Rezension

Wenn sich ein Fremder für deinen Ehemann ausgibt...

Phobia - Wulf Dorn

Phobia
von Wulf Dorn

Bewertet mit 4 Sternen

Sarah Bridgewater und ihr Sohn Harvey sind allein zu Hause. Ihr Mann Stephen ist für einige Tage auf Geschäftsreise. Doch mitten in der Nacht hält ein Wagen vor ihrem Haus. Es ist Stephens Wagen, und mit Stephens Schlüssel betritt ein Mann mit Stephens Kleidung das Haus und beharrt auf seiner Identität. Sarah kann fliehen, fühlt sich jedoch in ihrem Haus nicht mehr sicher. Was will der narbengesichtige Mann bezwecken, der sich als ihr Ehemann ausgibt? Und was hat er mit Stephen gemacht? Gemeinsam mit Marc, ihrem Freund aus Jugendtagen, begibt sich Sarah auf die Suche.

Wulf Dorn ist in seinem Buch ein hochspannender Einstieg gelungen. Gleich im ersten Kapitel wird man Zeuge eines Mordes, ohne jedoch über die Zusammenhänge aufgeklärt zu werden. Anschließend wird das folgenschwere Aufeinandertreffen Sarahs und des falschen Stephen beschrieben, das Gänsehaut verursache. Ich erwartete, dass die aussichtslose Situation einige Zeit aufrechterhalten wird, doch Sarah gelingt recht schnell die Flucht und dem Leser wird die Gelegenheit zum Luftholen gegeben.

Was dann folgt, ist anders, als mich der dramatische Bucheinstieg hat vermuten lassen. Sarah ist durch die Situation psychisch sehr belastet und möchte die Identität des Unbekannten und den Verbleib ihres Ehemannes aufklären. Das Psychospiel wird von dem Unbekannten ein wenig vorangetrieben, im Vordergrund steht jedoch Sarahs Suche nach ihm. Die Spannung bleibt so auf einem konstanten Niveau und der Leser erhält durch zahlreiche Andeutungen die Möglichkeit, über die Motive des Unbekannten zu spekulieren. Stück für Stück erfährt man ein wenig mehr über den Unbekannten, was die Dramatik der Situation aufrechterhält.

In ihrer Suche unterstützt wird Sarah von Mark Behrendt, der einigen Lesern vielleicht aus Wulf Dorns Debüt „Trigger“ ein Begriff ist – das Buch kann jedoch problemlos ohne Vorwissen gelesen werden und verrät auch nichts über die Handlung in „Trigger“. In dramatischen Rückblenden erfährt man, was Mark seither widerfahren ist und mit welchen Fragen er sich seither auseinandersetzt. Etwas enttäuscht hat mich, dass er der Aufklärung dieser Fragen kein bisschen näher kommt. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Erzählstrang nur ein Vorspann auf das nächste Buch ist. Abgesehen von seinem persönlichen dramatischen Schicksal also, das nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun hat, bleibt Marks Charakter recht blass – genauso gut hätte ein anderer Bekannter Sarah bei der Suche helfen können.

Das Ende der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Wulf Dorn beendet die Handlung nicht mit einer entscheidenden Szene, sondern mit vielen kleinen Schock-, Überraschungs- und Aha-Momenten. Mehrmals dachte ich „Ist’s etwa schon vorbei?“ und wurde eines besseren belehrt. Abgesehen von Marks Geschichte blieben bei mir keine Fragen offen – auch über die Bedeutung des Buchcovers wird man schließlich noch aufgeklärt.

„Phobia“ startet hochspannend und fokussiert sich dann lange auf die Suche nach dem unbekannten Eindringling in Sarahs Leben. Der Charakter der Sarah hat mir gut gefallen, während ich von einem Wiedersehen mit Mark mehr erwartet hätte. Die ungewöhnliche Form der Auflösung fand ich überzeugend. Insgesamt empfehle ich das Buch gerne weiter.