Rezension

Wenn aus Liebe Alltag wird

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 3.5 Sternen

Rahel und Peter sind 30 Jahre verheiratet, als Psychotherapeutin und Uni-Professor wohlsituiert, aber die Beziehung ist in die Jahre gekommen. Eigentlich haben sie sich nicht mehr viel zu sagen, die Gespräche sind kurz, immer freundlich, aber distanziert. Rahel vermisst zudem die körperliche Nähe, der sich Peter seit Jahren immer deutlicher entzieht. Ein Urlaub soll eine Veränderung anstoßen.

Die gewählte einsame Berghütte steht wegen des titelgebenden Brandes nicht mehr zur Verfügung, so reisen sie in die Uckermark in das Haus einer mütterlichen Freundin Rahels. Die bat um Hilfe für Haus und Garten, da sie ihren Mann, einen bekannten Künstler, zur Reha begleiten will. Dann taucht auch noch Tochter Selma mit den Kindern auf, die ihre Probleme mitbringt.

Daniela Krien, über die ich schon sehr viel Positives gehört und gelesen habe, erzählt die Geschichte einer Ehe und zweier Menschen, die sich im Lauf der Jahre unterschiedlich entwickelt haben. Obwohl ihre Protagonisten im besten Alter sind (49 und 55), wirken sie viel älter und eingefahrener auf mich. Beide scheinen von den gesellschaftlichen Entwicklungen überfordert. Rahel als Psychotherapeutin sieht alle ihre Patienten nur noch negativ und ihre Probleme rechnet sie dem Zeitgeist und überzogenen Ansprüchen zu. Peter zieht sich nach einem Vorfall bei einer seiner Vorlesungen ganz zurück.

Von der Charakterzeichnung konnten mich weder Peter noch Rahel überzeugen. Besonders Rahel fand ich unsympathisch und oberflächlich. Allerdings ist Kriens Sprachstil sehr schön zu lesen und sie erzählt in nur scheinbar einfachen Worten, man muss schon sehr genau lesen um die Zwischentöne zu erfassen.

Es ist mein erstes Buch der Autorin und nach all den positiven Besprechungen ihres früheren Schaffens, war ich sehr gespannt auf das Buch. Der Roman hat mir insgesamt gut gefallen, aber auch nicht mehr. Da kommt ein bisschen Gesellschaftskritik, ein bisschen Ossi-Wessi-Gefühl, ein bisschen Ehekrise. So bleibt auch zum Ende der Fortbestand der Beziehung unentschieden.