Rezension

Alles außer gewöhnlich.

Eisfuchs - Tanya Tagaq

Eisfuchs
von Tanya Tagaq

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Wir begleiten die Autorin, eine Inuit, aufgewachsen in den 1970er Jahren im Norden Kanadas, bei der Aufarbeitung und Bewältigung ihrer Vergangenheit. 

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Buchgestaltung:

Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr. 

Der weiß strukturierte Einband ist schlicht gehalten und wirkt dadurch sehr edel, die Haptik ist super. Nebst eines schwarz gezeichneten Fuchskopfes stehen natürlich Autorin, Titel und Verlag auf dem Cover. Gleiches ist auf dem Buchrücken des schwarzen Buches (ohne Einband) zu finden. Hier wurden die Buchstaben eingestanzt und mit blutroter, glänzender Farbe „gefüllt“.  Der Buchschnitt ist ebenfalls blutrot.

Das Buch ist in kurze Kapitel aufgeteilt, welche entweder keine Überschriften haben, oder Wörter bzw. Jahreszahlen, je nach Stilrichtung des nachfolgenden Kapitels. Nebst der Geschichte gibt es in passender Form Gedichte und schwarz/weiß Zeichnungen. Auch eine Symboltabelle der „Inuitschrift“ ist zu finden, samt eines Textes in dieser Symbolform, welchen man mit Hilfe der Tabelle übersetzen könnte. Spräche man Inuktitut, könnte man es auch verstehen. 

Auch, dass der Text linksbündig gedruckt wurde und nicht im Blocksatz ist eher ungewöhnlich und hat mich etwas in meinem Lesefluss gestört, da ich die aktuelle Zeile automatisch mit denen darüber verglichen habe. 

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Schreibstil:

Der Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig und künstlerisch. Die Autorin richtet sich nicht nur allgemein an den unbekannten Leser, um ihre Geschichte zu erzählen, sondern auch in pronominaler Anrede. Man könnte sagen, dass der Schreibstil genauso besonders und anders ist, wie die Gestaltung des gesamten Buches. 

Dennoch empfand ich den Stil nicht immer poetisch, geschweige denn klar. Manchesmal fand ich es sogar anstrengend. Die Ausdrucksweise der Autorin wird zunehmend vulgärer, aber ihre Erfahrungen auch zunehmend schlimmer. Ein kreatives Stilmittel!

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Fazit:

Das Buch ist lyrisch, polarisierend, mythologisch, dunkel, individuell, vulgär, beklemmend, künstlerisch, eisig, langweilig, verwirrend, surreal, anders, fesselnd- alles zusammen, ineinander übergehend und/oder nacheinander. 

Aufgrund der ganzen Besonderheiten gebe ich vier Sterne. Inhaltlich/stilistisch würde ich wohl nur drei geben... 

!

Aber, ganz ehrlich: Lies es nur, wenn du dich auf so etwas einlassen kannst, andernfalls wirst du enttäuscht sein!