Rezension

wenn ein berühmtes Insta-Kind entführt wird...

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1) -

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
von Kristine Getz

Bewertet mit 4 Sternen

Bedrückend liest man über die Gefahren der Sozialen Medien, bes. das Ausbeuten von Kindern. Aktuell, realitätsnah, beängstigend.

Lotte Wiig und ihr Mann Jens fahren anlässlich Lottes Geburtstag in ein Spa. Die 2jährige Tochter Poppy ist einstweilen bei Jens' Eltern. Doch Poppy ist keine normale 2jährige, sie sieht aus wie eine Puppe und ist ein berühmtes Insta-Kind mit Millionen von Followern auf der ganzen Welt.
Und als Jens kurz darauf den schockierenden Anruf erhält, dass Poppy spurlos verschwunden ist, nehmen alle an, dass es mit einem kürzlich passierten Ereignis zusammenhängt, bei dem auch ein Kind verschwunden ist, das jedoch nach einigen Stunden wieder unversehrt aufgetaucht ist.
Als Poppy jedoch nicht wieder zurückkommt, stürzt sich die Kommissarin Emer Murphy trotz ihrer psychischen Erkrankung in die Ermittlungen.

Meine Meinung:
Der Schreibstil ist flott, lebendig und abwechslungsreich. Zeitungsartikel, Darknet-Chats und E-Mailverkehr peppen die Story auf.
Abwechselnd liest man aus Sicht von Lotte, Jens, Marie oder Emer, und deckt nach und nach die Puzzleteilchen auf, was zu dem Zeitpunkt des Verschwindens von Poppy passiert ist. Manchmal war dies etwas zäh, da man nichts Neues erfährt bzw. einiges wiederholt wird.

Die Protagonistin ist Emer Murphy, eine leicht übernatürlich begabte Ermittlerin, die aufgrund eines Anfalls in psychiatrischer Behandlung ist. Doch genau diese Anfälle sind ihre Gabe, sie hat einfach ein natürliches Empfinden für die Gründe und Handlungen von Personen, und dies kombiniert mit ihrer perfekten Beobachtungsgabe ist ausschlaggebend für die Lösung des Falls - der mich wirklich nach vielen Wendungen total überrascht und überzeugt hat.
Emer wäre eigentlich noch krankgeschrieben, doch sie muss einfach das kleine Kind finden. Sie ist trotz ihre Probleme eine taffe Frau, deren Selbstbewusstsein und Kraft durch die Medikamente leider in den Hintergrund getreten sind. Ich mochte ihre Hartnäckigkeit, ihre Achtsamkeit und vor allem ihre tolle Kombinationsgabe.
Auch ihr Partner Mons Tidemand war dahingehend sympathisch, da er es Emer ermöglicht hat, bei den Ermittlungen dabei zu sein und zu helfen.
Nach und nach decken sich die wahren Beweggründe der Familienmitglieder auf, deren man etliche kennenlernt, und man ist fassungslos vor so viel Falschheit und Egoismus.

Diese Geschichte behandelt das Leben von Social Media Stars, besonders der Kinder, die sich dagegen nicht wehren können, was ich besonders schockierend finde. Sie müssen funktionieren, sie müssen immer lächeln, sie müssen diverse Dinge präsentieren - und sind von dem Ganzen gestresst (nicht umsonst kann Poppy noch nicht sprechen), sie machen den Eltern zuliebe alles (wiederwillig) mit und haben keine normale, private Kindheit. Schrecklich, dass sogar 2-Jährige gestalked werden, weil deren Leben minutiös im Internet ausgebreitet wird.

Fazit:
Das öffentliche Leben von Social Media-Kids eindrücklich dargestellt. Die Wendungen und die Auflösung des Falls haben mich überrascht und überzeugt.