Rezension

40 Tage Fasten - ein Extrem

40 Tage Fasten - Timm Kruse

40 Tage Fasten
von Timm Kruse

Klappentext
Ich faste dann mal...
»Wer ist eigentlich verrückter? Jemand, der vierzig Tage fastet, oder eine übersättigte Gesellschaft, in der alle glauben, nicht genug zu bekommen?« Timm Kruse macht die Probe aufs Exempel. Und stellt fest, dass nichts zu essen gar nicht so schwer ist. Viel schlimmer zu ertragen sind die Reaktionen seiner Familie, Freunde und Kollegen. Witzig und unterhaltsam, aber auch nachdenklich protokolliert er seinen täglichen Kampf zwischen Versuchung, Verzicht und Rechtfertigung – und kommt sich dabei selbst ein ganzes Stück näher.

Über den Autor
Timm Kruse wurde 1970 in Lippe-Detmold geboren. Er studierte Sprach- und Literaturwissenschaften und arbeitete für verschiedene deutsche Tageszeitungen. Seit 1997 ist er Fernseh-Redakteur, unter anderem für den NDR, bei „Planetopia“ und bei „ran“. Eines Tages hatte er diese ganze Welt satt und beschloss, für 40 Tage zu fasten. Und plötzlich war alles anders ....

Zum Inhalt
Timm Kruse will einfach mal Ballast abwerfen. Er will sich aber auch selbst beweisen, dass er in der Lage ist, länger zu Fasten, als es üblich, bzw. ärztlich abgesegnet ist. Außerdem hofft er dadurch auf Erleuchtung, von der er durch das Fasten schon gehört hat. 40 Tagen sollen es also sein, wie es schon Jesu und Buddha getan haben. Er beginnt aber nicht einfach so, sondern liest sich durch dutzende Bücher zum Thema, will alles wissen, Gutes und Schlechtes. Gutes ist ihm sehr Recht, Schlechtes bringt ihn dennoch nicht vom Weg und Ziel ab. 
Er beschreibt sehr offen, wie die ersten Tage sich gestalten. Fürchterlicher Hunger, Durchfall - Entgiftung pur. Doch er hat ja nachgeholfen mit Glaubersalz und Darmspülungen. Es soll alles raus... Er leidet, er flucht, er ist euphorisch, resigniert, aufgeputscht, zerfließt in Selbstmitleid oder überhäuft sein Ego. Er durchläuft in den 40 Tagen alle Phasen eines Fastenden, Hungernden, Suchenden.
Als das Ende nah ist, ist es Erlösung für ihn und er weiß - nie wieder.

Meine Meinung
Timm Kruse nimmt kein Blatt vor den Mund, egal was Fastenpäpste, Ärzte oder Kollegen sage und meinen. Er hat seine eigene Meinung und Erfahrung gemacht. Sein Ego ist stark, aber nicht penetrant, was beim Lesen sehr angenehm ist. Da er ja 40 Tage nichts isst und auch auf Kaffee und Tee verzichtet, wird natürlich nicht täglich (in seinem Tagebuch) vom Nicht-Essen gesprochen. Vielmehr geht es um seinen Körper, wie er reagiert, was passiert, was er denkt und fühlt, was es in und mit ihm verursacht. Auch seine Beziehung kommt zu Wort, wie das Fasten sie belastet, was für einen Mensch es aus ihm macht und wie penetrant die Menschen ihm auflauern, die selber nicht mal an ihre Grenzen gegangen sind, ungesund leben sich mit Fast Food ernähren, Trinken, Rauchen, etc. Genau diese Menschen machen ihm das Leben schwer, das Fasten madig. Es sei ja so ungesund, tödlich und außerdem stehe ihm die Gewichtsabnahme nicht. Diese Menschen sehen nur das alte IST, ohne mal zu schauen, ob das denn die ganzen Jahr gut und gesund war? Nur weil er so ist, wie er ist, muss er nicht gesund sein, muss sein Lebensstil nicht gut sein, seine Ernährung nicht ausreichend. Ist es neid? Man wird nicht dahinter kommen...
Timm Kruse schreibt nüchtern, unumwunden, ehrlich, offen, deutlich, aber keinesfalls respektlos! Das Fasten nimmt ihn mit auf eine Reise, über dessen Ausgang er sich nicht bewusst ist und dessen Ende ihm nichts offenbart hat, außer zu wissen, dass viele Freundschaften zu Bruch gegangen sind, was er aber nicht wirklich bedauert. Denn wahre Freunde gehen auch mit einem einen Weg, den sie nicht gut heißen oder nie einschlagen würden, ohne das ständig zu bemängeln. 
Letztlich hat es ihm aber eine Einsicht gebracht, dass sein Job nicht mehr sein Traum ist.

Kein klassisches Buch zum Fasten im Sinne von medizinischen Vorgängen im Körper, etc. Er reißt diese Themen zwar auch an, vertieft sie aber nicht. Das Buch liest sich flüssig, ist humorvoll und trotzdem lesenswert. Wer jetzt Fasten will über einen längeren Zeitraum, der sollte sich die wirklichen Fachbücher durchlese von Buchinger oder Dahlke, aber wer einfach mal wissen will, wie sich ein 40-tägiges Fastentagebuch liest, der kann hier gedankenlos zugreifen und lesen.

Fazit
Kurzweilig. Humorvoll. Interessant. Sehr offen. Eindringlich. Ehrlich. Aber kein Papst- oder Aufklärungsbuch fürs Fasten.