Rezension

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Werden Opfer immer zu Tätern?

Krähenmädchen - Erik Axl Sund

Krähenmädchen
von Erik Axl Sund

Bewertet mit 4 Sternen

Krähenmädchen hat mich auf jeden Fall gefesselt.

Kommissarin Jeanette Kihlberg ermittelt in einem Fall, in dem verstümmelte Jungenleichen gefunden werden. Psychologin Sofia Zetterlund behandelt ehemalige Kindersoldaten und Pädophile, hat also immer mit dem Schlimmsten zu tun. Beide haben auch privat einiges zu ertragen und freunden sich schließlich an.

Ich fand manche Personen zwar recht klischeehaft (warum muss Jeanette so eine "männliche" Frau sein, nur weil sie das Geld nach Hause bringt? Auch eine "Barbiepuppe" kann doch mal die Alleinverdienerin sein, aber nein, sie bekommt den Männernamen Janne als Spitznamen, spielt Fußball, hat schon in der Schule den Ton angegeben...), trotzdem konnte ich mitgehen und wollte immer wissen, wie es weitergeht.
Anstrengend finde ich die Sprünge nach Sierra Leone, zum Krieg und den Kindersoldaten, das kam mir so vor, als sollte schnell noch eine Tiefe ins Buch, dabei finde ich die ganzen persönlichen Probleme plus schreckliche Kindheit genug.
Was absolut nervtötend war, ist das zwischen Jeanette und Sofia, musste das unbedingt sein, weil zwei Männer das Buch geschrieben haben? :) Mir persönlicher wäre es lieber gewesen, wenn die zwei sich einfach angefreundet hätten und Punkt. Aber nun ja.
Letzter negativer Kritikpunkt, dann komme ich zum Positiven:
Warum heißt das Buch bitteschön Krähenmädchen? Habe ich das überlesen? Wenn es dann mal heißt: Das Krähenmädchen..., kommt das konstruiert rüber, so nach dem Motto: Oh, der Titel muss noch mit rein.

So, jetzt zum Positiven: (ich vergebe hier immerhin vier Punkte!)
Der Schreibstil, die kurzen Kapitel und vielen Sprünge haben mich auf Trapp gehalten, ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Ich finde es auch gut, dass ziemlich am Ende vom Täter (wir wollen natürlich nichts verraten) reflektiert wird, dass nicht alle Menschen etwas Schlimmes wollen, sondern dass Menschen, die behütet aufgewachsen sind, manche Probleme nicht verstehen, die Menschen haben, denen es schlechter ging. Diese klaren Gedanken fand ich gut, denn oft sind Täter im Psychothriller ja nur in ihrem Wahn gefangen.