Rezension

Zu viel inszeniertes Drama

Der letzte erste Blick - Bianca Iosivoni

Der letzte erste Blick
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 2.5 Sternen

Emery will ihrer Vergangenheit entfliehen und einen Neuanfang weit weg von ihrer Heimat wagen. Der Plan? In Ruhe studieren ohne irgendwelchen Hänseleien und Getuschel. Womit sie nicht rechnet, ist West, der sie herausfordert und ihr Herz zum schlagen bringt. Dabei will sie sich gerade von Männern wie ihm fernhalten.

Der Einstieg ins Buch fiel mir sehr leicht, da es direkt mit einer, wie ich finde, recht amüsanten Situation beginnt und auch der Schreibstil der Autorin sehr locker und leicht zu lesen ist.

Emery ist tough, lässt sich nichts gefallen und gibt gerne Kontra. Es war angenehm, eine Protagonistin zu haben, die trotz schlimmer Vergangenheit ihr Ding macht und nicht klein beigibt. 

Dylan, aus dessen Sicht man ebenfalls liest, konnte mich ehrlich gesagt nicht überzeugen. Natürlich hat auch er eine schlimme Vergangenheit, die für mich aber nicht überzeugend dargestellt wurde, dafür jammert er in einer Tour, wie schlecht es ihm doch geht, wie schlimm alles ist, wie allein er damit ist, mimimi. Von Anfang an bemitleidet er sich seitenlang selbst, will aber auch mit niemandem darüber reden oder um Hilfe bitten. Und seine größte Schwäche? Dass er zu hilfsbereit ist. WTF?! So was sagt man vielleicht in einem Bewerbungsgespräch, wenn man versucht sich besonders gut dar zustellen. "Was sind Ihre größten Schwächen?" - Oh, ich bin zu hilfsbereit, aber ansonsten perfekt. Ja klar.

Okay, also Emery und Dylan lernen sich kennen und weil er sie zu Beginn des Buches "im Stich lässt" (hier schon völlig übertrieben) denkt sie sich "Hey, dafür räche ich mich und spiele ihm Streiche". Okay, von mir aus. Die ersten ein, zwei Streiche sind auch noch recht witzig und haben dem Buch gut getan. Aber alles danach war für mich zu viel des Guten und eher Kindergartenniveau.

Die sich aufbauende "Spannung" zwischen den beiden war für mich ebenfalls nicht greifbar und kam irgendwie so von Jetzt auf Gleich. In einem Moment denkt Emery sich noch, dass sie nichts von ihm will und keinen Bock auf Männer hat und im nächsten will sie ihn abschlabbern.

Natürlich wird im Laufe des Buches auch Emerys Vergangenheit thematisiert, wobei die Auflösung, welche ich als sehr vorhersehbar empfunden habe, erst auf den letzten 100 Seiten stattfindet. Natürlich ist es schlimm, was ihr passiert ist (ich sag aber nicht was es war), aber die Reaktion ihrer Mitmenschen war völlig übertrieben und meiner Meinung nach mehr als unrealstisch. Dass man sich von ein paar Deppen irgendwelche Bemerkungen anhören darf, ist klar, aber als ob einen plötzlich alle wie eine Aussätzige behandeln und sich sogar deine Freunde von dir abwenden und all das. 

Alles in allem ist in diesem Buch jede Mende inszeniertes Drama, viel Rumgeheule seiten des Typen und kindische Streiche, die ich irgendwann nicht mehr lustig fand. Daher kann ich nur 2.5 Sterne vergeben und werde die nachfolgenden Bände vermutlich auch nicht lesen.