Die Lichter des George Psalmanazar

von Daniela Dröscher

Daniela Dr¿scher, geboren 1977, studierte in Trier und London und promovierte an der Universit¿t in Potsdam zur Poetologie Yoko Tawadas. Sie erhielt 2005 den Essaypreis der Jungen Akademie Berlin sowie den Schiller-Essay-Preis der Stadt Weimar. 2008 nahm sie als Stipendiatin am Klagenfurter Literaturkreis sowie an der Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin teil. Wer ist George Psalmanazar? Eine Fu¿note brachte die junge Autorin Daniela Dr¿scher auf diese Frage: ein kleiner Moment, aus dem ein Deb¿t von beispielloser Sprachgewalt entstanden ist. Auf den Spuren des gro¿en englischen Gelehrten Dr. Samuel Johnson betritt der Leser eine Welt, deren Farbenpracht und Klangkulisse ihn zutiefst ber¿hren. Fischmann!, verspotten die Kinder den seltsamen Jungen, der im Jahr 1749 in einem schottischen K¿stendorf erscheint. Mit blo¿en H¿nden f¿ngt er Doraden, und w¿hrend er sie verkauft, singt er immer neue fremdl¿ndisch klingende Schicksalsweisen. Der alte Bischof von Innes wird Zeuge des Schauspiels. Er lockt den Jungen fort vom Meer und nimmt ihn mit sich. Die Folianten in der bisch¿flichen Bibliothek ziehen George magisch an. In einer Nacht bl¿ttert er in einem Buch ¿ber die Insel Formosa, die er am n¿chsten Tag als Ort seiner Herkunft besingt. Der gesch¿ftst¿chtige Innes gibt dem Jungen den Namen George Psalmanazar und bringt ihn in die Hauptstadt. In aller ¿ffentlichkeit erz¿hlt er von Formosa, und er pr¿sentiert das formosische Alphabet. Auch Mr Johnson, der L¿wenmann, ist gekommen. Er kauft dem Bischof den wundersamen Jungen ab und nimmt ihn zu sich in die Fleet Street, wo er mit seiner ¿ppigen Frau Elizabeth und Stieftochter Lucy lebt. George und Lucy sind klein, unschuldig, nicht von dieser Welt. Ihre Begegnung ist der Beginn einer zarten Liebesgeschichte im London des 18. Jahrhunderts. Unvereinbare Passionen gehen wie ein Riss durch die Figuren: Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Liebe zu den kleinen Dingen; Erfolg und Gen¿gsamkeit. Der Versuch, das Kleine und das Gro¿e zusammenzuf¿hren, scheitert. Am Ende bleibt nicht mehr als das Eingehen dahin, wo Paradoxien ¿berleben k¿nnen: ins Kunstwerk. Die Lichter des George Psalmanazar ist ein grandioses Erz¿hldeb¿t und eine Liebesgeschichte, die sch¿ner, sonderbarer ¿ und zeitloser nicht sein k¿nnte.