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Erfahrungsbericht

Buchhändler – Der wohl schönste Job für Lesebegeisterte

Auch schon mal gefragt, wie es ist sein Hobby zum Beruf zu machen und den ganzen Tag zwischen tausenden von Büchern zu verbringen? - Als Praktikantin hatte ich die Chance einmal hinter die Kulissen zu schauen.

Es kribbelte mir jeden Tag, an dem ich Bücher kaufen ging in den Fingern und schließlich konnte ich einfach nicht anders, als mich ganz offiziell bei der Mayerschen Buchhandlung für ein freiwilliges Praktikum in meinen Herbstferien zu bewerben. Schneller als ich es gedacht hätte, bekam ich schon eine E-Mail in der ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Als es dann soweit war, machte ich mich mit schwitzigen Fingern auf in den obersten Stock der Buchhandlung.

Dort angekommen, meldete ich mich an der Info und wurde auch gleich in Empfang genommen. Ich erwartete schon in einen kahlen, kalten Raum geführt zu werden, wo man mich schließlich ausquetschen würde (so wie es eigentlich bei allen anderen Gesprächen läuft) …aber nein wir begaben uns zu den Schreibplätzen und setzen uns in eine weniger belebte Ecke.
Ein so angenehmes Gesprächsklima konnte ich bisher in keinem meiner Vorstellungsgespräche genießen. Das Gespräch drehte sich zunächst darum, ob ich auch einen richtigen Eindruck vom Beruf des Buchhändlers hätte. Schließlich wurde ich nach meinen eigenen Buchvorlieben gefragt, sodass ich während des Praktikums auch sinnvoll und meinen Interessen nach eingesetzt werden kann.
Als das Gespräch beendet ist, bin ich vollkommen geplättet von diesem mehr als tollen Vorstellungsgespräch und kann stolz wie Oskar mit einer Zusage für das Praktikum aus der Buchhandlung spazieren.

Schließlich heißt es warten, warten bis die Ferien beginnen und ich mein Praktikum antreten darf. Als es dann soweit ist, melde  ich mich wie mir gesagt wurde im Erdgeschoss an der Information. Doch irgendetwas schien schief gelaufen zu sein, denn niemand wusste davon, dass ich an diesem Tag als neue Praktikantin anfing. Nach ein wenig hin und her Telefoniererei und noch mehr Ratlosigkeit, da die richtigen Leute einfach nicht erreicht werden konnten, nehmen mich einfach unterschiedliche Kollegen mit. Ich kriege alles gezeigt, bzw. vor allem den Mitarbeiterbereich. Es folgt eine Einweisung in die Regalordnungen, sowie erste Erklärungen zum Computerprogramm in dem alle vorhandenen Bücher erfasst sind und Bücher für die Kunden bestellt werden können.

Die wichtigste Regel die mir vermittelt wurde, ist immer freundlich und hilfsbereit gegenüber den Kunden aufzutreten. Kann ich selbst als Praktikantin nicht weiterhelfen, so sollte ich immer an eine andere Buchhändlerin verweisen.

Nachdem ich einige Zeit einfach nur anderen während ihrer Arbeit über die Schulter geschaut hatte, konnte schließlich auch die Unklarheit,  wo ich den nun hingehöre, geklärt werden und ich bin schließlich fest einer Etage zugeteilt. Dort bekam  ich meine erste Aufgabe. Ich sollte einen Tisch mit Büchern neu herrichten… wie, das konnte ich selbst entscheiden.

In folgenden Tagen beginne ich morgens immer damit, die Verlagskisten mit auszupacken und die Bücher weg zu sortieren. Ebenfalls muss regelmäßig  die ungefähre Anzahl der Exemplare auf den Büchertischen geprüft und notiert werden, welche neu zu bestellen sind. Gelegentlich bekomme ich Botengänge aller Art aufgetragen und auch Kunden, die mich ansprechen, darf ich soweit ich das kann, beraten. Das war immer ein besonders schönes Gefühl, wenn schließlich eine Leseratte wie du und ich zufrieden mit einem Buch zur Kasse verschwand. Da hatte das eigene Wissen über Bücher plötzlich eine ganz andere Bedeutung und man wurde von den Kunden wirklich sehr dafür geschätzt.

Aber auch sehr anstrengende Aufgaben waren dabei, so musste ich zum Beispiel fast die gesamten Paletten mit den neuen Katalogen im Haus verteilen. Das war wirklich eine Knochenarbeit, denn die Katalogstapel  warenziemlich schwer und sie Abbinder hatten spätestens nach dem dreißigsten Stapel ziemlich eingeschnitten. Aber auch das habe ich überstanden und ich glaube die Buchhändler waren ziemlich froh, dass ihnen diese Aufgabe abgenommen wurde.    ;-)

Die wohl lustigste Aufgabe, war wohl das Vorbereiten der Weihnachtsdekoration. Gemeinsam mit einigen anderen Praktikantinnen, steckte ich fleißig große Pappwürfel zusammen und stellte bestimmt um die fünfundzwanzig Pappelche auf. Bei den lichterketten der Weihnachtsbäume waren wir dann irgendwie alle ratlos. Solche komischen Dinger hatte von uns noch keiner gesehen und letztendlich,  haben wir sie auch nicht gebändigt bekommen.

…würde ich jetzt jede Kleinigkeit beschreiben die ich gemacht habe so würde das den Rahmen des Artikels sprengen aber ich denke ich konnte einen ersten kleinen überblick geben.

An meinem letzten Tag, war ich dann wirklich traurig, mir hatte es so gut gefallen und ich wäre gerne länger geblieben. Mein Praktikum in der Mayerschen Buchhandlung… für mich ein großartiges Erlebnis und eine schöne Zeit mit netten Leuten.

Kommentare

nicigirl85 kommentierte am 27. Dezember 2013 um 20:26

Danke für deinen interessanten Bericht. Ich stehe ja schon im Berufsleben, welches leider nichts mit Büchern zu tun hat, aber was solls. Man kann leider nicht alles haben im Leben. :-)

Aber was mich persönlich interessieren würde, denn das hast du uns nicht verraten: Würdest du denn nun nach dem Praktikum gern als Buchhändler arbeiten wollen? Freue mich auf deine Antwort.

Ich wollte übrigens früher gern in der Bibliothek arbeiten, aber da man dort wirklich nicht gut verdient, habe ich dann doch etwas anderes gelernt. Bücher spielen also nur in meiner Freizeit eine große Rolle...

Chris kommentierte am 28. Dezember 2013 um 11:23

Tja .. leider muss ich sagen, dass es auch für mich dafür ein bisschen zu spät ist. Das Praktikum  über das ich berichtet habe ist schon einige Zeit her und damals hätte ich auch gerne als Buchhändlerin gearbeitet. Das große Problem war allerdings das ich nur eine gute FOR und kein Abi gemacht hatte.
Den großen Buchhandlungen hat eben der Schulabschluss nicht gereicht und bei allen kleinen Buchhandlungen, bei denen ich angefragt hatte, hieß es, dass sie sich aus finanziellen Gründen einfach keine Azubis mehr leisten können.

Letztendlich hab ich dann aufgegeben und mich beruflich neu orientiert. Jetzt bin ich bereits im zweiten Jahr  in der Ausbildung zu Ergotherapeutin.
Schade finde ich es bis heute noch, aber Ergotherapeutin ist auch ein echt schöner und vielseitiger Beruf… und wie du ja auch schon gesagt hast: Man kann eben nicht alles haben im Leben!  ;-)

fio kommentierte am 29. Dezember 2013 um 09:37

Vielen Dank für den schönen Artikel! Ein Praktikum in einer Buchhandlung kann ich leider nicht mehr machen, aber dank dir weiß ich jetzt, wie es sich anfühlen kann. Da werde ich direkt ein bisschen wehmütig ;-)

LeseEulchen kommentierte am 30. Dezember 2013 um 08:17

Schöner Bericht!!! Danke.

Vanessa Becker kommentierte am 30. Dezember 2013 um 22:26

Toller Bericht! ;) Ich habe im September meine Ausbildung zur Buchhändlerin angefangen und bin immer noch genauso begeistert, wie du warst. :)

Für Bücherfans und Leute, die gut mit Menschen klarkommen ist es ein absoluter Traumberuf. Ich wünsche dir, dass du noch ganz viel Erfahrung sammelst und damit irgendwann deinen Beruf ergreifen kannst (Buchhändler?)!

Ganz liebe Grüße,

Vanessa

EDIT: Habe gerade deine Antwort gesehen. Dann also nicht Buchhändler. Aber Ergotherapie ist auch cool. Und den Patienten kann man bestimmt auch mal das ein oder andere Buch empfehlen. ;)

BienesBücher kommentierte am 31. Dezember 2013 um 09:39

Toller Bericht. Freut mich, dass dein Praktikum Spaß gemacht hat. Ich habe auch mal in einer Buchhandlung ein Praktikum machen dürfen. Aber leider fand ich dort den Umgang mit den Personen/Kunden und auch mit mir ganz und gar nicht schön oder angebracht. Daher war ich total froh, dass ich dort wieder draußen war.

MadameMim kommentierte am 31. Dezember 2013 um 11:23

Toller Artikel! Ich träume auch immer noch davon, "irgendetwas mit Büchern" zu machen.

Buchhändlrin wäre eine Möglichkeit, was mich abschreckt sind die Arbeitszeiten im Einzelhandel...

Lektorin wäre natürlich auch ein Traumberuf, aber ohne Studium ist leider nichts zu bekommen.

Habe zwar erst dieses Jahr meine Ausbildung beendet, aber diesen Beruf will ich nicht bis an mein Lebensende machen :) In zwei Jahren, so habe ich mir vorgenommen, werde ich mich für eine neue Richtung entschieden haben...vielleicht ja Buchhändlerin ;)