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Artikelbild zu "Der sympathische Held"

Der Romanheld

Der nette Typ von nebenan?

Romanhelden sollten vielschichtig und authentisch sein. Doch wie wichtig ist es für Dich, dass sie auch sympathisch sind? Und welche Rolle spielt der Charakter des Protagonisten für Dein Leseerlebnis?

Es ist eine Frage, die immer wieder auftaucht und auch in der Community häufig diskutiert wird: Wie sympathisch ist mir der Held eines Romans? Kann ich mich in ihn hineinversetzen, sind mir seine Gedanken und Handlungen vertraut oder finde ich einfach keinen Zugang zu ihm, spüre ich Antipathie oder – im Extremfall – vielleicht sogar Hass? Und welche Bedeutung haben die Antworten auf diese Fragen für meine Leseerfahrung? Finde ich ein Buch nur dann gut, wenn ich die Charaktere mag?

Anfang Oktober haben hier bereits einige von euch über das Thema diskutiert. Als ich eure Gedanken dazu gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass es den meisten Lesern in erster Linie wichtig ist, dass die Charaktere realistisch beschrieben werden und authentisch sind. Doch daneben wünschen sich viele einen sympathischen Helden. So schreibt Annie beispielsweise: „Mir ist es an sich auch wichtiger, dass die Charaktere in einem Buch realistisch rüberkommen. Allerdings sollte mir zumindest die Hauptfigur auch sympathisch sein.“ Und auch coala sagt: „Realistisch sollen die Figuren schon sein, aber sympathisch wäre dazu auch noch ganz nett :)“ Leser möchten vom Schicksal ihrer Helden berührt werden, sie möchten sie verstehen und mitfühlen. Es sind eben nicht die perfekten Figuren, die unser Herz erobern. Es sind Menschen, wie sie einem jeden Tag begegnen, vielschichtig, liebenswürdig und mit Schwächen und Macken, die sie noch ein wenig charmanter machen. Wir möchten beim Lesen vergessen, dass sie eigentlich nicht existieren. Beim Aufschlagen des Buches erwachen sie zum Leben, von Seite zu Seite werden ihre Konturen klarer und im Laufe des Lesens werden sie Teil der eigenen Wirklichkeit.

Etwa 335 v. Chr. erschien das Buch „Poetik“ von Aristoteles, in dem sich der griechische Philosoph und Schüler Platons mit der Dichtkunst beschäftige. Über die Tragödie schreibt er darin, dass das Publikum „eleos“ und „phobos“ spüren soll, wenn es das Schicksal seines Helden auf der Theaterbühne sieht. Übersetzt wurden die griechischen Begriffe unter anderem mit „Mitleid“ und „Furcht“. Der Zuschauer soll mitfühlen – mit-leiden – wenn der Held seine Geschichte durchlebt, und dadurch eine Art Reinigung – die sogenannte „Katharsis“ – erleben. Empathie ist hier das Schlüsselwort. Wir fühlen mit Menschen mit, mit denen wir uns identifizieren können und die uns sympathisch sind. Und dieser Anspruch wird auch heute noch – über zwei Jahrtausende später – häufig an Romane gestellt. Wie viele Leser haben mitgefiebert, als Harry Potter die Einladung in die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei erhielt, als Darcy Elizabeth endlich seine Liebe gestand oder als beim Tag der Ernte Prims Name fiel und Katniss sich freiwillig als Tribut meldete? Weil Harry mit seinem bescheidenen Wesen, Katniss mit ihrer Unabhängigkeit und Elizabeth mit ihrem Stolz unsere Herzen erobert haben. 

Doch es gibt auch die anderen Romanhelden – die, die  uns unsympathisch sind. Für viele Mitglieder, die im November an der Leserunde zu „Odessa Star“ von Herman Koch teilgenommen haben, war der Charakter Fred Moorman eine Art Prototyp des unsympathischen Helden. So schreibt Fräulein Bücherwald in ihrem Fazit: „Nur leider fand ich Fred so unsympathisch, dass mir zwischenzeitlich ganz schlecht war von seinen Äußerungen über Frau de Bilde, ihre Tochter oder den behinderten Jungen im Hotel. So was menschenverachtendes habe ich lange nicht gelesen.“ Doch ist mit einem unsympathischen Protagonisten gleichzeitig auch das Buch schlecht? Hier scheiden sich die Geister. Für Yvonnes Lesewelt können Helden sich nicht alles erlauben: „Es gibt einfach Handlungen, die kann ich im realen Leben nicht tolerieren und auch nicht bei einem Buchcharakter.“, schreibt sie zu der Frage, ob Romanhelden sympathisch und/oder realistisch sein sollten. Ich dagegen liebe die Bücher von Herman Koch gerade, weil sie mich in fremde Gedankenwelten eintauchen lassen. Die psychotischen Männer, um die herum die Geschichte gespannt wird, sind nicht nur unsympathisch, durch ihre fehlende Empathiefähigkeit und ihre zynische und teils sadistische Art schlummert in ihnen jede Menge gefährliches kriminelles Potential. Es sind gerade der vielschichtige Charakter und die mir völlig fremden Gedanken- und Verhaltensmuster, die mich beim Lesen so faszinieren.

Wie ist das bei Dir? Müssen Romanhelden für Dich sympathisch sein? Und wenn ja, was macht sie für Dich sympathisch? 

Artikel verfasst von: +Maren Kahl

Kommentare

kommentierte am 04. Dezember 2013 um 12:48

Für mich müssen Romanhelden auch sympathisch sein. Und dazu müssen sie nicht unbedingt "gute" Menschen sein, mir war schließlich auch der Serienmörder in Süsskind´s "Das Parfum" sympathisch. Ich glaube schon, dass es damit zu tun hat, ob man sich irgendwo in den Romanhelden  hineinversetzen kann. Die Protagonistin von "Feuchtgebiete" war mir zum Beispiel total unsympathisch. Vielleicht einfach weil sie mich angeekelt hat. Ich denke wir entscheiden schon in den ersten paar Seiten eines Buches ob der Romanheld uns sympathisch ist oder nicht. Warum - gute Frage. Muss ich mal selbst drüber nachdenken. Auf jeden Fall ein sehr anregender Artikel! :-)

ichlesgern kommentierte am 04. Dezember 2013 um 12:52

Das sympathische, das kommt irgendwie beim lesen, wenn ich ganz viel über die Beweggründe von einer hauptfigut lese, dann weiß ich, ob ich genauso gehandelt hätte und dementsprechend ist er mir irgendwie sympathisch. Wenn ich in Büchern wenig über einen Protagonisten lese, wenn er nur am Rande erwähnt wird, kann ich mir kein Bild davon machen und dann weiß ich nicht, ob er mir sympathisch ist oder nicht.

Bei mir, glaube ich, richtet es sich nach dem Buch und der Erzählweise und wieviel über den Typen geschrieben wird. Und es sollte schon ein wenig realistisch, so, als würde ich denken, das könnte mein Nachbar sein oder meine Arbeitskollegin.

Ob ich jemanden sympathisch finde, entscheide ich intuitiv!

zombieatemyhead kommentierte am 04. Dezember 2013 um 13:19

Theoretisch ist das schon "logisch" wenn die Protagonisten in einem Buch sympathisch sind und man sie mag.
Als ich Hunger Games gelesen habe, mochte ich Katniss noch, aber ab dem zweiten Buch ging sie mir mehr und mehr auf die Nerven. Wie sich ein Charakter so um 360 Grad drehen kann, war mir unbegreiflich.
Harry (Harry Potter, duh!) mochte ich beim ersten lesen auch nicht. Schockierend oder? Ich lese die Serie gerade wieder (habe am Montag Goblet of Fire angefangen) und muss sagen, dass ich ihn jetzt sehr mag. Mein Lieblingscharakter ist er immer noch nicht, da ich, wenn es um Bücher geht, eigentlich immer die Nebencharaktere favorisiere.
Kennt jemand von euch Divergent? Das ist die erste Trilogie, bei der mich der weibliche Hauptcharakter nicht zu Tode nervt und total irrational handelt und geradeheraus sagt was sie denkt. Sie ist die Ausnahme in meiner "meine Lieblingscharaktere sind immer die Nebenpersonen"-Regel.
Snape ist mir auch nicht sympathisch aber trotzdem liebe ich ihn. Wir alle wissen ja wieso.

Holden Caulfield aus dem Fänger im Roggen ist ein gelangweilter, verwöhnter Großstadtjunge und kann nichts anderes als meckern und wehmütig über seine oberflächlichen Mitmenschen klagen, aber dennoch liebe ich auch ihn, weil ich mich oft beim Lesen in ihm wiederfinden konnte.

callunaful kommentierte am 04. Dezember 2013 um 21:23

Divergent habe ich vor kurzem erst gelesen. Ich hätte das Buch beinahe abgebrochen. Beatrice war mir einfach unglaublich unsympathisch! Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich eine Protagonistin noch weniger als Bella Swan ausstehen könnte...

Sarah_O kommentierte am 04. Dezember 2013 um 22:11

Da bin ich ja genau das Gegenteil von dir. Ich finde Katniss nicht wirklich sympathisch, aber ich finde sie spannend und ihre Entwicklung gelungen. Bin auch nicht der Ansicht, dass sie sich "gedreht" hat, sie wird meiner Meinung nach menschlicher.

Tris dagegen konnte ich oft nicht verstehen. Die ist für mich nicht glaubwürdig, vor allem im zweiten Teil nicht mehr.

passionelibro kommentierte am 04. Dezember 2013 um 14:20

Ich merke immer wieder, dass, wenn mir der oder die Protagonist/in nicht sympathisch ist, mir am Ende das Buch auch weniger gefällt.

Ich brauche einen Protagonisten, der mich anspricht ist und dessen Reaktionen, Gedanken und Taten ich auch verstehen kann. Hat er oder sie zu viele negative Eigenschaften (für mich), dann nimmt es mir auch den Lesespaß, da ich mich nicht mit ihr oder ihm identifizieren kann und ich somit nicht die Geschichte richtig "miterlebe", nicht mehr "mitfiebere" ...

Borkum kommentierte am 04. Dezember 2013 um 16:14

Ich tue mich leichter mit Romanhelden, die mir sympathisch sind - obwohl ich meine Lieblinge oft in einer Nebenrolle finde.

Ich kann aber nicht sagen, dass ich ein Buch schlecht finde nur weil mir der Hauptdarsteller unsympathisch ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich trotzdem Emotionen für ihn habe - nur halt negative. Ich würde aber keine Reihe mit einem mir unsympathischen Romanhelden fortsetzen.

Percy kommentierte am 04. Dezember 2013 um 16:33

Mir muss der Roman"held" auch sympatisch sein. Er soll nicht perfekt sein, denn dann wirkt er auf mich nicht mehr echt. Eigentlich gefällen mir gerade die, die mehr Macken haben, besser, da ich mich viel leichter in sie reinversetzen kann. Mir ist aufgefallen, dass ich einen Roman nicht direkt schlecht finde, wenn mir der "Held" nicht gefällt, aber es macht aus meiner Sicht das Buch schon etwas schlechter.

Steffi1904 kommentierte am 04. Dezember 2013 um 17:17

Sehr interessanter Artikel. 

Beim Lesen hab ich grad mal drüber nachgedacht, und mir ist spontan kein Buch eingefallen, bei dem mir der Protagonist nicht irgendwie sympathisch war. Manchmal dauert es vielleicht etwas länger.

Ich hab eher Probleme mit Protagonisten die zu perfekt sind. Das ist unrealistisch und auch nicht wirklich sympathisch weil einem so immer die eigenen Fehler noch mehr bewusst werden.

 

 

lesebrille kommentierte am 04. Dezember 2013 um 17:58

Die Protagonisten eines Romans sollten mir schon sympatisch sein auch mit Fehlern und Kanten behaftet. Wenn mir eine Romanfigur unsympatisch ist,lese ich evt. trotzdem weiter und wünsche ihr aber alles Schlechte.:)

Crazy-CAT kommentierte am 04. Dezember 2013 um 18:27

Geht mir im großen und ganzen genauso... Charactere müssen realistisch sein... Die Hauptfigur sympathisch, wenn sie komisch rüberkommt mag ich nicht weiterlesen, ist ja quasi damit zu vergleichen dass man auch im richtigen leben sympathische Leute um sich haben will und mit den anderen am liebsten nicht reden oder zu tun haben will... Oder eben einfach nur nicht nervig sein...

allesdings kann es mir bei Charakteren aus Büchern auch passieren, dass ich die "schlechten" oder "Bösen" Gegenspieler durchaus sympathisch finde auf ihre Art wie sie beschrieben sind oder eben realistisch handeln, auch wenn sie eigentlich das falsche tun...

das find ich bei George RR Martin übrigens interessant. Da wechselt es ständig dass ich für verschiedene Charactere plötzlich Sympathie empfinde wo vorher keine war... Er weiß es damit zu spielen, das find ich beim lesen noch zusätzlich spannend

alicia kommentierte am 04. Dezember 2013 um 21:44

Es gibt Momente da verfluche ich innerlich die Handlung der Figuren, würde am liebsten in das Buch hineinsteigen und meine Meinung geigen.

Doch gerade dafür liest man doch, um die Geschichten wirklich mit zu erleben und um Emotionen zu wecken.

Lrvtcb kommentierte am 04. Dezember 2013 um 21:51

Meistens ist das Buch fesselnder, wenn ich mich in die Rolle der Hauptperson hineinversetzen kann. Aber immer wieder merke ich auch, dass ich an sich noch viel lieber Romanhelden habe, die extrem selbstbewusst und sogar arrogant sind. Ich mag da Personen, mit denen ich im normalen Leben nichts zu tun haben wollte, wir zum Beispiel Eric in True Blood oder wie Bones in der Cat & Bones-Reihe.

Sarah_O kommentierte am 04. Dezember 2013 um 22:07

Nein, Figuren müssen nicht sympathisch sein. Viele kritisieren unsympathische Charaktere ja sogar in ihren Rezensionen, aber für mich ist das gar kein Maßstab. Manchmal müssen die Charaktere ja sogar unsympathisch sein, damit die Geschichte Sinn ergibt. Der Antiheld mit der dunklen Vergangenheit oder einfach ein Arsch wie Tommy Jauds Simon Peters. Warum sollte man solche Charaktere nach ihrem Sympathiefaktor bewertet werden? Mir ist es wichtig, dass die Figuren glaubwürdig wirken und insgesamt einfach Sinn machen, eine vernünftige Tiefe besitzen...

Wenn alle nur mit Blümchen werfen und super-duper-nett sind, ist es dagegen oft einfach nur langweilig. Gerade dieses "Ich-rette-die-Welt"-Mädchen, das sowohl super intelligent, immer hilfsbereit und tierisch beliebt ist, geht mir zu 90% einfach tierisch auf den Geist, weil sie nicht "echt" wirkt. Niemand ist so perfekt, ich bin nicht so perfekt. Wie soll man sich in sowas hineinversetzen? Oder diese "süßen" Naivchen und Dummchen, die nur über ihre Hormone nachdenken und dadurch - völlig vorhersehbar - von einer Katastrophe in die nächste stolpern...

Ich bekenne mich da ganz klar eher zu den Schwierigen, den Berechnenden und den "Bösen". Ein Charakter mit Macken macht viel mehr Spaß als die ewig "Netten".

Philippa kommentierte am 04. Dezember 2013 um 22:50

Schwierige Frage. Natürlich ist es schön, wenn der Romanheld mit sympathisch ist, aber das Buch kann auch gut sein, wenn er mir unsympathisch ist. Zu glatt sollte er ja auch nicht sein, denn dann wird er unglaubwürdig. Es kommt auch so ein bisschen auf das Buch an. Wenn ich einen Liebesroman lese, ist es natürlich schön, wenn der Held auch sympathisch ist. Wenn ich einen Krimi oder Thriller lese, mag ich es auch durchaus, wenn der Ermittler ein komischer Kauz ist. :-)

 

Lauritzel kommentierte am 04. Dezember 2013 um 22:54

Romanhelden müssen nicht immer sympathisch sein.

Sie müssen Charaktere sein, einzigartig! Ein Autor wird doch auch umso interessanter, wenn er etwas riskiert, und nicht nur Figuren erschafft, mit denen sich die breite Masse identifizieren kann. 
Ich fühle mich auch unterhalten, wenn ich mich regelrecht mit der Figur streiten kann. 
Wenn der Romanheld jedoch dumm ist, also wirklich unverständlich hohl, dann kann ich mir das Ganze auch nicht bis zum bitteren Ende geben. 

serpina kommentierte am 05. Dezember 2013 um 08:51

Vielen Dank erstmal für den Beitrag.

Sympathie nimmt jeder Mensch ja anders war und wird auch anderes ausgestrahlt. Ich persönlich würde sagen, das ganze Paket muss stimmen. Mir können verschiedene Personen sympathisch sein. Daher ist es schwer, das so jetzt zu sagen.

chaosbaerchen kommentierte am 05. Dezember 2013 um 09:19

Für mich müssen die Romanhelden zumindest so sein, dass ich ihr Handeln nachvollziehen kann. Sympathie ergibt sich ja oft schon durch den Schreibstil. Wenn der Roman beispielsweise aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, dann versucht man sich automatisch in diese Person hineinzuversetzen. Gelingt das nicht, aus welchen Gründen auch immer, so findet keine Interaktion statt, was ich aber sehr wichtig finde bei einem guten Buch. 

Authentizität...Hmmm...da kommt es auf das Genre an, denke ich.

AIessa kommentierte am 05. Dezember 2013 um 10:58

Ich finde das kommt immer auch auf den Kontext und die Hintergründe an, wen ich am Ende sympathisch finde und wen nicht. Er sollte auf jeden Fall Charakter haben, irgendetwas was ihn interessant/einzigartig macht und wie viele andere auch schon schrieben muss ich verstehen können warum er so handelt wie er handelt, sonst wirkt er zu fremd und suspekt.

John Katzenbach schafft es z. B. seine "bösen" Charaktere menschlich darzustellen, so dass man sie trotz ihrer schlechten Taten anfängt zu mögen, das finde ich sehr interessant.

Chattys und DramaLamas Bücherblog kommentierte am 05. Dezember 2013 um 11:05

Ein Romanheld ist für mich ein Typ, der mir das Gefühl von Geborgenheit, Beschütztsein und auch das Gefühl von Wahrgenommen-zu-werden vermittelt.

Ein Typ, bei dem ich regelrecht dahin schmelze und am Ende des Buches einfach nur seufzen kann.

Blackfairy71 kommentierte am 05. Dezember 2013 um 11:32

Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es nicht viele Romanfiguren, die mir nicht sympathisch waren. Manche haben natürlich auch Ecken und Kanten und negative Eigenschaften, aber gerade das macht sie für mich dann menschlicher und symathischer. Menschen im realen Leben sind nicht perfekt und Romanfiguren müssen es für mich auch nicht sein.

Deswegen mag ich vermutlich Harry Dresden so gerne. Er ist zwar Magier und hat übernatürliche Fähigkeiten, aber er ist kein Superheld, muss oft genug einstecken und hat menschliche Schwächen. Und geht mit einer guten Portion Selbstironie durchs Leben.

Linda Castillos Figur Kate Burkholder mag ich z.B. auch, genau wie John Thomasetti. Beide haben in der Vergangenheit Schlimmes durchgemacht und handeln in ihrem Job nicht immer nach den Regeln und korrekt, aber sie geben ihr Bestes.

So richtig genervt hat mich bisher eigentlich nur ein Charakter und das war Ann Kathrin Claassen in Klaus-Peter Wolfs Ostfriesenkrimis. Die fand ich total anstrengend.

ForeverAngel kommentierte am 05. Dezember 2013 um 12:21

Am allerliebsten habe ich bei den Büchern, die ich lese, eine Ich-Perspektive. Bei Lovestories am liebsten ein Mädchen. Da ist es wichtig, dass sie mir sympathisch ist und dass ihre Handlungen und Gedanken nachvollziehbar sind.

Ich muss gestehen, ich mag Dreiecksgeschichten. Bei denen ist es aber immer so, dass ich den Jungen lieber mag, für den sich das Mädchen nicht entscheidet, oder erst sehr spät. Da gefallen mir irgendwie die Bad Boys lieber, die guten sind mir einfach zu langweilig.

So bin ich bei "True Blood" für Sookie und Eric (statt Bill oder Alcide), bei "Vampire Diaries" für Elena und Damon (statt Stefan), bei "Charmed" für Phoebe und Cole  (jeweils bei den TV-Serien, nicht den Büchern). Warum das so ist? Keine Ahnung. Irgendwie finde ich das spannender. 

Bei Büchern kenne ich das Beispiel auch. Bei "Need" von Carrie Jones bin ich beispielsweise für Zara und Astley (statt Nick). 

Die Bad Boys in all diesen Geschichten haben seltsamerweise mehr Charme als die Good Guys. :P

Blackfairy71 kommentierte am 06. Dezember 2013 um 14:28

Den Eric in der Serie mag ich nicht wirklich, da ist mir Bill lieber. Aber in den Büchern ist mir Eric lieber. *g*

storycircus kommentierte am 05. Dezember 2013 um 12:39

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass ich oft besonders mit den Antihelden symphatisiere, die finde ich meistens interessanter. Außerdem schaffen es viele Autoren nicht, den Protagonisten im Vergleich zum Bösewicht herauszuheben, weil sie unbedingt am guten festhalten wollen. Und da ist füür mich dann halt das Böse interessanter und da macht es mir erst richtig Spaß zu lesen. Natürlich muss man auch mit dem Antagonisten irgendwo sympathisieren, ich glaube sonst mag man die eher nicht so.

Auffallen tun mir auch die Charaktere, die durch irgendeine Macke aus der Masse hervorstechen und da kann es schon mal so ein richtiges Arschloch sein, dass ich bewundere. Ein Charakter uss für mich nicht nett sein, im Gegenteil. Wenn es passt kann er oder sie sogar ein richtiges Ekel sein. Das finde ich dann wieder bewundernswert. Im realen Leben möchte ich solchen Leuten aber sicher nciht begegnen. Aber das ist ja gerade das schöne an Büchern: Man kann sich auf alles einlassen, ohne Angst haben zu müssen, dass man Schaden nimmt :)

fio kommentierte am 05. Dezember 2013 um 15:49

"Wir möchten beim Lesen vergessen, dass sie eigentlich nicht existieren." 

Genau das wünsche ich mir von den Charakteren einer Geschichte. Sie sind ideal (und gerade deshalb nicht perfekt), wenn sie mich vergessen lassen, dass sie eigentlich nicht existieren. Ganz egal, ob Held oder Bösewicht.

Am wichtigsten ist mir dabei Glaubhaftigkeit. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn mir ein Charakter zusätzlich sympathisch ist ;) ...wobei sich das in vielen Fällen aus dem "realistisch sein" ergibt. Aber Sympathie ist bei mir keine Voraussetzung dafür, dass mir der Charakter, die Geschichte, das Buch gefällt. Und vor allem: Sympathie alleine reicht nicht. 

Kurz gesagt: Realistisch geht auch ohne sympathisch, aber sympathisch nicht ohne realistisch. :)

westeraccum kommentierte am 05. Dezember 2013 um 16:11

Man muss sich an einem Charakter auch reiben können, alles andere ist auf Dauer langweilig, da könnte ich ja gleich Arztromaheftchen lesen...

Wichtig ist für mich auch, dass ich in eine andere Welt eintauchen kann. Und dabei helfen spanndende Charaktere, die müsen nicht unbedingt sympathisch sein.

nicigirl85 kommentierte am 05. Dezember 2013 um 22:13

Protagonisten müssen gut gezeichnet sein und ihr Charakter mich ansprechen, dabei spielt es keine Rolle, ob sie gut oder böse sind. Man muss sich in sie hinein versetzten und mit ihnen mitfühlen können. Ob man das jetzt als Sympathie bezeichnen muss, weiß ich ehrlich gesagt nicht...

Aki Dark meinte am 06. Dezember 2013 um 09:06

Ich finde Romanhelden müssen nicht perfekt sein, denn Menschen sind nunmal nicht so(Elfen, Zwerge, Vampire oder sonstwas auch nicht ^^). Viel wichtiger ist wirklich, dass der Hauptcharakter irgendwie symphatisch ist. Dazu muss er eben nicht perfekt sein, viel mehr machen kleine Fehler einen Charakter liebenswert und nachvollziehbar. Ob gut oder böse ist mir dabei egal. Gut gezeichnet muss er sein. Am Liebsten hab ich Charaktere mit Ecken und Kanten und keine Allerweltsgeschichten, schwierige Charaktere, besondere! Sind diese Geschichten hinter den Charakteren allerdings so unrealistisch das es einem die Zehennägel kräuselt, dann macht mir das Lesen keinen Spaß.

Vor Kurzem hatte ich eine Protagonistin, die mir so dermaßen auf die Nerven ging mit ihrer Art, dass ich nach 110 Seiten immer noch kein bissel Verständnis für sie hatte. Weder für ihre Art, noch ihre Sicht der Dinge oder warum auch immer sich irgendwer in diese ätzende Nervensäge verlieben sollte. Das Buch hab ich dann abgebrochen, weil es gar nicht ging.

Bookbride kommentierte am 06. Dezember 2013 um 10:29

Ich denke auch, das Sympathie weniger fesselt als Antipathie. Das Böse ist das was fasziniert in Geschichten. Ich habe eine wunderbare Dokumentation über die Fieslinge in Animationsfilmen gesehen und war sofort gefesselt von der Argumentation. Der Erfolg zeigt sich an der Darstellung des Gegenspielers und ich gebe dieser Ansicht recht. Meine Erfahrung ist dahingehend, das der sogenannte Held recht langweilig daherkommt, wenn er nicht ein paar Macken hat. Wahrscheinlich ist Fantasy mit Vampirakteuren auch deshalb so erfolgreich, da sie beide Charaktere vereinbaren. Deshalb freue ich mich auf den nächsten bösen Buben :-)

nikolausi kommentierte am 06. Dezember 2013 um 10:56

Der Romanheld muss mir gar nicht sympathisch sein. Wenn er zu sympathisch und nur positiv dargestellt wird, wirkt er oft zu unglaubwürdig. Denn nur gute Menschen gibt es gar nicht. Deshalb mag ich z.B. Mariana in "Die Liebesnachricht" oder Alma in "Das Wesen der Dinge und der Liebe" nicht.

Schaefche kommentierte am 06. Dezember 2013 um 11:08

Wenn mir ein Romanheld komplett unsympathisch ist, kann es sein, dass mir das Lesen keinen Spaß mehr macht, weil ich mich ständig aufrege... Wenn er allerdings einfach ganz anders denkt und handelt, als ich es tun würde, das ganze für mich aber nachvollziehbar ist, macht es die Geschichte mitunter noch spannender, weil sie nicht so vorhersehbar ist.

Erika Doris Pernold kommentierte am 06. Dezember 2013 um 20:23

Ich gehe da recht unbedarft an Bücher heran. Erst vor kurzem las ich ein erstklassiges Buch (immeer) im Rahmen einer Leserunde und das Buch fiel bei ganz vielen LeserInnen unten durch, weil sie sich in die Apathie der Protagonistin nicht hineinversetzen konnten und mit ihr nicht "warm" wurden.

Ich hatte auch keine große Sympathie für die Protagonistin und ich hätte ihr auch Tatenkraft, Mut und Hoffnung gewünscht, aber das hatte sie alles nicht mehr. Und gerade das war der Knackpunkt für mich um das Buch großartig zu finden, denn die Protagonistin war meilenweit von mir entfernt, in Gedanken, in Handlungen in Meinungen. 

Wo ich nach vorn schaue und weitergehe, bleibt sie stehen und ergibt sich ihrem Schicksal. Aber das Buch hat mir gezeigt, wo Menschen zerbrechen und woran, es hat mir auch meine eigene Stärke vor Augen geführt, eben weil ich NICHT so war wie die "Heldin"

Ich mochte sie nicht besonders, aber ich mochte die Ehrlichkeit und die Schonungslosigkeit des Buchs.

 

Janine2610 kommentierte am 06. Dezember 2013 um 20:59

Phu.. gute Frage. Ich mag es ebenfalls, wenn Charaktere im Buch realistisch und glaubhaft rüberkommen, das ist mir, glaube ich, wichtiger als Sympathie.

Ein gutes Buch muss für mich eine interessante und/oder spannende Handlung aufweisen. Dann sind mir meist die Charaktere nicht so wichtig.

kommentierte am 07. Dezember 2013 um 09:59

Die/Der ProtagonistIn muss mir nicht unbedingt wahnsinnig symphatisch sein, nur total unsymphatisch ist ziemlich unschön. Ein Beispiel für letzteres stellt "Gute Nacht" dar.

buecherwurm1310 kommentierte am 07. Dezember 2013 um 13:59

Egal ob sympathisch oder unsympathisch, der Protagonist muss mich ansprechen, er muss etwas haben, das ihn interessant macht und das ihn von anderen abhebt. Ob das hinhaut, spüre ich schon schnell. Es kann sein, wenn ich keine Beziehung dazu aufbauen kann, das ich das Buch weglege.

heike_e kommentierte am 07. Dezember 2013 um 18:37

Die Charaktere im Buch sollten vor allem realistisch sein (Ausnahme: bei Fantasy oder Abenteurbüchern mag ich auch "Superhelden"). Außerdem mag ich es, wenn Charaktere dabei sind, mit denen ich mich auseinandersetzen kann, z.B. weil sie so unsymphatisch sind. Aber ein Symphatieträger sollte schon dabei sein, gerne auch als Nebenperson. 

Tristessa kommentierte am 08. Dezember 2013 um 09:58

Für mich muss der Protagonist nicht unbdingt sympathisch sein. Ich finde es ganz toll, wenn mnal von der Norm abgewichen wird wie in Das Parfüm oder dem Beginn von Clockwork Orange. Wichtig ist allerdings, dass die Personen in sich stimmig sind und irgendwas sinnvolles zu erzählen/erleben haben.

AnnaBerlin kommentierte am 08. Dezember 2013 um 17:14

Sympatisch ja, auf jeden Fall - das bedeutet in meinen Augen, dass sie auch gerne Ecken und Kanten haben dürfen und dabei eben realisitsch wirken. Was ich nicht mag, ist wenn der Charakter absolut perfekt ist oder wenn er so dämlich ist, dass ich nur genervt bin. Viel wichtiger ist mir allerdings, dass die Charaktere eine Entwicklung im Buch durchmachen und sozusagen "über sich hinaus wachsen". 

lila-luna-baer kommentierte am 10. Dezember 2013 um 09:25

Ich lese ja besonders gerne Krimi-Reihen. Da ist es für mich schon wichtig, dass die Ermittler, die ja nun mal in allen Bänden immer wieder auftauchen, mir schon einigermassen sympathisch sind. Sie müssen nicht immer nur nett sein, sie sollen auch ruhig mal aus der Rolle fallen, aber die Wesenszüge sollten schon im Großen und Ganzen nachvollziehbar sein, so dass man mit diesen Hauptpersonen zumindest einigermaßen warm werden kann. Das ist mir z. B. mit Ann Kathrin Klassen aus der Reihe von Klaus-Peter Wolf überhaupt nicht gelungen, die Frau wirkt einfach so dermaßen egozentrisch und unsympathisch, das ich die Reihe erst mal auf Eis gelegt habe.