Magazin

Krimi & Co. Autorenvorstellung

Interview mit D. Evilll

Name?
D.Evilll! So steht es zumindest auf den Büchern. Ein Fragment meines vorherigen Lebens als Musiker. Es ist die Kurzform von Dream Evil, einem unserer Songs, hat also nichts mit dem Teufel zu tun (wie oft vermutet). Ich habe natürlich auch einen richtigen Namen, Andreas Roschak, kein Geheimnis, wie du siehst.

Familienstand?
Verheiratet, diesmal mit der Richtigen! Ich habe meine Dunkelelfe auf einem unserer Konzerte kennengelernt, Metalstorm Festival 2001, glaube ich. Das zarteste Geschöpf auf Gottes Erde, ganz in hautengem schwarzem Leder, mit ’nem bauchfreien Fledermaus-Top und einer süßen Nickelbrille mit verspiegelten Gläsern stand sie vor mir. Das typische Grundschullehrerinnen-Outfit halt.

Kinder?
Yes, sie 3 und ich 3, macht zusammen 5. (Nein, ich kann rechnen, 5 ist richtig)

Geburtsdatum bzw. Geburtsjahr?
Auch kein Geheimnis, ich habe jetzt das halbe Jahrhundert voll.

Größe?
In cm gemessen bringe ich es auf 187.

Beruf?
Du meinst arbeiten und so? Ich sollte Maschinenbau studieren, wollte aber lieber Rockmusiker werden. Das hab ich dann auch gemacht. Mit meiner Elfe zusammen war ich danach neun Jahre recht erfolgreich mit einem Gothic/Metal-Shop (Accessoires/Schmuck/Mode). Inzwischen produziere und verkaufe ich erneuerbare Energie. Auch die Autorentätigkeit ist eine Berufung …

Deine Werke?
Es ist schon witzig, ich habe zwei (fast) fertige Romane auf dem Rechner und veröffentliche aber zwei völlig neue. „Das Säuseln im Wald“ ist eine Art Kammerspiel, eine Novelle. „Eilean Beatach – Die Insel der Bestie“ geht eindeutig weiter. Es wird als gedrucktes Werk ca. 700 Seiten stark sein. Wer den Teufel mag, wird dieses Buch lieben. Auch hier: Es bleibt bis zum Ende undurchsichtig!
Dann werde ich mich an den Nachfolger vom „Säuseln“ machen. Nein, keine Fortsetzung, ich übernehme nur eine mir sehr lieb gewordene Person, einen mystischen Gegenstand und … nein, mehr wird nicht verraten. Nur eins: Das Konzept steht, es wird völlig anders sein.
Die beiden „eingefrorenen“ Geschichten sind aus dem Fantasy/Dark Fantasy-Bereich. Sie klopfen und drängen, drohen mir …! Nur ruhig, ihr Lieben, nur ruhig.
Zeit, ich brauche mehr Zeit!

Deine Homepage?
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oder bei Twitter: devilll2
und demnächst eventuell ein Blog. Da haben wir es wieder, das Zeitproblem. Schreiben, bloggen, twittern, posten – wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Warum schreibst du gerade in diesem Genre?
Ich habe meine Leidenschaft für Fantasy- und Horrorgeschichten schon früh entdeckt. In der Schule spalteten meine Aufsätze meist die Klasse. Einmal wurde ich von der Lehrerin gebeten, das Vorlesen besser zu beenden (dabei hatte sie mich doch selbst dazu aufgefordert!). Da wusste ich, dass meine Geschichte funktioniert. Es ist wie mit allen Dingen – was man gerne tut, macht man richtig. Ich stand schon mit Totenschädeln, umgedrehten Silberkreuzen und Drachenschwertern auf einem Ostermarkt. Mit Socken und Strickpullis hätte ich das nie gemacht. Warum sollte ich also etwas anderes schreiben? Sword & Sorcery, Horror & Geistergeschichten, das lese und schreibe ich, das ist meine Welt!?!

Was hat dir dein Vater und was hat dir deine Mutter mitgegeben?
Das Kreative, die innere Unruhe, die Liebe zur Natur. Am Strand den Sonnenuntergang beobachten, im Regen spazieren gehen, den Wald riechen, das Moos, die feuchte Erde. Lagerfeuer machen, die Sterne beobachten. Weißt du, wie es ist, wenn man abseits jeglicher Zivilisation in der Nacht zum Himmel schaut? Wann hast du zum letzten Mal die Milchstraße leuchten sehen?
In einer Großstadt würde ich eingehen. Ich habe jahrelang in Düsseldorf gearbeitet, gewohnt habe ich aber außerhalb.

Du wirst zum Essen eingeladen. Was magst du gar nicht?
Schlechte Tischmanieren, unhöfliche Kellner, vorgezapftes Bier. Privat würde ich es schade finden, wenn der Gastgeber seine Künste überschätzt und das eigene Unvermögen auf die Zutaten abwälzt. Oder wenn ich nachher auf dem Rückweg noch eine Fastfood-Kette aufsuchen muss, um ein ausreichendes Sättigungsgefühl herbeizuführen. Ist aber noch nie vorgekommen, ich schwöre: Noch niiiie! (Man weiß ja nicht, wer das hier alles liest ;-)
Was die Gerichte anbelangt: Ich verzichte gerne auf „bemalte Teller“, diese 5-Gänge-Menüs mit einem Gesamtbrennwert von 258 Kalorien. Dann doch lieber eine frische Pizza oder ein saftiges Steak, gerne auch mit Salat.
Ich mag „Haute Cuisine“ und deren Meister. Paul Bocuse, zum Beispiel, ist einer davon.
Neue Küche? Die Ärzte wurden abgelöst, heute sind Köche die neuen „Götter“! Woran das liegt? Ich würde vermuten, es ist ein Zeichen der Zeit. Da es kaum noch Hausfrauen gibt, die das Kochen erlernt haben, werden die Fernsehköche beklatscht und bewundert, wie Genies. Okay, tolles Gericht, wie heißt das? Oh, hmm, Pfannkuchen! Sieht voll lecker aus, ist aber auch nicht leicht gewesen. Erst den Teig rühren, Milch und Mehl, puh! Nachkochen? Nee, Herbert, nee! Tüten-Fix für heißes Wasser, Hackfleisch und Nudeln, muss heut schnell gehen!

Bitte keinen Aufschrei der Entrüstung, es gibt sie noch, die Herren und Herrinnen der Küche, denen es Freude macht, mit frischen Zutaten zu jonglieren. Aber sie sterben aus …
Ach, die Frage war, was ich gar nicht mag? Jetzt aber schnell … Austern!

3 Dinge, die zu einem perfekten Tag dazu gehören?
Feuer, Pfeife, Stanwell – so war es jedenfalls, als ich klein war. Mir persönlich reicht heute das Gefühl, etwas vollbracht zu haben, ein Kuss von meiner Elfe und genug Zeit für mich und meine Hobbies. (Schreiben ist kein Hobby, ich genieße es trotzdem.)

Dein Lieblingsurlaubsland und warum?
Definitiv – Schottland!!! Die Landschaft ist überwältigend vielseitig, das Klima angenehm, die Leute unkompliziert. Dort will ich meinen Lebensabend verbringen. Es gab auch schon reale Pläne, wir hätten fast die Kirche in Urquhart gekauft. Auch ein Traum, den es noch zu verwirklichen gilt!

Welcher Film bringt dich zum Lachen und welcher zum Weinen?
Oh, da gibt es einige. Ich glaube, große Filme beinhalten beides. Lachen musste ich bei Peter Jacksons „Braindead“, der Film (Splatter@it’sBest) ist einfach Kult. Als ich hörte, Peter soll „Herr der Ringe“ verfilmen, hab ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
„Tucker & Dale vs Evil(ll)“ hat mir auch die Tränen in die Augen getrieben. Ganz mein Humor! Bei „Mein Führer“ von Dani Levy ist mir das Lachen leider im Hals stecken geblieben. Es war schon witzig, aber bei der Thematik kann man nicht unbeschwert sein.
Traurige Filme: „Zeit der Zärtlichkeit“ – heftiger Druck auf die Tränendrüse am Schluss, „A.I. – Künstliche Intelligenz“, ein absolut trauriger Film! Ich bin nah am Wasser gebaut und heule gerne mal ’ne Runde. Aber ich verstricke mich … Filme sind auch so eine Leidenschaft von mir, ich sammle alles, was gut ist, auch viele Low Budgets und B-Movies.

Deine Lieblingseissorte?
Walnuss oder Zabaione, ich kann mich nie entscheiden und nehme immer beide.

Welches Buch kannst du uneingeschränkt empfehlen und warum?
Eins? Nur eins? Das wird schwer. Ich könnte ungefähr zwanzig nennen und alle mit Begründung, aber okay, ich habe mich entschieden: And the winner is … „Die Nebel von Avalon“ von Marion Zimmer Bradley.
Die Artus-Sage, erzählt aus der Sicht von Morgaine, Tochter von Igraine und Herzog Gorlois, Schwester von König Artus und Nichte von der Hohepriesterin Viviane, der „Herrin vom See“. Eine ergreifende Version der Sage um Excalibur und den Heiligen Gral.
Wer kennt sie nicht, die Sage um König Artus und sein legendäres Schwert aus dem Stein. Oft geschrieben, öfter verfilmt. Mal gut, mal … weniger gut. Hier ist das, in meinen Augen, einzige Werk mit Tiefgang. Die Autorin hat exzellent recherchiert und baut historische Begebenheiten verspielt in ihr Werk ein. Für so manchen Leser könnte sich nach dieser Lektüre eine „Glaubensfrage“ stellen.
Für mich eines der ganz großen Bücher! Wie trivial, werden andere jetzt sagen, aber die „schwere Kost“, die Höhenkammliteratur interessiert mich nicht.

Von welchem Buch sollte man die Finger lassen und warum?
Ach, das ist die Frage, bei der viele ausweichen, richtig?

Auch hier gibt es einige. Ich bin meines Erachtens kein Nestbeschmutzer, wenn ich eins nenne, denn diese Frage steht hier und verdient auch eine Antwort. Und warum nicht? Ich denke, schreibe und lese, da darf ich auch eine Meinung haben und diese nach außen hin vertreten, oder?
Also, Finger weg von meinem Sparbuch, es lohnt sich nicht!
Gänzlich kann ich von keinem Buch abraten, das sollte man mit sich ausmachen. Damals war der „Hexenhammer“ verpönt, ein Buch was ich mir daraufhin sofort besorgt habe. Manche Bücher langweilen mich aber einfach, ich würde sie nicht empfehlen:  Werke, die vor Längen nur so strotzen, die „Arlen-Trilogie“ von Peter v. Brett, zum Beispiel. Es ist in Mode gekommen, dünne Handlungen breitzuwalzen und auf „episches Format“ zu bringen. Ich habe einige davon erwartungsvoll angelesen. Jeder weiß es, wie es ist, wenn man irgendwann aufschreckt, die letzte gelesene Zeile sucht und dann fünf Seiten zurückblättert, weil man nicht mehr weiß, was man gelesen hat. Ihr kennt es! Weniger ist oft mehr.

Welchen interessanten Menschen würdest du gerne mal zum Essen einladen und welches Thema würdest du dann mit ihm besprechen wollen?
Oh, da brauche ich nicht weit in die Ferne schauen: Ich würde Christel Baumgart, meine Lektorin, zu uns einladen und sie fragen, warum die Seiten, die sie mir zurückschickt, immer so viele rote Unterstriche und Anmerkungen enthalten ;-)
Sie ist wirklich ein wichtiger Mensch in meinem Leben geworden und hilft mir gerade, die 700 Seiten von „Eilean“ zu ordnen.

Eines deiner schönsten Kindheitserlebnisse?
Als ich mit 6 mein erstes Kart bekam. Sechs PS, 35 km/h. Eine Eigenkonstruktion meines Vaters. Das gibt es heute noch. Mein Sohn ist schon drauf gefahren. Und meine Tochter. Und mein Sohn …

Man fragt deinen besten Freund/deine beste Freundin, wie er/sie dich mit drei Begriffen beschreiben würde. Welche wären das?
Dick & durstig (die Stimme kam aus dem Hintergrund)! Hey, das sind erst zwei, sag mal noch eins! Okay, dann eben auch noch: Ironisch!
(Ich hätte ja ganz andere genannt, aber man hat mich ja nicht gefragt …)

Dein Lieblingswitz?
Ich lache gerne, aber ich kann kaum einen behalten. Witze zu erzählen, ist eine Gabe. Otto find ich gut.

Lebensmotto?
Gib viel – nimm alles …

Was sollte auf deinem Grabstein stehen?
Es wird keinen Grabstein geben, ich halte nichts vom christlichen Totenkult, obwohl ich ein religiöser Mensch bin. Gottesfürchtig, aber nicht der Kirchen Freund. Kein Geheimnis.
Aber wenn ich einen letzten Spruch hätte: Metal – ’till I die!

Was treibt dich auf die Palme?
SMS-Deutsch, das deutsche Schulsystem (schon in der Grundschule wird „freies Schreiben“ vermittelt: Rechtschreibung ist nicht so wichtig, das lernen die schon mit der Zeit! So ein Blödsinn!).
Ich könnte Geschichten erzählen …, wo war ich stehengeblieben? Ach, das Fahrverhalten mancher Rad- und Autofahrer: Handzeichen/Blinken/irgendeine Spurwechselanzeige = altmodischer Kram. (Bisse uncool, odda was, Alta? Entspann dich bessa ma!)
Wie viel darf ich noch? Nur noch zwei? Okay: Intoleranz, Rassismus, Ungerechtigkeit, Gewalt gegen Kinder und Tiere, korrupte Menschen, gekaufte Rezensionen, Rechtschreibfehler in Büchern namhafter Autoren, Arroganz …

(das war ein klassischer Fade-Out)

Was würdest du deinen Lesern gerne einmal sagen?
Oh, das ist der (fast) einzige wirklich wichtige Teil der Befragung:
Liebe Leser, alle meine Veröffentlichungen werden durch ein professionelles Lektorat betreut. Ich möchte euch um etwas bitten: Es gibt viele unabhängige Autoren. Die meisten nehmen sich und ihre Werke ernst. Gebt denen, die euch gefallen, eine ehrliche Chance. Nutzt die Möglichkeiten der Bewertungssysteme. Und wenn es nur der ‚Gefällt mir‘-Button oder eine Rezension ist. Man wird es euch mit vielen neuen Geschichten danken. Das ist unser Beifall, das hält uns bei der Stange.

Danke, D.Evilll

Na, wie viele Punkte hab ich erreicht? Hab ich jetzt gewonnen?

Das Säuseln im Wald