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Ein Schlag ins Gesicht für Kleinverlage und Selfpublisher: Credits bei Lovelybooks. Das Ende der Vielfalt ist da!

Zugegeben, von der ganzen Thematik über Credits bei Lovelybooks habe ich in den letzten Wochen nicht viel mitbekommen. Außer natürlich, dass diese jetzt für Leserunden eingeführt wurden. Ich hatte den Eindruck, dass sich außer der Monetarisierung in diesem Bereich nichts geändert hat, da Verlage und Distributoren/Dienstleister (für Selfpublisher) diese Credits für ihre Autor*innen erwerben.

Nur entspricht das überhaupt nicht der Wahrheit.
Nachdem ich mich jetzt richtig in das Thema eingelesen habe, muss ich sagen: Das war wohl so gewollt.

Man stelle sich den Aufschrei der Buch- Community vor, wenn wir das ganze Ausmaß davon direkt mitbekommen hätten. Sicher gebe es unzählige Protestaktionen und Tausende, die Lovelybooks boykottieren und sogar löschen würden. Wenn auch nur, um sich selbst zu beweihräuchern (wir kennen unsere Pappenheimer ja mittlerweile…).

Die ganze Bubble wäre in Aufruhr! Es gäbe unzählige Hashtags, Posts, Reels und Blogbeiträge. Von den Betroffenen selbst, aber noch mehr sicher von uns, den Bloggenden, Lesenden und Rezensierenden, die Lovelybooks zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Davon bekomme ich jedenfalls nichts mit, deshalb meine ich ja, dass das wohl auch so sein soll.

Aber gut, dass ich da nicht mitmache.

Auf dass SEO auch diesmal funktioniert und alle diesen Beitrag lesen, sogar Lovelybooks. Auf dass ich alle inspiriere, sich zu diesem Thema zu äußern, bis die Buchbubble explodiert!

Auf das… ok, ok. Dafür bin ich zu klein. Aber ich muss meinem Unmut trotzdem kundgeben, denn das kann nicht sein. Das kann ich so nicht gelten lassen. Das ist nicht ok, Lovelybooks!

 

Nicht euer Ernst!

Anfang des Jahres hat Lovelybooks das Credit- System eingeführt.

Man braucht daher jetzt einen Credit, um eine Leserunde mit Buchverlosung zu veranstalten.

Beispiel: Wer diese nicht selbst veranstalten kann/möchte und darüber hinaus als „Spitzentitel“ platziert werden möchte bezahlt
nur:

2500 Euro

Ein Credit- Paket kostet da auch nur:

790 Euro für 10 Credits.

Also 79 Euro pro Leserunde. Schnäppchen, was?

Einzelne Credits kann man übrigens nicht kaufen, wodurch dann das eigentliche Schnäppchen entsteht.

Damit sind Selbstverleger bereits raus, sofern sie nicht Millionäre sind.
Allerdings kann man bei Lovelybooks nachlesen, dass man als Privatperson bzw. Autor*in ohnehin keine Credits kaufen kann. Nicht mal das 10-er Packet.

Das macht aber laut Lovelybooks ohnehin der Verlag/ Dienstleister.

 

Warum das nicht ok ist und überhaupt nicht funktioniert

Ich muss zugeben, dass sich mein Mitleid hier mit großen Verlagen und Publikumsverlagen in Grenzen hält.

Darüber hinaus kann ich auch nachvollziehen, dass das für Lovelybooks sehr lukrativ ist.

Nicht dass es dadurch jetzt Sinn macht, mit den Werken & Arbeiten anderer Geld zu machen (die die Bücher schreiben ebenso wie diese, die sich bewerben, lesen und Rezensionen verfassen). Aber es ist zumindest nachvollziehbar.

Vor allem es ist es nur der nächste logische Schritt, nachdem Netgalley und Goodreads bereits ähnliche Systeme eingeführt haben. Sogar die App Read- O monetarisierte sich Anfang des Jahres.
Ebenso lässt sich Instagram da immer wieder was Neues einfallen, nach Werbung kam die Verifizierung.
(Vielleicht sollten wir Bloggenden wirklich mal auf diesen Zug mit aufspringen)

Und die großen Verlage können es sich sicher leisten.

Was mich jetzt überhaupt erst auf das Thema gestoßen hat, ist ein Beitrag in der aktuellen „Der Selfpublisher“ (Ausgabe Nr. 33 März 2024).

Hier erklären Distributoren wie epubli, BoD und tolino-media warum sie keine Credit- Pakete erwerben. Was heißt, dass keiner der Autor*innen mit Distributor eine Leserunde veranstalten kann
(hier ist der Moment, bei dem es klar wird um was es mir hier geht).

Die Gründe sind nachvollziehbar:

Für sie ist das Credit System nicht richtig ausgereift, und sie hätten keine Kontrolle darüber, welche oder welcher ihrer Autor*innen die Credits verwendet.

Im Prinzip müssten sie also die teuren Credit- Pakete erwerben, was tatsächlich nachvollziehbar schon kaum Re- finanzierbar ist. Wer sein Buch z.B. bei epubli verlegen und drucken lassen möchte, bezahlt einmalig 14,95 Euro dafür und drückt bei der Marge was ab. Für 79 Euro + den Wert der Leseexemplare Gegenwert müssten hier schon eine ordentliche Summe an Büchern verkauft werden. Was nur leider nicht funktioniert, wenn niemand mitbekommt, dass das Buch überhaupt existiert.
Hier darf natürlich nicht vergessen werden, dass es sich nicht um Verlage, sondern Dienstleister handelt. Ohne deren Credit- Erwerb nur leider keine/r der dort veröffentlichten Autor*innen eine Leserunde veranstalten kann.

Und weiter ist es nicht gerecht, dass die Kontrolle für die Distributoren verloren geht bzw. nicht existiert. Denn die Selfpublishing- Dienstleister dürfen hier nicht mehr tun, als teure Credits zu erwerben.
Im Prinzip kann so ein Autor 10 Credits für sich beanspruchen und der Rest geht leer aus… wenn sie nicht nach einem Jahr wieder verfallen, weil sie nicht aufgebraucht wurden.

Das kann sich in Zukunft natürlich noch ändern, aber da stehen wir zumindest jetzt.

Privatpersonen und Selfpublisher mit Distributor sind raus. Komplett raus.
Auf der Seite Selfpublishing.bibel kann ich nämlich entnehmen, dass es auch für KDP- Autor*innen (seit 1.2.) nicht anders aussieht (Das lässt sich auf Lovelybooks so nirgends rauslesen. Wird wohl schon seine Gründe haben…).

Und Selbstverleger sind ja praktisch Privatpersonen, können aber, wenn ich das richtig durchschaue, zumindest ein Paket für 2500 Euro buchen.

Aber das FAQ stimmt hier ohnehin vorne und hinten nicht. Hier wird nämlich suggeriert, dass man einfach eine Leserunde anlegen kann, und dann wird das dem Verlag oder Distributor abgezogen und für andere Selbstverleger geht das wohl einfach so.

Das würde ich natürlich auch nicht aktualisieren, denn dann könnte ja jeder nachvollziehen, wie verlogen das ist.

Ohne den Beitrag in „der Selfpublisher“ wäre ich dem wie gesagt nicht auf die Schliche gekommen (und ich frage erneut: Wo bleibt der Aufschrei? Warum äußert sich hier niemand dazu?).

Immerhin kam Lovelybooks der wohl doch irgendwo existierenden Kritik richtig großzügig nach.
Als einmalige „Aktion“ zur Leipziger Buchmesse konnten Autor*innen und Selfpublisher nämlich das „LBM 2024 Special“ buchen. Dieses beinhaltete einen Credit sowie eine Spotlight-Platzierung für 3 Tage für insgesamt 99 €.

Sorry, aber mir ist das Lob für diese tolle Aktion im Halse stecken geblieben.
 

Das Ende der Vielfältigkeit ist da. Diesmal wirklich.

Wer sich bei mir auf dem Blog umschaut, wird schnell merken, dass Bücher von großen Verlagen und Publikumsverlagen überproportional gelesen und rezensiert werden.

Und das stört sicher niemanden so sehr wie mich.
Denn mittlerweile bin ich als Vielleserin und Buchbloggerin unglaublich oft enttäuscht und noch öfter einfach gelangweilt.

Denn klar: Hier wird verlegt, was sich gut verkauft. Mainstream und unglaublich oft dasselbe vom letzten in grün, pink und blau.

Umso besser eigentlich, dass es nie so einfach war wie heute, ein Buch selbst auf den Markt zu bringen.
Der Buchmarkt ist dadurch vielfältiger und bunter geworden.

Das Problem ist: Es war auch noch nie so schwer diese Bücher zu sehen und zu finden wie heute.

Denn das Monopol haben große Verlage, und zwar überall. Im Buchhandel offensichtlich.
Aber eben auch aufgrund ihres Werbebudgets auf den Sozialen Medien.

Und jetzt auch noch auf Lovelybooks.

Der bekanntesten Blattform, um als Selfpublisher an Rezension zu kommen und dadurch auch Sichtbarkeit zu erlangen.
Ohne sich (noch weiter) zu verschulden (eBooks).

Das war das Argument für mich, für Lovelybooks.
Denn hier hatte ich anfangs auch schlechte Erfahrungen gemacht (vor allem mit großen Verlagen, wohlgemerkt), Aber die Vorteile haben hier klar überwogen.

Nur hier habe ich ohne großen Mehraufwand Bücher abseits des Mainstreams entdeckt, vor allem über die Leserunden.

Die Zeiten sind nun zu Ende.

Das ist es, das Ende der Vielfältigkeit auf dem Buchmarkt. Denn jetzt werden wir nur noch die Bücher finden und kaufen, die uns im Buchhandel anlächeln, auf Social Media gezeigt werden, und die die es sich leisten können, eine Leserunde auf Lovelybooks zu veranstalten. Wenn sie überhaupt dürfen.

Nehmen wir das wirklich einfach so hin? Ohne Aufschrei aus der Bubble? Ohne Gegenwind?

Weiter bin ich auf meinen Recherchen übrigens auf eine Aussage von Lovelybooks gestoßen, bei der von offizieller Seite mitgeteilt wird, dass nicht auf jeden Lösungsvorschlag eingegangen werden kann. Dafür gibt es aber wohl ein Team von Lovelybooks- Nutzern, die bei jeder Änderung mit einbezogen werden.

Ich halte diese Aussage für nicht stichhaltig, denn eine Situation wie diese wäre so niemals zustande gekommen…

Ich möchte die ganze Thematik noch einmal in Relation setzen:

Was kommt als nächstes?

Vollkommen logisch. Als nächstes bezahlen die Rezensenten dafür, dass sie sich ein Buch kaufen dürfen, eine Rezension verfassen dürfen und natürlich, ganz wichtig, dafür, diese auf Lovelybooks zu veröffentlichen.

Klingt absurd? Unwahrscheinlich?

Genau so absurd wie das Beispiel des Selfpublishers, der jahrelang an seinem Werk arbeitet und tausende Euro für Cover, Lektorat usw. investiert und über epubli veröffentlicht. Er wird weiter in die Tasche greifen um den Großteil der Rezensionsexemplare selbst zu finanzieren. Und dann natürlich und selbstverständlich noch einmal ZWEITAUSENDUNDFÜNFHUNDERT EURO dafür ausgeben, um seine ersten zwanzig Rückmeldungen und etwas Sichtbarkeit zu erlangen.

Wieso sollten wir Rezensenten nicht auch dafür bezahlen? Fällt mir ehrlich dann auch kein Argument mehr ein.

Da würde mir sicher kein Zahnrad vom Hut abfallen, denn so langsam überrascht mich hier nichts mehr…

 

Was machen wir jetzt?

In erster Linie würde ich mich freuen, wenn dieser Beitrag geteilt wird. Denn ich bin sicher, denn Meisten geht es da so wie mir und sie haben das gar nicht mitbekommen.

Generell muss daher die Botschaft weiterverbreitet werden. Das könnte bereits eine große Welle und Änderung bewirken, denn ganz ehrlich, das sieht wirklich überhaupt nicht gut aus für Lovelybooks.

Und das muss so auch dort ankommen.

Im nächsten Schritt muss eine Lösung her.

Wenn Lovelybooks nicht in absehbarer Zeit Selfpublisher- und Klein(st)- Verlage- freundlich agiert, bin ich hier nämlich gerne bereit, richtig Wind zu machen.

Es ist zum Beispiel sinnvoll, die Meinung/ Kritik der Bubble geballt zu sammeln und weiterzugeben und jede Pressestelle anzuschreiben. Als Journalistin juckt es mir hier nämlich stark in den Fingerspitzen.

Daher sind meine eigenen Lösungsvorschläge zweitrangig, wichtig ist nur, dass sich hier irgendwas tut.

Her mit dem Aufschrei!

 

 

*Kleine sinnvolle Ergänzung:

Derzeit kann von jedem und jeder eine Leserunde erstellt und abgehalten werden, wenn alle Leser*innen das Buch selbst erworben haben. Lovelybooks schließt hierbei ausdrücklich aus, dass die Bücher dann auf „anderem Wege“ verlost werden.

Sorry not sorry, aber auch hier ist mir das Lob für diese tolle Aktion im Halse stecken geblieben.

Quellen:
Alle erwähnten Quellen und Information wurden von mir direkt im Beitrag ( AUF MEINEM BLOG) verlinkt.

Der Sachverhalt

Konnte in dieser Form nur durch gute Recherche von mir gefunden und wiedergeben werden. Weitere Ergänzungen zum Sachverhalt sind gerne gesehen, vor allem da dieser sich täglich ändern kann und gar nicht so leicht zu durchschauen ist.

Alle Informationen sind tagaktuell wiedergeben.

Kommentare

Pure Brass and Books kommentierte am 21. April 2024 um 16:43

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