Rezension

Wie ein Puzzle, dessen einzelne Teile eine erfahrungsreiche Lebensgeschichte offenbaren

Der Papierpalast
von Miranda Cowley Heller

Bewertet mit 5 Sternen

„Der Papierpalast“ von Miranda Cowley Heller ist ein ganz besonderer Roman, der mich unheimlich berührt hat.

Nachdem Cover und Titel - und insbesondere der Werdegang und die Auszeichnungen der Autorin - mich sehr angesprochen haben, war ich zunächst durch die ersten Sätze etwas abgeschreckt, weil ich fragmentarische und naturalistische Beschreibungen wie die einleitenden leider nicht so gerne lese und mich meist gegen Bücher mit so einem Schreibstil entscheide...

Umso mehr bin ich nun froh und dankbar, dass ich diesem Debüt eine Chance gegeben habe, denn die einzelnen Szenen, die hier beschrieben werden, gehen so unter die Haut, dass man sich der Aura dieses Romans nicht entziehen kann!

Der Roman wird aus Perspektive der 50-jährigen Eleanor „Elle“ Bishop erzählt, die ihren Sommer wie gewohnt in dem idyllisch an einem See gelegenen Ferienhaus der Familie, dem „Papierpalast“, gemeinsam mit ihrem Mann, den Kindern und ihrer Mutter verbringt. Obwohl alles wie gewohnt erscheint, überschattet ein unverhofftes, folgenreiches Wiedersehen mit Elles Jugendliebe die Zeit am See. Und auch wenn eigentlich nur ein Tag in Elles Leben vergeht, lässt ihr Gedankenstrom, der fragmentarisch verschiedene Erinnerungen aus der Vergangenheit zusammensetzt, ihr bisheriges Leben und die getroffenen Entscheidungen Revue passieren.

Insofern ist der „Papierpalast“ nicht nur eine besondere, teils auch tragische Lebensgeschichte, sondern auch eine Familiengeschichte, in der insbesondere die Rolle der Frauen mehrperspektivisch betrachtet wird.
Demgemäß gehört der sehr lesenswerte Roman "Der Papierpalast" bereits jetzt zu meinen Favoriten dieses Lesejahrs!