Rezension

Abschiednehmen, Loslassen, Weitermachen

Als die Kirche den Fluss überquerte - Didi Drobna

Als die Kirche den Fluss überquerte
von Didi Drobna

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Familie ist seltsam verkorkst. Nach 25 Ehejahren trennen sich Lieselotte und Dieter. Die Kinder Laura und Daniel, obwohl beide längst erwachsen, leiden unter dieser Trennung bis zum Zusammenbruch. Dann erkrankt die Mutter an Parkinson-Demenz. Notgedrungen findet die Familie wieder zusammen.

So ließe sich ganz lapidar die Geschichte dieses Buches zusammenfassen und doch erzählt Didi Drobna direkt, voller Wärme, Behutsamkeit, oft skurril bis verstörend von vier Menschen, deren Leben auf dem Prüfstand ist. Es sind Daniels Erinnerungen an die Kindheit, an einen Vater, „die größte physikalische Kraft“ im Universum der Kinder, an eine Mutter, die er als „Gefangene in ihrer eigenen Haut“ sah, die einen traurig stimmen. Diese werden aber mitunter abgelöst von heiter absurden Episoden, tragisch komisch, dass einem das Lachen doch irgendwie im Hals stecken bleibt. Abschiednehmen, Loslassen, Weitermachen, so könnte man das Mantra dieses Buches bezeichnen. Ich schwankte beim Lesen immer wieder zwischen Abscheu und Begeisterung. Selten hat mich eine so kaputte Geschichte mitgenommen und durch die außergewöhnlich schöne Sprache wieder beruhigen können. Heinrich Steinfest behauptet am Umschlagtext, es sei eine grandiose Geschichte. Dem möchte ich mich anschließen.