Rezension

Weiches Begräbnis

Weiches Begräbnis
von Fang Fang

Bewertet mit 4 Sternen

Einst wurde sie ohne Erinnerung halbtot vor dem Ertrinken gerettet, jetzt fällt Ding Zitao erneut dem Vergessen anheim. Ihr Sohn Quinglin ist verzweifelt, versucht alles um seiner Mutter zu helfen. Können Nachforschungen zu ihrer Herkunft weiterhelfen, oder werden so nur unnötig alte Wunden aufgerissen?

Ein komplexer Familienroman, der vor dem Hintergrund der sogenannten Kulturrevolution spielt. Großgrundbesitzer werden enteignet, „bekämpft“, willkürlich ermordet. Tausendfach geschehen, und doch meist vertuscht und totgeschwiegen. Die Autorin wurde für diesen Roman zunächst gefeiert, inzwischen aber ist er so verpönt, dass er sich in keinem chinesischen Buchladen mehr finden lässt. Allein diese Tatsache macht einen als Leser schon betroffen, hat man ihn gelesen, kann man gut nachvollziehen warum. Denn was damals passiert ist, wird auch heute noch unter den Teppich gekehrt. Ich wusste über diese Thematik kaum etwas, aber Fang Fang erzählt nicht nur eine großartige Geschichte, sondern klärt auch auf über das Geschehen. Dabei wird nichts beschönigt, was die Lektüre nicht immer einfach macht. Ich musste mich erst in die Geschichte und den Stil einlesen, auch die vielen (für mich ungewohnten) chinesischen Namen waren anfangs verwirrend, dann war ich aber wirklich mitgerissen. „Weiches Begräbnis“ ist ein wichtiger Roman, der auf distanzierte, aber erschreckende Weise zeigt, welche Schrecken in der Vergangenheit verborgen liegen.