Rezension

Wenn ein Freund für den anderern da ist

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert - Joël Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
von Joël Dicker

Marcus Goldman, ein junger aufstrebender Autor, hat bereits einen Bestseller geschrieben. Er hat einen Vertrag über 5 weitere Bücher abgeschlossen, befindet sich aber seit 2 Jahren in einer Schreibflaute.
Er ruft seinen alten Freund und Professor Harry Quebert an und dieser lädt ihn prompt ein. Aber auch dort kann er die Schreibblockade nicht überwinden, so dass er unverrichteter Ding wieder nach Hause fährt.
Nach seinem Besuch bei ihm wird in Harrys Garten eine Leiche gefunden. Es ist die Leiche der 15-jährigen Nola Kellergan, die vor 33 Jahren als vermisst gemeldet wurde.
Ermittlungen werden eingeleitet und als bekannt wird, dass Harry eine Affäre mit ihr hatte, bricht ein Sturm los. Der damals 34-jährige Professor hatte ein Verhältnis mit der 15-jährigen, das ist nicht zu toppen. Zu allem Übel handelt das hochgelobte Buch von Harry "Der Ursprung des Übels" auch noch von genau dieser Liebesbeziehung. Logisch, dass Harry der Hauptverdächtige ist und ins Gefängnis kommt.
Marcus, fühlt sich trotz allem, was Harry zu Lasten gelegt wird, als sein Freund und zieht vorübergehend in die Wohnung von Harry, von wo aus er selbst versucht zu ermitteln, was damals vor 33 Jahren, am 30. August passiert ist ...

Ein monströses Werk, nicht nur seitenmäßig, mit seinen fast 730 Seiten.

Als Marcus anfängt, Fragen zu stellen, wird ihm gedroht. Er lässt sich nicht beirren und macht weiter, stellt unbequeme Fragen und sucht Leute auf, die eventuell nach so vielen Jahren noch etwas wissen.
Er weiß, dass er jemandem auf die Füße getreten ist, denn die Drohungen werden massiv.
Mit Hilfe von Polizisten, die den damaligen Fall, die Suche nach Nola, begleitet haben, versucht er herauszubekommen, was genau damals passiert ist.
Viele Irrungen und Wirrungen sind nötig, um hinter die Ereignisse zu kommen. Viel Überraschendes tritt zu Tage, mit dem niemand gerechnet hat.
Ebenso die Frage, warum Nola im Grab das Manuskript von Harrys "Der Ursprung des Übels" bei hatte, sucht nach einer Antwort.
Eine Frage wird beantwortet, sofort tun sich die nächsten 3 auf. Es gibt viele Ecken, hinter die man als Leser geführt wird, oftmals sind es die falschen und man muss sich neu orientieren.

Marcus, der dann anfängt, alles aufzuschreiben, hat mit diesem Fall endlich auch ein Thema für sein nächstes Buch.

Das Buch beinhaltet nicht nur die Auflösung dessen, was am 30. August von vor 33 Jahren passiert, es enthält auch eigene Schicksale der Protagonisten, die letztendlich alle miteinander zusammenhängen.  

Das Buch ist spannend und facettenreich geschrieben. Ein hervorragender Plot, der gekonnt umsetzt wurde.
Die Protagonisten Harry und Marcus wirken echt und es ist nicht schwer, ihre Handlungen nachzuvollziehen. Harry Gewissensbisse in Bezug auf Nola sind überzeugend wiedergegeben worden und machen die Geschichte glaubhaft.

Auch wenn es mit fast 730 Seiten ein ordentlicher Wälzer ist, kommt man beim Lesen sehr gut voran. Über die ein oder andere Länge, die das Buch in sich trägt, kann man ignorieren, denn es behindert den Lesefluss nicht. 

Ein tolles Buch mit sympathischen und glaubwürdigen Protagonisten, in dem es vor Überraschungen wimmelt und das ich sehr gern weiterempfehle.