Rezension

White Trash

Natchez Burning - Greg Iles

Natchez Burning
von Greg Iles

Bewertet mit 4.5 Sternen

Anwalt, Schriftsteller, Bürgermeister von Natchez - Penn Cage hat alles, was man sich im Leben wünschen kann. Lange nach dem Tod seiner ersten Frau möchte er wieder heiraten. Caitlin Masters ist eine herausragende Journalistin und genau die Richtige. In die Hochzeitsvorbereitungen fährt die Nachricht, dass Penn Cages Vater der angesehene Arzt Dr. Tom Cage eine todkranke Patientin umgebracht haben soll. Die Anklage lautet auf Mord. Nie im Leben kann sich Penn das von seinem Vater vorstellen. Sein Vater, der Penns krebskranke Frau bis zu ihrem letzten Moment behutsam begleitet hat. Aber warum will Dr. Cage nichts über die Todesnacht von Viola Turner sagen. Eine Frau, die er seit Ewigkeiten kannte, die in den 60ern als Krankenschwester für ihn gearbeitet hatte. Eine Frau mit schwarzer Haut, die er als weißer und verheirateter Arzt nicht lieben durfte.

 

In dem Moment, in dem Penn Cage die vorläufige Verteidigung seines Vaters übernimmt, beginnt für ihn eine Reise in die Vergangenheit seines Vaters, in die Vergangenheit seiner Stadt oder auch der USA. Der Konflikt zwischen Schwarz und Weiß scheint wie der Bürgerkrieg, der nie beendet wurde. In den 60ern wurden in Natchez unsägliche Taten begangen. Der verbrecherische Ku-Klux-Klan war daran beteiligt, doch einigen gingen dessen Ideen nicht weit genug. Sie gründeten eine noch extremere Gruppe, die sich Doppeladler nannte. Erschreckend für Cage, dass sein Vater mehr in diese alten Geschichten verwickelt war als sein Sohn jemals ahnte. Dr. Cage - ein Arzt, der den Menschen egal welcher Hautfarbe hilfreich zur Seite steht, soll mehr als nur flüchtig mit diesen Verbrechern zu tun gehabt haben?

 

Es beginnt wie ein Thriller, Begebenheiten, die ihren Ursprung in den Auseinandersetzungen während der 1960er haben. Eine Zeit, in der die Bürgerrechtsbewegung endlich dafür kämpfte, die Ungleichbehandlung zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe zu beseitigen. Kämpfe, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Kämpfe, die noch nicht ausgestanden sind. Vernagelte Köpfe, die sich nicht von ihrem Herrschaftsdenken befreien wollen. Weißer Müll, hochgespült in diesen Zeiten, zu Macht gekommen und keinesfalls gewillt, die Position zu verlassen. Eine Beziehung zwischen Vater und Sohn, der einige Illusionen genommen werden. Eine erstaunliche Geschichte über eine Vergangenheit, die keinesfalls ein Ruhmesblatt der so demokratischen Vereinigten Staaten darstellt. Eine Vergangenheit, die nicht beendet und überwunden ist. Außerordentlich informationsreich, manchmal haarsträubend und ausgesprochen fesselnd und schonungslos. Und nicht beendet - die Historie wird im Folgeband „Die Toten von Natchez“ weitererzählt. Ein Buch, das fordert, zum Nachdenken anregt und genau in diese Zeit passt, in der es gilt, sich selbst zu prüfen.