Rezension

Wendungsreicher, komplexer Fall, zermürbende Ermittlungen, viel Dramatik und ein eher enttäuschendes Motiv.

Todesschmerz -

Todesschmerz
von Andreas Gruber

Bewertet mit 4 Sternen

Während der Kriminalpsychologe Maarten S. Sneijder und sein Kollege, der IT-Experte Marc Krüger, daran arbeiten, einen Verräter in den eigenen Reihen des Bundeskriminalamts zu enttarnen, werden in Oslo die deutsche Botschafterin Katharina von Thun und ihr Sicherheitschef kaltblütig ermordet. Sneijder und sein Team sollen zusammen mit einer BND-Agentin die Ermittlungen der norwegischen Polizei beobachtend begleiten. Doch Sneijder lässt sich nicht in eine derart passive Rolle drängen und beginnt mi seinen deutschen Kollegen mit eigenen Ermittlungen, die ihn auf einen weiteren ungeklärten Mordfall und eine große Anzahl von vermissten Prostituierten aufmerksam machen. Ohne eigene Befugnisse und ein klar erkennbares Motiv sind die Ermittlungen erschwert und werden zudem durch Attacken auf die deutschen Beamten gewaltsam versucht zu behindern. 

"Todesschmerz" ist nach "Todesreigen" und "Todesmal" der sechste Band der Reihe um den eigenwilligen BKA-Profiler Maarten S. Sneijder. 
Das Buch ist in zwei Handlungsstränge unterteilt. Die gegenwärtigen Ermittlungen handeln nach dem Mord in der Botschaft in Oslo am 23. Mai, während in einer Rückblende drei Wochen zuvor der Fokus zwei norwegische Brüder gerückt wird, die in die Organisierte Kriminalität verstrickt sind und sich zu Rivalen entwickeln. 
Völlig undurchsichtig ist, wie die beiden Brüder, von denen einer nachweislich telefonischen Kontakt zu der deutschen Botschafterin hatte, in die Mordfälle verwickelt sein könnten. Auch kann nicht erahnt werden, in welchem Zusammenhang die verschwundenen Prostituierten mit dem Mord an der Botschafterin, die offenbar eine Leidenschaft für junge Mädchen hatte, stehen könnten. 
Dieses Fischen im Trüben sorgt zwar einerseits für Spannung, andererseits dauerte es mir etwas zu lange bis die Handlungsstränge zusammengeführt wurden. Die eigenmächtigen Ermittlungen um Sneijder und sein Team sind zunächst zäh und es ist schwer eine Richtung zu erahnen. Erst als die Situation für Sneijder und sein Team zunehmend gefährlicher wird und sie dem Täter offenbar näher sind, als sie denken, wird der Fall interessanter. 
Für Unterhaltung sorgt wie in den Bänden zuvor der besondere Charme des Misanthropen Sneijder, der clever, aber respektlos und ohne sich an Regeln zu halten, agiert. Dies beinhaltet auch wieder die üblichen wiederholenden Floskeln und revolvierenden besonderen Eigenheiten Sneijders, nimmt der Fallaufklärung damit aber weder seine Brisanz noch seine Ernsthaftigkeit, auch wenn ich das eigenmächtige Vorgehen Sneijders und das Hacking Marc Krügers ein wenig übertrieben und nicht immer als realitätsnah empfand. 
So spektakulär und komplex der Fall und die Verstrickungen innerhalb der Behörden sowie die Wendungen während der selbst für Sneijder zermürbenden Ermittlungen sind, desto enttäuschender sind die Motive der Täter. 
 
Fazit: Für Fans von Maarten S. Sneijder ist auch dieser sechste Band, der den gewieften Kriminalpolizeipsychologen an seine persönlichen Grenzen bringt, ein Muss und macht dem Titel alle Ehre.