Rezension

Adoleszenz - wenn Lachen und Weinen Hand in Hand gehen.

Die Mitte der Welt - Andreas Steinhöfel

Die Mitte der Welt
von Andreas Steinhöfel

Bewertet mit 5 Sternen

Phil, 17, verliebt sich in den Neuankömmling an seiner Schule, Nicholas. Phils beste Freundin Kat, steht ihm bei der Suche nach seinem Platz im Leben zur Seite, ist aber auch der Auslöser für eine einschneidende Wende in seinem Leben.
Während Phil also mit dem unnahbaren Nicholas zusammenkommt und seine erste große Liebe erfährt, wird auch Stück für Stück die Lebensgeschichte von Phil und seiner ungewöhnlichen Familie aufgedeckt, seine Geburt und die seiner Zwillingsschwester Dianne, die Flucht seiner Mutter aus Amerika und ihre unerfüllte Suche nach Liebe und Freiheit, der Argwohn der Dorfbewohner, seine Kindheit, die ihn zum Außenseiter stempelt, die Bekanntschaft im Krankenhaus mit seiner besten Freundin und die Sehnsucht seinen echten Vater kennenzulernen.
Liebevoll beschreibt Steinhöfel die Menschen, die Phil umgeben, einfühlsam, aber auch humorvoll die Ereignisse in seiner Kindheit. Die Zeiten springen hin und her, aber immer festgezurrt an die Wochen mit Nicholas und thematisch passend zu den "Statisten" drumherum, die langsam aber sicher die im Untergrund brodelnden Geheimnisse hochkochen lassen. Schließlich und endlich kommt Weihnachten alles zusammen, die Liebe zerbricht, der Verrat wird offensichtlich, seine Schwester vertraut sich ihm an, seine Mutter beantwortet lang gestellte Fragen und ein Bekannter bietet ihm die Möglichkeit alles hinter sich zu lassen.

Der Roman hat mich lachen und weinen lassen, hat mich auf "Visible" wohnen und mit Phil mitfühlen lassen. Ich war auf der Beerdigung der Kartoffelsäcke, habe die Schlacht am "großen Auge" gesehen, habe den Dankesbrief für die Bonbongläser vom alten "Kacker" mitgeschrieben und war wieder jung und doch so schrecklich alt, weil ich wusste, all diese Erlebnisse enden mit einem Schmerz. Das Ende aber war hoffnungsvoll und eine Offenbarung für die Möglichkeiten der Welt. Denn wenn man in der Mitte der Welt steht, braucht man nur den Kopf heben und kann in alle Richtungen schauen. Steinhöfel beherrscht dieses Handwerk perfekt und weiß es für Jung und Alt in eingehende Worte zu fassen!

Kommentare

Paperboat kommentierte am 10. Januar 2019 um 15:51

Das liest sich sehr interessant, klingt nach einem Buch, mit dem man auch nach der letzten Seite noch emotional beschäftigt ist!