Rezension

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden

Bonuskind -

Bonuskind
von Saskia Noort

Zum Inhalt

Lies erzählt uns aus ihrer Sicht eine tragische Familiengeschichte. Als sie eines Morgens aufwacht hat sie das starke Gefühl, dass mit ihrer Mutter Jet etwas passiert ist. Das Bett unberührt. Handtasche und Handy hat sie nicht mitgenommen. Der Hund winselt, weil er dringend Gassi gehen muss. Es ist überhaupt nicht typisch für sie, die Kinder über Nacht alleine zu lassen. An ihren Vater möchte sie sich nicht wenden. Für ihn wäre das ein weiterer Beweis dafür, dass seine Exfrau unfähig ist, für die Kinder zu sorgen. Für ihren kleinen Bruder Luuk muss sie nun stark sein. Ihm die Mutter ersetzen. Lies ist die Einzige, die nicht an ein freiwilliges Verschwinden der Mutter glaubt. Auf eigen Faust beginnt sie nach ihr zu suchen. Stößt auf ein Tagebuch, indem ihre Mutter von einer toxischen Liebe erzählt. Ist dieser fremde Mann für das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich?

Meine Meinung

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden

ICH WACHTE MIT dem Gefühl auf, dass Mam tot ist. (1. Satz)

Lies spürt von Anfang an, dass mit ihrer Mutter etwas Schlimmes passiert ist. Nachdem ihre Mutter Jet zwei Nächte spurlos verschwunden bleibt, erhalten sie die Nachricht ihres Todes. Sie soll sich angeblich mit Tabletten das Leben genommen haben. Die 15jährige Lies glaubt das nicht. Ihr Vater Peter fühlt sich bestätigt. Seine Exfrau war psychisch instabil.

In sämtlichen Kapiteln erfährt Lies aus dem Tagebuch von der neuen Liebe ihrer Mutter. Eine Liebe die sie nicht glücklich gemacht hat. Die sie dennoch brauchte wie die Luft zum Atmen. Sie sehnte sich nach dem Familienleben, welches sie früher mit ihrem Ex und den Kindern hatte.

Lies und ihr Bruder haben mir unglaublich leid getan. Sie sind total überfordert von dem Verhalten ihres Vaters und dessen zweiter Frau Laura. Jet fand ich eigentlich schon sympathisch. In ihrem Berufsleben beriet sie Menschen, die psychische Probleme hatten. In ihrem eigenen Leben fiel sie immer mehr in einen Strudel aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Dennoch spürt man zwischen den Zeilen die große Liebe, die sie für ihre Kinder empfand. Peter kam total unsympathisch rüber. Nicht einmal hat er auf die Gefühle seiner Kinder Rücksicht genommen. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Tod seiner Frau kam ihm gerade Recht. So konnte er endlich *seine Kinder* ganz für sich behalten. Laura hatte sich stets bemüht, auf die Gefühle der Kinder Rücksicht zu nehmen. Kam selbst oftmals nicht mit dem Verhalten ihres Mannes klar. Lies empfand das nette Verhalten ihrer Stiefmutter berechnend. Jede zweite Woche mussten sie zu ihrem Vater. Jede zweite Woche war Jet allein. Und verzweifelt. Bis sie auf einem Dating Portal einen besonderen Mann kennen lernte .....

Mit ihrem Freund Mees, der sich sehr gut mit Computern auskennt, versucht Lies der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Einer Wahrheit, die mir Gänsehaut beschert hat!

Fazit

Ich habe selten so einen spannenden Thriller gelesen, der mit wenig Blut auskommt. Es handelt sich hier vielmehr um einen Thriller, wie er im realen Leben viel zu oft vorkommt. Eltern lassen sich scheiden. Bekriegen sich bis aufs Blut und wollen die Kinder an sich reißen. Sie denken nicht an die zarten Seelen ihrer Kinder. Leben ihren Frust auf deren Kosten aus. Berauben die Kinder ihrer Jugend. Besonders Lies wurde mit Dingen konfrontiert, die eine 15jährige kaputt machen können. Was unterscheidet diese Coming-of-Age-Geschichte vom realen Leben? Das bittere Ende! Obwohl ... gibt es solche Enden nicht auch immer wieder im wahren Leben?

Danke Saskia Noort. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.