Rezension

War ganz ok

Rupien! Rupien! - Vikas Swarup

Rupien! Rupien!
von Vikas Swarup

Bewertet mit 3 Sternen

Ram Mohammed Thomas sitzt im Gefängnis. Nicht weil er jemanden ermordet, ausgeraubt oder vergewaltigt hat. Nein, er hat bei "Wer wird Millionär" alle Fragen richtig beantworten konnte. Doch alle sind sich einig: Er muss betrogen haben. Schließlich hat er als Weisenjunge nie eine Schule besucht, nie eine Zeitung gelesen und arbeitet als einfacher Kellner. Nur seine Anwältin, die ihn unerwartet aus dem Gefängnis und vor weiterer Folter rettet, glaubt ihm. Anhand der Videoaufnahmen erklärt Mohammed ihr, wie sein Leben verlief und woher er die Antworten kannte.

"Ruipen! Rupien!" diente als Vorlage für den Hollywoodfilm "Slumdog Millionär". Erstaunlicherweise ist es eines der wenigen Bücher, bei dem ich der Meinung bin, dass der Film deutlich besser ist als das Buch.

Vikar Swarup nimmt uns mit ins ferne Indien, wo wir Mohammeds traurige Lebensgeschichte miterleben. Doch obwohl sich der Schreibstil gut und flüssig lesen lässt, wirkt es nüchtern und ungewöhnlich distanziert. Das kann natürlich auch so beabsichtigt sein, aber verglichen mit anderen indischen Autoren hat es mich verwirrt. Neben dem Epi- und Prolog wurde das Buch in weitere zwölf Kapitel unterteilt, die jeweils eine Frage der Quizshow behandelt. Da sie keine chronologischen Reihenfolge haben, könnte man von Kurzgeschichten aus seinem Leben sprechen. Im Anhang findet man Erklärungen zu einzelnen Hindi ausrücken. Alle sind allerdings nicht dabei und einige Aussprüche werden auch in der Geschichte selber leider nicht erklärt.

Das war auch das, was mich an dem Buch etwas gestört hat. Es hat immer etwas gedauert, bis man wieder wusste, wo man war, wie alt Mohammed gerade ist, ob er gerade Kontakt zu seinem besten Freund hat oder nicht und was überhaupt um einen herum passiert. Mir hätte es sehr geholfen, wenn es gleich zu Kapitelanfang irgendwelche Orientierungspunkte gegeben hätte. Wenigstens die Jahreszahl.

Auch wenn Mohammed mir als Figur nie wirklich Nahe gekommen ist, kann ich nicht behaupten, dass ich ihn nicht mochte. Ich habe ihn gern durch seine Erinnerungen begleitet. Ich finde es trotzdem ein wenig schade, dass ich nicht so mitleiden konnte, wie er es eigentlich verdient hätte.

Im Großen und Ganzen ist es ein ganz nettes Buch. Komplett vom Hocker gehauen hat es mich nicht, aber es ist auch keine Zeitverschwendung. Schon alleine für die doch recht ungewöhnliche Idee lohnt es sich, mal einen Blick in das Buch zu riskieren.