Rezension

Wortgewaltiger Epos

Zum Paradies
von Hanya Yanagihara

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin großer Fan von „Ein wenig Leben“, was zu den besten Büchern gehört, die ich jemals gelesen habe. Auch „Zum Paradies“ klang für mich sehr vielversprechend und so habe ich auf dieses wortgewaltige Werk von knapp 900 Seiten voller Spannung hingefiebert. „Zum Paradies“ ist keine leichte Kost, auch wenn es sich wieder hervorragend lesen lässt. Mir hat allerdings der rote Faden und die zugrundeliegende Botschaft gefehlt.

 

Zum Inhalt: das Buch erzählt in drei Epochen vom Leben, von der Liebe, von Familie und der Suche nach Glück. Geboten werden dabei eine alternative Vergangenheit im Jahre in einem New York, das den Freistaaten angehört und homosexuelle Ehen normalisiert, eine aidsgeprägte Gegenwart der 90er und dystopische, seuchengeplagte Zukunft. Und wieder David. David, der seinen betuchten Verhältnissen entfliehen und mit einem veramten Musiker durchbrennen will. David, der mit einem viel älteren Mann zusammenlebt und von seinem Vater im Stich gelassen wurde und David, der eine junge Frau aus einem System erretten will, dass im Kollaps inbegriffen ist.

 

Die drei Teile des Buches stehen über die gleichbleibenden Handlungsorte und Namen der Protagonisten miteinander in Verbindung. Trotzdem sind sie alle recht unterschiedlich und ich bekomme einfach nicht so recht zu fassen, was sie verbindet.

 

Der erste Teil hat mir glaube ich am besten gefallen, da er schlüssig erzählt ist und eine Zeit malt, die sowohl bekannt, als auch auf neue Weise interpretiert dargestellt wird. Zu gerne hätte ich erfahren, ob David wohl sein Glück findet, aber leider wir der Leser vorher ausgesperrt. Den zweiten Teil habe ich als sehr verwirrend empfunden, da er den Fokus von David sehr plötzlich auf dessen Vater verschiebt und sich mir nicht so recht der Sinn hinter diesem Handlungsstrang erschlossen hat. Der dritte Teil besticht durch die ungewöhnliche Struktur, teils in einseitigem Briefwechsel aus der Vergangenheit (geschickt ist hier ein weiterer David versteckt) und teils in chronologischer Erzählung über die Hauptfigur, wenngleich distanzierter als in den vorangegangen Kapiteln .

 

Dieses Buch zu lesen war für mich teils Freude, teils Kampf. Denn Hanya Yanagihara schreibt unglaubliche Bücher mit gewaltigen Ausmaßen, die zum philosophieren, grübeln und diskutieren einladen. Und obwohl die angesprochenen Themen sowohl vielfältig, als auch interessant und absolut relevant sind, habe ich in ihnen einfach nicht mein Paradies gefunden. Und manchmal hätte ich gerne eine Anleitung zum Lesen dieses Werkes zur Hand gehabt, was für mich die Bewertung auch so schwer macht. Denn ich glaube das volle Ausmaß der Botschaften und Bedeutungen in diesem Buch habe ich gar nicht erfassen können und muss es sicherlich noch mindestens ein weiteres Mal lesen, um alles zu entdecken.

 

Dieses Buch fordert den Leser, es nimmt in mit auf eine kulturelle Reise. Mir hat es sich jedoch nicht völlig offenbart.