten werden dabei betrachtet. Dass es dazumals schon kommerzielle Hilfestellungen für Reisende gab, war für mich eine Überraschung. Natürlich verschweigt der Autor auch die Gefahren für die damaligen Reisenden nicht.

Das Buch gliedert sich in typische Reiseziele beziehungsweise Reiseetappen der Zeit und beschreibt an Beispielen, wie so eine Reise und deren Vorbereitungen abliefen. Der Aufbau hat allerdings zur Folge, dass keine Reise im Zusammenhang geschildert wird. So wird beispielsweise erzählt, warum eine reiche Engländerin zu einer Pilgerreise aufbrach und wie die Ausstattung aussah. Dann wechselt der Fokus jedoch zu einem anderen Reisenden und dessen organisatorischen Planungen. In späteren Abschnitten, in denen es um spezielle, oft durchreiste Regionen geht, treffen wir die betreffenden Reisenden dann vielleicht wieder. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es auch interessant gewesen wäre, die eine oder andere Reise im Zusammenhang zu verfolgen.

Während sich ein Großteil des Buches auf europäische Reisende konzentriert, die Europa oder von dort ausgehend andere Kontinente bereisten, werden gegen Ende des Buches auch Reisende aus fernen Ländern bei ihren Reisen betrachtet. In diesem Zusammenhang fällt besonders ins Auge, dass es in diesen Zeiten unabhängig von der eigenen Kultur üblich war, eigene Beobachtungen mit gehörten Gerüchten und Legenden zu verknüpfen, ohne dies eindeutig zu trennen. … womit manche mittelalterliche Reisebeschreibung schon in den Bereich der phantastischen Literatur hineinreicht.

 

Fazit:

Dieses Werk spricht historisch Interessierte genauso wie Leser an, deren Interesse eher im geografischen Bereich liegt.

 

Alle meine Rezensionen auch zentral im Eisenacher Rezi-Center: www.rezicenter.blog

Dem Eisenacher Rezi-Center kann man auch auf Facebook folgen.