Rezension

Zu wenig Thriller, zu viel Teeniealltag

Dein Blick so kalt - Inge Löhnig

Dein Blick so kalt
von Inge Löhnig

"Plötzlich eine Idee. So weiß wie Schnee. So rot wie Blut. Er lächelte." -S.167

Inhalt:
Lou reist für ihren Traumberuf nach München, doch dann kommt alles anders wie gedacht. Denn die erhoffte Chance, das Praktikum in einer Werbeagentur, entpuppt sich als echter Reinfall. Dann wird sie auch noch von einem unbekannten verfolgt...

Meine Meinung:
"Dein Blick so kalt" hat für mich hauptsächlich einige Punkte eingebüßt durch den Thriller-Anteil an der Geschichte. Denn dieser ist meiner Ansicht nacht sehr unausgereift und geht in der Nebengeschichte über Lous leben oftmals unter.
Denn erst einmal wird mehr als 100 Seiten nur von Lou und ihren Sorgen  berichtet und ich persönlich habe mich zwischenzeitlich immer wieder gefragt, wann es denn endlich los geht. Schließlich habe ich das Buch mit der festen Annahme begonnen zu lesen, einen Jugendthriller vor mir zu haben. Als es dann auch endlich los ging, wollte jedoch leider einfach keine Spannung aufkommen. Denn eben diese Szenen, die wohl darauf hinweisen sollen, dass im Hintergrund von Lous Geschichte etwas mysteriöses vorgeht, gehen viel zu sehr unter. Wenn ich  zuvor 50 Seiten von dem (leider oftmals sehr langweiligen) Alltag der Protagonistin gelesen habe, schaffen es die im Anschluss lediglich 3 Seiten aus der Perspektive des Täters nicht wirklich, das Ruder rumzureißen und mich so schwuppdiwupp in das Geschehen eines Thrillers zu katapultieren.

Doch auch die Protagonistin Louise, kurz Lou hat es nicht geschafft zu überzeugen. Sie ist als Charakter viel zu sprunghaft und nicht greifbar. Sollte ich sie nun nach dem Lesen charakterisieren, nun... ich könnte es wohl nicht. Denn obwohl am Anfang darauf hingewiesen wird, dass Lou ja ach so verrückt und extravagant ist, habe ich davon während dem gesamten weiteren Verlauf der Handlung nichts gemerkt. Sie bleibt charakterlos, ja viel mehr handelt und denkt sie von der einen auf die anderen Minute vollkommen unterschiedlich und springt so leider viel zu oft hin und her. Auch ist sie manchmal viel zu naiv und in ihrem Tun nicht wirklich glaubhaft oder authentisch.  Denn natürlich, wenn ich als 16-jähriges Mädchen entführt werde ist das erste, was ich mache wenn ich dies realisiere... erst einmal total wütend auf meine/n Entführer/in sein und diese/n nach allen Regeln der Kunst mit Schimpfworten zu belagern. Angst? Fehlanzeige. Denn ich bin ja ach so tough, zwar nicht immer, aber in so einem Moment natürlich.

Insgesamt hätte ich die Geschichte immer mehr als einen normalen coming-of-age Jugendroman eingeschätzt, als einen wirklichen Thriller.  Denn dafür ist es der Autorin, meiner Meinung nach, nicht gelungen Spannung aufzubauen und einen Thriller gut in die Geschichte von Lou zu integrieren. So habe ich es zwischenzeitlich oft als langweilig empfunden, in den Alltag der Protagonistin einzutauchen und vergeblich auf den Beginn eines Thrillers zu warten.