Rezension

Wem kannst du trauen

Sharing – Willst du wirklich alles teilen? -

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?
von Arno Strobel

Bewertet mit 5 Sternen

perfider Rache-Thriller mit diversen Plot-Twists. Nichts für schwache Nerven

Mit "Sharing. Willst du wirklich alles teilen?" beweise Arno Strobel, dass er noch lange noch am Ende seines Ideenreichtum angekommen ist und selbst eingefleischte Fans noch überraschen kann. Allerdings ist dieser perfide Rache-Thriller mal wieder nichts für schwache Nerven.

Zum Inhalt: Markus und Bettina führen ein florierendes Unternehmen, bei dem es vorrangig um Car- und Wohnung-Sharing geht. Die Idee dahinter ist ja prinzipiell nobel: man muss nicht mehr alles selbst besitzen um es nutzen zu können und entlastet damit die Umwelt. Und doch geraten sie in den Fokus eines kranken Killers, der die Idee des Sharing ins perverse umkehrt. Denn, will man wirklich alles teilen? Und wem kann man eigentlich noch trauen? Den engsten Freunden? Sich selbst?

Arno Strobel spielt mal wieder mit den Gedanken der Leser. Ich bin jetzt schon lange Strobel-Fan und hatte gerade bei den letzten Büchern immer schon recht zeitig den "Aha"-Moment, wo man erkennt, wo der Autor eigentlich hinwill. Dieses Mal wurde ich allerdings völlig aus der Bahn geworfen und bin bis zum Schluss im Dunkeln getappt, worum es im Buch eigentlich genau geht und welches Ziel der Killer verfolgt. Ganz zu schweigen davon, dass man absolut keine Idee hat, wer eigentlich der Böse im Buch ist. Denn Strobel schafft hier eine Situation, in der der Leser am eigentlichen Helden der Story schon recht früh zweifeln muss und im Verlauf der Handlung alles immer mehr den Anschein hat, als wäre nichts so wie es scheint. Das ist wirklich fantastisch gemacht, denn während man Markus auf der Suche nach dem Killer folgt, verliert sich dieser immer mehr selbst, zweifelt alles an und wird vom Good Guy immer mehr zum Hassobjekt. Und die ganze Zeit muss sich der Leser fragen: was ist noch real? Wem darf man glauben?

Auch in diesem Buch wird mal wieder typische "Alltags-Technologie" in ein Horrorszenario verwandelt. Wobei ich dieses Mal besonders abgeschreckt vom Vorgehen des Täters war. Es wird zwar vieles nur angedeutet und glücklicherweise nichts wirklich bildlich beschrieben, das war aber auch nicht nötig um das Kopfkino in Gang zu bringen. Daher war ich dieses mal schon kurz nach Beginn des Buches in Versuchung, das Buch gar nicht erst weiterzulesen. Also dieses Buch ists nichts für sanfte Gemüter, das muss man ganz klar sagen. 

Die Auflösung war zugleich überraschend und absolut genial. Ich bin keine Sekunde vorher, dahinter gekommen, auch wenn ich zwischendurch immer mal kleiner Verdachtsmomente hatte. Aber die hat Arno Strobel gut zu zerstreuen gewusst. Vom Plot mal wieder ganz großes Kino und auch sprachlich wieder absolut grandios. Dieses Buch raubt einem den Atem und den Schlaf!