Rezension

Von Schakalen und Tigern

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
von C. Pam Zhang

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was macht ein Zuhause zum Zuhause?

Wer die ersten hundert Seiten geschafft hat, liest weiter, die anderen haben das Buch früher beiseitegelegt.

Die chinesisch-amerikanische Schriftstellerin C Pam Zhangs erzählt mit ihrem teilautobiographischen Debütroman „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ von der Geschichte einer chinesischen Einwandererfamilie auf Goldsuche in Amerika Mitte des 19. JH.

Es ist die Geschichte von zwei Geschwistern, der zwölfjährigen, schlauen Lucy und der elfjährigen, trotzigen Sam (eigentlich Samantha), die aus ihrer Hütte, einem ehemaligen Hühnerstall fliehen und sich auf die Suche nach einem Zuhause und einer geeigneten Begräbnisstelle für ihren verstorbenen Vater Ba begeben. Ihre Mutter Ma, eine chinesische Immigrantin, ist schon ein paar Jahre tot. Mit Nellie, einem dem Lehrer gestohlenen Pferd und der Leiche des Vaters in einer Kiste begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch die Weiten Kaliforniens. Ohne „Wild Wild West“-Romantik.

In einer Rückblende wird das Leben drei Jahre zuvor, als die Mutter noch bei ihnen war, als Lucy noch zur Schule ging und Sam als Bub getarnt mit dem Vater in das Kohlenbergwerk ging, aufgerollt. Als chinesische Immigranten – obwohl nur Mutter Ma aus China stammt, Vater und Kinder sind in Amerika geboren – haben sie es schwerer als andere Bergarbeiterfamilien, ihr Leben in der engen Hütte ist geprägt von Entbehrungen.

In einer dritten Ebene erzählt Lucy von der Zeit, da sie in Sweetwater eine neue Heimat gefunden hat. Die rebellische Sam ist nicht mehr da, irgendwann ist sie Lucy abhandengekommen, weil sie einen anderen Weg eingeschlagen hatte.

Im letzten Teil werden Sam und Lucy bewusst, dass nur noch die Indianer unter ihnen „geschichtet“ sind.

Die Geschichte der Chinesen im US-amerikanischen Westen der Pionierjahre ist aus dem kollektiven Gedächtnis der USA weitgehend ausgeklammert. Der vergessenen Präsenz der Migranten aus China, die für den Bau der ersten interkontinentalen Eisenbahnstrecke schufteten setzt Zhang im weißgewaschenen Wilden Westen ein literarisches Denkmal.

Der Roman hat es auf Barack Obamas Leseliste geschafft, sicher nicht auf die aus Trumps Kosmos.