Rezension

Wo lauert der Wolf

Wo der Wolf lauert -

Wo der Wolf lauert
von Ayelet Gundar-Goshen

Bewertet mit 4 Sternen

Lilach lebt in gutsituierten Verhältnissen am vermeintlich sichersten Ort Amerikas - dem Silicon Valley. Übergesiedelt aus ihrer Heimat Israel und auf der Suche nach einem friedvollen, beständigen Leben für sich, Mann Michael und Sohn Adam leben sie seit 16 Jahren in weiter Entfernung vom Nahostkonflikt. Und scheinbar fern von Antisemitismus - bis auf die nahe Synagoge ein Anschlag verübt wird und ein Mädchen stirbt.
Unter einigen Jugendlichen der örtlichen Schule etabliert sich eine Kampfsportgruppe unter der Leitung eines israelischen Ex-Soldaten, welcher sich auch Adam anschließt. Unterdessen bemerkt Lilach bei ihrem Sohn eine starke Wesensveränderung: als einstiger Aussenseiter gehört Adam nun einer Peer Group an, die sich mit Selbstverteidigung beschäftigt und ihren charismatischen Anführer besorgniserregend stark anhimmelt. Als auf einer Party ein Junge plötzlich tot umkippt, bröckelt Lilachs Schutzwall, den sie um sich und ihre Familie hochgezogen hat, endgültig. Denn Adam gerät unter Mordverdacht - und in die direkte Schusslinie von Freunden des Toten, der in seinem Zimmer ein Poster der Nation of Islam hängen hat.

Wo lauert der Wolf? In den Kreisen der Anderen oder vielleicht doch im eigenen Haus, von dem Lilach sich so viel Sicherheit versprochen hat? Wie gut kennen wir unsere Kinder wirklich, und würden wir unsere Hände tatsächlich blind für sie ins Feuer legen?

Lilach ist Erzählerin und überforderte Mutter, deren Sohn sich zunehmend von ihr abkapselt. Psychologisch liegt dem Buch ein interessantes Grundgerüst zugrunde, aber der Plot hat doch einige Längen. Die Beweissuche nach dem Täter ist zwar mitunter zentraler Kern der Handlung, doch ein spannender Krimi ist der Roman nicht. Leichte Spannungsbögen ergeben sich hier aber aus gesellschaftlichen und psychologisch raffinierten Manipulationen - sie konnten mich aber nicht gänzlich überzeugen. Das Ende war zwar (aus positiver Sicht) unerwartet, aber etwas holprig und wurde zu schnell abgespeist. Ich fands das Buch keinesfalls schlecht, aber größere Begeisterungsstürme fallen leider aus.