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5 Skandal-Bücher

Bücher, die für Aufsehen sorgten

5 Skandal-Bücher

Es ist eine Frage, die immer wieder diskutiert wird: Wie weit darf Literatur gehen? Darf sie ihre Leser provozieren, ihren Glauben ins Lächerliche ziehen und Gesellschaften parodieren? Wie stellen euch 5 Romane vor, die bei ihrem Erscheinen für große Skandale gesorgt haben.

1) "Unterwerfung" von Michel Houellebecq

 Unterwerfung

Erst vor einigen Monaten wurde die Frage wieder laut: "Darf Literatur das eigentlich?" Ursache war die Veröffentlichung von Michel Houellebecqs neuestem Roman "Unterwerfung", der zeitlich mit dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo zusammenfiel. An dem Tag, als zwei islamistische Attentäter 12 Menschen töteten, mit ihrer Tat die Presse- und Meinungsfreiheit angriffen und die ganze Welt nach Frankreich blickte, erschien der sechste Roman des umstrittenen Schriftstellers, in dem das islamisierte Frankreich im Jahre 2022 im Zentrum des Geschehens steht. Genau an diesem Tag war auf der Titelseite des Magazins eine Karikatur von Houellebecq zu sehen. Bereits im Vorfeld hieß es, "Unterwerfung" sei islamophob. Eine Annahme, die nicht von ungefähr kam, hatte Houellebecq schließlich schon häufiger in Interviews mit islamkritischen Aussagen - wie der Islam sei die „dümmste aller Religionen“ - Aufsehen erregt. Auch wenn der Autor vor seinem Besuch bei der Lit.Cologne eine Erklärung aufsetzen ließ, in der er den Vorwurf, er sei islamophob zurückwies, wurde der Roman kontrovers diskutiert. Das Interesse am Buch war immens. Sofort landete es auf Platz 1 der Bestseller-Listen und auch Monate später noch ist er unter den Top 15 zu finden.

2) "Die satanischen Verse" von Salman Rushdie

 Satanische Verse

Bereits 1988 erschien der umstrittene Roman "Die satanischen Verse" von Salman Rushdie, der von zwei indischen Muslimen handelt, die wie ein Wunder eine Flugzeugexplosion überleben. Doch nach dem Unglück beobachten die beiden rätselhafte Veränderungen an sich. Während dem einen Hörner und Schwanz wachsen und er dem Teufel immer ähnlicher wird, verwandelt sich der andere zum Erzengel Gabriel. Der Erzähler nimmt immer wieder Bezug auf die Geschichte Mohammeds, dabei nutzt er den Schimpfnamen des Propheten "Mahound", der übersetzt "Teufel" bedeutet, zweifelt die Offenbarung des Korans als teils von Satan eingeflüstert an und lässt Prostituierte zu den Ehefrauen Mohammeds werden. Blasphemische Inhalte, die viele gläubige Moslems verletzten und provozierten. Wie auch den iranischen Ajatollah Ruhollah Musavi Chomeini, der ein Todesurteil über den indisch-britischen Schriftsteller verhängte und ein Kopfgeld in Höhe von 3 Millionen Dollar auf ihn aussetzte. Er rief alle "aufrechten Moslems" dazu auf, Salman Rushdie sowie alle Personen, die an der Veröffentlichung des Buches beteiligt waren, hinzurichten. Sollte jemand dabei sterben, wäre dieser als Märtyrer anzusehen und käme direkt ins Paradies. Rushdie tauchte unter und wurde vom britischen Geheimdienst bewacht. Auch wenn die Fatwa nie zurück genommen wurde, lebt und arbeitet der Autor heute - ohne Leibwache - in den USA.

3) "Axolotl Roadkill" von Helene Hegemann

 Axolotl Roadkill

Mit gerade mal 17 Jahren veröffentlichte Helene Hegemann ihren Debütroman „Axolotl Roadkill“. Sogleich wurde die Tochter des bekannten Dramaturgen Carl Hegemann als hochtalentierte Nachwuchsautorin gefeiert. Der Coming-of-Age-Roman über das Leben der 16-jährigen Mifti wanderte auf die Bestsellerliste und der Name des jungen Ausnahmetalents lag in aller Munde. Doch schon nach kurzer Zeit wurden die ersten Plagiatsvorwürfe laut. Ganze Passagen soll sie aus „Strobo“ vom Berliner Blogger Airen kopiert haben. Und damit nicht genug. Auch andere Autoren wie David Foster Wallace und Reinald Goetz sollen als Ideengeber fungiert haben. Der Plagiatsvorfall löste eine der größten Feuilletons-Debatten der letzten Jahre aus. Alles drehte sich um die Fragen: Wo endet Intertextualität und wo beginnt Plagiat? Dabei spalteten sich die Leser und Kritiker in zwei Lager: Hegemann-Gegner und Hegemann-Freunde. Drei Jahre später erschien ein neuer Roman der Autorin "Jage zwei Tiger". Und wieder war sich das Feuilleton uneinig, wie er zu beurteilen sei. Doch nach dem großen Skandal um "Axolotl Roadkill" fand die Diskussion über ihren zweiten Versuch sehr viel leiser statt.

4) "American Psycho" von Bret Easton Ellis

American Psycho - Breat Easton Ellis

1989 veröffentlichte der amerikanische Schriftsteller Bret Easton Ellis den Roman "American Psycho", in dem der reiche und angesehene New Yorker Yuppie Patrick Bateman seine innere Leere mit immer blutrünstigeren Sex- und Gewaltexzessen zu kompensieren versucht. Schon vor der Veröffentlichung kam es  zu massiven Protesten; vor allem Frauenorganisationen kritisierten die menschenverachtenden Gräueltaten des Protagonisten. Kurz nach seinem Erscheinen sah sich der Verlag "Simon & Schuster" gezwungen, den Roman wegen seiner extremen und detaillierten Gewaltschilderungen vom Markt zu nehmen. Kurz darauf übernahm der Vintage Verlag. Etliche Bibliotheken versuchten, den Roman zu verbieten, doch er wurde in den USA nie indiziert. Als "American Psycho" dann in Deutschland bei Kiepenheuer & Witsch erschien, war das Interesse der Leser nicht so hoch wie erwartet. 1995, vier Jahre nach der Veröffentlichung, setzte die Bonner Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften den Titel auf den Index. 6 Jahre lang blieb der Titel verboten bis Kiepenheuer & Witsch 2001 die Aufhebung der Indizierung erwirkte; seither ist das Buch wieder frei verkäuflich.

5) "Lolita" von Vladimir Nabokov

Lolita - Vladimir Nabokov

Der 1955 erschienene Roman behandelt ein skandalträchtiges Thema: die pädophile Liebe des Literaturwissenschaftlers Humbert Humbert zu seiner 12-jährigen Stieftochter Dolores Haze. Der russisch-amerikanische Schriftsteller Vladimir Nabokov hatte es zu Anfang schwer, einen Verlag für sein Buch zu finden. Als Pornografie abgestempelt lehnten mehrere amerikanische Verlage das Manuskript von Vornherein ab. Zudem war man der Auffassung, die Geschichte verharmlose das Thema Kinderschändung. In Frankreich dagegen wurde Nabokov schnell fündig. Der Verlag Olympia Press, der auf englischsprachige Erotikliteratur spezialisiert war, nahm den Schriftsteller unter Vertrag. Schnell sorgte der Stoff auch über die Ländergrenzen hinaus für großes Aufsehen. Eine Zeit lang wurde sogar das Programm des Verlags verboten. Doch damit stieg weltweit das Interesse an dem skandalträchtigen Roman, so dass er schließlich doch auch in den USA verlegt wurde und seinen weltweiten Erfolg feierte. Bis heute gehört "Lolita" zu den Klassikern der Weltliteratur. 

Kommentare

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nikolausi kommentierte am 20. Dezember 2015 um 18:03

Mir fällt Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" ein.

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