Rezension

Zweischneidiges Schwert

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
von C. Pam Zhang

Bewertet mit 3 Sternen

Die beiden mittellosen Waisenkinder mit chinesischen Wurzeln, Lucy und Sam, sind seit dem Tod des Vaters auf sich allein gestellt. Sie müssen den Leichnam ihres Vaters, wie es die Tradition verlangt, an einem Ort begraben, der würdig ist und ein neues Zuhause finden. So flüchten sie mit gestohlem Pferd und machen sich auf den Weg durch den rauhen, unwirtlichen Westen auf der Suche nach Identität und Heimat.

Wer bin ich und wo gehöre ich hin? Das sind für mich die beiden zentralen Fragen, die C Pam Zhang in ihrem Buch aufgreift, welches vor allem in den ersten drei von vier Teilen sprachlich brilliant ist. Die Beschreibung der Landschaft und des Klimas ist so unterschwellig präzise, dass man den Staub und die brennende Sonne des Wilden Westens fast spüren kann. Überhaupt die Idee, aktuelle Themen in diesen geschichtlichen Kontext zu setzen, faszinierte mich.

Zudem spielt die Autorin durch das Weglassen relevanter Informationen mit dem Leser und dessen vorgefertigter Meinung. Denn während dieser ohne es zu merken in seiner festgelegten Denkstruktur eine klare Richtung einschlägt, zeigt Zhang ihm alsbald auf, dass er seinen Vorurteilen erlegen ist und hält ihm so den Spiegel vor. Das führte zumindest bei mir dazu, im weiteren Verlauf des Buches auf der Hut zu sein.

Vom vierten und letzten Teil des Buches verprach ich mir dann ähnlich viel und wurde, diesmal vermutlich unabsichtlich, enttäuscht. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich konnte ich diesem Teil nicht mehr viel abgewinnen. Zu konstruiert, wie aus dem Lehrbuch für Autoren wirkte er auf mich. Zeitweise kam es mir vor, als hätte der Verfasser gewechselt. Das Ende konnte mich leider auch nicht überzeugen.

Neben Zugehörigkeit und Identität spielen noch die Ausbeutung der Erde, Diversität, Erwachsenwerden, Rassismus und die Rechte von Frauen eine Rolle. Alles Themen, die hochaktuell sind, keine Frage, und für mich dennoch zu viele für eine einzige Geschichte.

Eines von Obamas Lieblingsbüchern hätte auch meines werden können, doch am Ende hatte mich die Autorin einmal zu oft in die Irre geführt.