Rezension

Vorhersehbar und doch überraschend

Neuschnee - Lucy Foley

Neuschnee
von Lucy Foley

Die alte Clique aus Unitagen trifft sich zum Jahreswechsel in den schottischen Highlands. Auf dem riesigen Gelände wollen sie alleine in Erinnerungen schwelgen und es sich gut gehen lassen. Doch dann schneidet heftiger Schneefall die Lodge von der Außenwelt ab und alleine sind die neun Freunde nicht ...

Was braucht man für einen spannenden Thriller? Gar nicht viel. Ein Naturereignis, das ein ohnehin abgelegenes Gebiet von aller Zivilisation abschneidet. Ein paar Freunde, die sich auseinander gelebt haben und viele Geheimnisse voreinander verbergen. Fremde, die zufällig zur gleichen Zeit Urlaub machen wollen, natürlich auch drei Angestellte, das Mädchen für alles, der Hausmeister und der Mann für's Grobe, der als Fahrer, Jäger, Aufpasser und noch einiges mehr fungiert.

So weit, so einfach - es braucht eben gar nicht viel und manches Detail schreit sehr stark nach Klischee. Das macht aber dann gar nichts aus, wenn die Geschichte spannend ist und man erstmal überhaupt nicht weiß, worum es geht und in welche Richtung es gehen wird. Dass vielleicht nicht alle diesen Jahreswechsel überleben werden, nun, das haben Thriller an abgelegenen Orten so an sich. Ein bisschen Zickenkrieg, verletzte Gefühle, Sex und Alkohol, das Auftrumpfen, wer den besseren Job und das bessere Leben hat.

In ihrem Debüt versteckt Lucy Foley allerdings mehr als den 08/15-Plot. Die Charaktere sind gut gezeichnet mit Macken, Ticks und Geheimnissen. Man erfährt als Leser immer wieder kleine Bruchstücke aus der gemeinsamen Vergangenheit und wird dann doch überrascht, dass Foley sich einen ganz anderen Dreh ausgedacht hat, als man erwartet hätte.

Neuschnee ist spannend und abwechslungsreich und überrascht den Leser, indem nicht die herkömmliche Freunden-treffe-sich-nach-Jahren-Story erzählt wird. Neben dem Haupterzählstrang, spielen sich kleine Geschichten in den Nebensträngen ab, denen man nicht immer eine große Bedeutung zumisst, die aber zur Auflösung führen - und Foley lässt keine Frage offen. Da freut man sich auf zukünftige Werke der Autorin.

Übrigens: das Hörbuch wird von insgesamt fünf Sprechern gelesen, so dass man die Perspektivenwechsel deutlich mitbekommt.