Rezension

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Zugegeben, ich stelle eine schwierige Basis dar...

Mein Wille geschehe
von Bernd Schwarze

Ein Pfarrer, der beginnt die 10 Gebote zu missachten und nur Gutes erntet.

 

... so als Atheistin und Fitzek-Fan. Denn viele Bibel-Bezüge und Zitate waren sicher gezielt ausgewählt aber bei mir leider völlig verlorene Liebesmüh. Außerdem ist es natürlich gefährlich vorne drauf groß Herrn Sebastian Fitzek zu erwähnen, sodass man als Psychothriller-Fan nicht daran vorbeikommt, wenn es sich "nur" um einen unblutigen Krimi handelt.
Trotz allem bemüht objektiv in die Geschichte einzusteigen, zieht sich der Anfang erst einmal. Es werden viele Charaktere vorgestellt, mit jedem Kapitel stößt man auf weitere Konflikte und diese sind es, die einen beim Lesen dann doch fesseln können. Ab dem Mord und dem zweiten Drittel der Geschichte beginnt sich eine deutliche Entwicklung des Pfarrers abzuzeichen, von einer kleinen grauen (Kirchen-)Maus zu einem als attraktiv beschriebenen, durchsetzungsfähigen und intelligenten Mann, der es weiß die Menschen in seiner Umgebung in seinen Bann zu ziehen. Man triumphiert mit, wenn er sich nicht mehr von seiner Frau tyrannisieren lässt, wenn er erfolgreiche Predigten hält und einen angemessenen Trauerbeistand leistet. 
Gut gefallen haben mir die späteren Szenen, in denen im Leser der Verdacht geweckt wird ob Benedikt nicht eventuell auf eine ausgewachsene Psychose zusteuert und da ganz besonders die etwas absurde Beicht-Szene im Gasthof. Passieren diese Dinge? Wird er dieser inneren Wut erneut nachgeben? Wird er von Nicole nach Strich und Faden benutzt?
Und trotz aller Transparenz, die durch die Perspektivenwechsel hergestellt wird, ist das Ende dann doch eine kleine Überraschung. Mir hat es ziemlich gut gefallen, denn selten findet man ein solches Happy End vor... und das nach derart vielen Konflikten.

Es ist nun also ein Buch, welches zuerst einmal "polt" aufgrund der vielen biblischen Referenzen und manchmal doch recht langen Ausschweifungen der Predigten. Der schwarze Humor, der auf der Vorderseite versprochen wird, ist vorhanden allerdings gemäßigter als erwartet. So spricht in meinem Fall viel dagegen und doch hat Herr Schwarze es durch seinen Schreibstil und eine stetig steigende Spannungskurve, garniert mit ein paar absurden Szenen, geschafft mich bis zum Schluss zu fesseln.
Im Endeffekt las ich sein Buch in 4 Tagen durch und diese Tatsache spricht für sich (in Anbetracht dessen, das grade Prüfungsphase ist und ich eigentlich nur Uni-Literatur lese)!