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Foto: Werner Karl

Wie verlegt man selbst ein Buch? (Interview)

Werner Karl hat gerade seine Fantasy-Trilogie "Spiegelkrieger" im Selnbstverlag veröffentlicht. Im Interview verräter er, worauf man beim Selfpublishing achten sollte.

Frage: "Ehrlich gesagt, bei Self-Publishing und Kleinstverlagen bin ich immer sehr vorsichtig. „Spiegelkrieger“ ist aber eine der erfreulichen Überraschungen, bei denen ich mich frage, warum sie (bislang) kein Verlag wollte. Erzähl uns doch bitte ein wenig über deine Versuche es zu publizieren."

Antwort: "Oh je, das gibt eine längere Antwort. Deine Vorsicht bei Self-Publishern ist verständlich, weil berechtigt. Als SP musst du eben halt alles selbst machen, bzw. organisieren und Dinge, die man nicht in vernünftiger Qualität selbst erledigen kann, an Profis abgeben … und bezahlen.
Das fängt schon mal mit dem Korrektorat und Lektorat an. Übrigens zwei Dinge, die gerne von Anfängern verwechselt und vermischt werden. Als Autor bist du schlicht und ergreifend textblind und mitunter in deine Sätze und Formulierungen verliebt. Das ist völlig normal. Ein Verwandter oder Freund als Test- oder Zweitleser ist hier aber die schlechteste Wahl. Ich habe – zumindest beim Punkt Korrektorat – das Glück, dass ich eine Rechtschreibkorinthe bin, die jeden Tippfehler als schwarzes Stäubchen auf einer weißen Weste empfindet.
Ein Lektorat ist aber etwas ganz anderes: Hier wird ein Text auf innere Logik, sprachliche Qualität, Handlungsverlauf, Spannungsbögen und noch etliche andere Dinge hin überprüft. Und das kann man alleine so gut wie nie. Ich habe meine Romane an ein professionelles Lektorat gegeben, die diese Arbeit ohne die Scheuklappen Freundschaft sauber abgearbeitet haben.
Dann kommt natürlich das Cover: Es ist die wichtigste Marketingmaßnahme für jedes Buch. Denn ist es nichtssagend, langweilig oder passt es nicht zum Inhalt, bleibt das Buch auf dem Verkaufstisch liegen. Meine Cover-Designer erhielten von mir eine kleine Liste mit Punkten, die ich haben wollte. Die Bildrecherche und Auswahl habe auch ich erledigt um ein Hin-und-Her – und damit Kosten – zu vermeiden. Ich bin begeistert, wie die meine Wünsche umgesetzt haben.
Und um auf dein eingangs erwähntes Misstrauen zurückzukommen: Etwa 70% aller Self-Publisher beachten weder die Rechtschreibfunktion ihres Textverarbeitungsprogrammes, scheinen den Duden zu ignorieren, von schrecklichen Cover mal ganz abgesehen. Gottseidank ist hier aber ein Trend zu mehr Qualität festzustellen. Und das ist gut so.
So, nun zu den Verlagen. Leider, leider tummeln sich auf dem Markt massenhaft DKZV, also Druckkostenzuschussverlage. Die zocken unbedarfte Neulinge gnadenlos ab. Ich habe erst kürzlich von einem Herrn gehört, der so einem „Verlag“ 16.000 € in den Rachen geworfen hat und so gut wie nichts als Gegenleistung erhielt. Davor kann ich nur jeden warnen.
Ganz anders die Kleinverlage: Die sind innovativ, springen auch mal über Genre-Grenzen und machen oft eine tolle Arbeit. Leider bedeutet es aber auch, dass sie nur ein sehr geringes Budget für Werbung haben.
Die großen Publikumsverlage sind mir immer noch zu sehr in ihrem Schubladendenken, sprich Programmplätze und Genre-Einteilung verhaftet. Außerdem sind die Prozesse, bis ein Buch auf den Markt kommt, einfach zu lange. Das rächt sich gerade eben durch den Boom Self-Publishing als Print und E-Book. Meine Spiegelkrieger-Trilogie ist dazu noch Dark-/History-Fantasy, passt also weder zu einem Horror- oder Dark-Verlag, ist keine reine Fantasy oder ein historischer Roman. Und wegen mir startet ein großer Verlag keine neue Genre-Linie.
Wenn ich darf, mache ich hier mal Werbung für mein E-Book „Autor werden, Autor sein, Autor bleiben“. Es gibt für Self-Publisher so viel zu wissen, dass ich aus einer eigenen To-do-Liste und meinen Erfahrungen einen kleinen kollegialen Ratgeber erstellt habe, den man für 2,99 € als E-Book sich holen kann. Ein Betrag, der mich nicht reich und den Käufer nicht arm macht. Der aber sicher vielen weiter hilft und Fallen (DKZV) und Fehler vermeiden hilft."

Frage: "Jetzt ist das Buch ja bei (oder sagt man „über“?) Create Space erschienen. Wie genau funktioniert das?"

Antwort: "Wie? Einfach genial: Gestartet habe ich natürlich erst mal für alle drei Bände mit E-Books. Der Text war fertig, zig-fach korrigiert und lektoriert, die Front-Cover (!) ebenso. Den Rest kann man alles – mit zunächst englischsprachiger Hilfe – selbst machen. Und 70% Tantiemen sind ein Argument, oder nicht? Wenn Amazon nun auch noch seine Mitarbeiter anständig bezahlt, ist auch die alte Gewerkschaftsseele in mir zufrieden.
Der zweite Schritt ist dann, aus dem Frontcover solche für den Print zu gestalten. Die Stärke des Buchrückens ergibt sich durch die Seitenzahl, Beschnitt und noch einige andere Dinge. Da wird man aber von Create Space (ein Ableger von Amazon) gut geführt. Und der Service von Amazon/CS, den Autoren genießen können, ist einfach klasse; anders kann ich es gar nicht sagen. Die sind verdammt schnell, was die Beantwortung von Fragen angeht. Änderungen sind rasch wieder online. Ich rede hier von wenigen Stunden oder 1 bis max. 2 Tagen. Dazu eine eigene Amazon-Autorenseite mit Terminkalender für Lesungen, Trailern, Klappentext, Blick ins Buch (also eine Leseprobe), Rezensionen, Rankings, Verkaufsstatistiken … alles kostenlos."

(Das volle Interview findet ihr hier.)

"Autor werden, Autor sein, Autor bleiben" von Werner Karl

Kommentare

Nisnis kommentierte am 25. Mai 2015 um 08:37

Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!

Naoki kommentierte am 26. Mai 2015 um 08:53

Eindeutig, danke... Ich verstehe auch, warum so viele auch gute AutorInnen über Amazon veröffentlichen. Das Problem ist, dass man die tollen Konditionen nur bekommt, wenn man sich verpflichtet, einige Zeit nirgendwo anders zu veröffentlichen...

Für mich als Kundin, die eigentlich nicht über Amazon bestellen will, ist das natürlich doof...

Bücherteufelchen7000 kommentierte am 16. Juni 2015 um 16:36

Mir gefällt der Beitrag sehr gut und er ist sehr informativ. Ich habe ihn letzten Monat übersehen, als ich krank war.

Zwischen den Zeilen kommentierte am 19. Juli 2015 um 15:08

Vielen Dank für die Infos! So genau hatte ich mir die ganze Thematik noch gar nicht angeschaut bisher.