Rezension

Wege ins Diesseits

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Wege ins Diesseits

Oder welche Träume sind meine eigenen?

Es gibt Tage, an denen alles schief geht. Nora hat einen Kater namens Voltaire und sie liebt Volts sehr. Als er plötzlich tot am Straßenrand liegt und ihr Chef ihr auch noch unerwartet kündigt, ist sie sehr verzweifelt. Ihre beste Freundin Izzy ist weit weg, in Australien, die Eltern sind tot und zu ihrem Bruder Joe ist der Kontakt abgebrochen. Noras Nachbar, Mr. Banerjee, braucht sie auch nicht mehr, denn der Apothekenjunge bringt seine Tabletten jetzt zu ihm ins Haus. Das hat Nora vorher gemacht. Und Leos Mutter Doreen sagt seine Klavierstunden nun generell ab, weil Nora zur verabredeten Zeit gar nicht zu Hause war. Noras Verzweiflung nimmt überhand und so will sie sich umbringen, mit Tabletten. Aber sie stirbt nicht.

Nora landet in einer Zwischenwelt, in der Mitternachtsbibliothek und Mrs. Elm, ihre alte Schulbibliothekarin erwartet sie dort. In den Regalen stehen die Bücher mit den alternativen Leben, die Nora hätte führen können …

Nun rutscht Nora zunächst in die Träume der anderen. Da gibt es Dan, den sie heiraten wollte, aber sie hat es sich in letzter Minute anders überlegt. Dans Traum war eine Kneipe auf dem Land mit sich selbst als bestem Kunden. Izzys Traum war ein  Leben in Australien.

„Nora erkannte, dass die anderen Menschen, egal wie ehrlich man zu ihnen ist, die Wahrheit nur dann sehen, wenn sie nah genug an ihrer eigenen Realität liegt.“ Seite 269

Es gibt unzählige Begegnungen in unzähligen Leben und es ist schon ein Kunststück des Verfassers, dass man als Leser stets den Überblick behält. Das kommt alles sehr leichtfüßig daher, sehr kreativ und manchmal schräg gegen den Strich gebürstet.

Einzig der Referenzschwule, Noras Bruder Joe, hat mich extrem gestört, dafür gibt es einen Stern Abzug! So was kann ich echt nicht leiden, man gewinnt ja fast den Eindruck, als gäbe es ohne Schwule, Lesben oder Transgender kein Geld mehr für Publikationen.

Fazit: Ansonsten sind die Figuren und die jeweiligen Sets hervorragend ausgearbeitet, man kann sich bestens in die jeweiligen Situationen einfühlen, erlebt alles hautnah mit. Ein mögliches, sehr berührendes Ende kann man sich ausmalen. Ungewöhnliche und sehr empfehlenswerte Lektüre, bei der man sehr viel lernen kann, wenn man auf die wirklich zahlreichen angebotenen Themen aufspringt.