Rezension

Was übrig bleibt

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 4 Sternen

 Rahel (49) und Peter (55) sind seit 30 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder - Selma und Simon - zwei Enkel und sind beruflich erfolgreich. Ihr geplanter Sommerurlaub muss umorganisiert werden, da Freunde Hilfe benötigen und so finden sich Rahel und Peter auf dem Hof von Ruth und Viktor wieder, umgeben von Tieren, einem großen Garten, einem wunderschönen See, Wald, Ruhe, Einsamkeit und Zeit zum Nachdenken. Jeder ist für sich und Rahel lässt uns an ihren Gedanken teilhaben.
„Manchmal ist das wohl nicht zu verhindern, dass zwei Menschen nicht mehr im Gleichschritt gehen.“ (S. 174) und das ist auch okay, jedenfalls in meinen Augen. Ich möchte nicht gleich sein in Worten, Taten oder Gedanken, ich brauche das Ungleichgewicht, mal verträumt hinterhergucken, mal überholen, ich muss mal unterliegen und will mal gewinnen, ich möchte nicht durchschaut werden und für uns passt das, auch wenn es so anstrengend bleibt, aber ein ständiger Gleichschritt wäre nicht zu ertragen!
Es werden viele unterschiedliche Themen angerissen, auf einige wird mehr eingegangen und doch sitze ich am Ende hier und muss sagen, dass mir doch etwas fehlt. Die erste Woche war die längste, ich konnte Rahel und Peter in Ruhe kennen lernen, während in der dritten Woche eigentlich nur Peters Geburtstag abgehandelt wurde und es dann eben um Ruth und Viktor ging. Reicht Selma die Erkenntnis, am Ende doch zu wissen, was sie machen soll? Reicht Rahel die Andeutung bezüglich ihres Vaters? Sind sich Rahel und Peter jetzt wieder nahe, um den Rest des Lebens glücklich miteinander zu verbringen? Reichen 3 Wochen, um 30 Jahre aufzuarbeiten?
Das Buch ließ sich locker durchlesen, die Sprache hat mir unglaublich gut gefallen. Ich war auf dem Hof, konnte den See sehen und war bei den Spaziergängen mit Pferd und Katze dabei. Der Storch war großartig und ich wollte auch genau so meinen nächsten Urlaub verbringen. Das Unaufgeregte tat gut, kein großer Streit, keine klischeehaften Äußerungen, da gab es Zärtlichkeiten und kleine Aufmerksamkeiten, aber auch Streit mit der Tochter. Ein schöner Roman, der mich an einen wunderschönen Ort mitgenommen und mich noch lange Zeit zum Nachdenken angeregt hat.