Rezension

Voller Leid und Trostlosigkeit

Shuggie Bain -

Shuggie Bain
von Douglas Stuart

Inhalt:

Der kleine Junge Shuggie wächst zur Thatcher-Zeit in einer Arbeitersiedlung in Glasgow auf. Er selbst merkt früh, dass er anders ist als die anderen Jungen in seinem Umfeld und wird deswegen von ihnen beleidigt und zusammengeschlagen. Sein Vater verlässt die Familie sehr früh und seine Mutter Agnes ist alkoholsüchtig. Er tut alles, um seine Mutter zu beschützen, sie vom Alkohol fernzuhalten und sie glücklich zu machen. 

Meinung:

Der Roman gewährt einen Einblick in eine Familie, in der die Alkoholsucht eine große Rolle spielt. Dass Shuggie bereits mit 10 Jahren anfängt, sich für seine Mutter aufzuopfern, und die Schule schwänzt, um bei ihr zu bleiben, hat mich sehr traurig gemacht. Die toxische Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter steht im Vordergrund. Während er sie glücklich machen und vom Alkohol fernhalten möchte, beachtet Agnes ihn kaum, nutzt ihn aus und lässt ihn verhungern, weil sie das ganze Geld für ihren Alkohol ausgibt. Er selbst bekommt so gut wie gar keine Aufmerksamkeit und wird für sein feminines Verhalten geächtet. Seine Homosexualität sieht er selbst als einen schlimmen Fehler an, weil sein Umfeld es ihn glauben lässt. Douglas Stuart hat mit Shuggie einen Protagonisten geschaffen, der einem nur ans Herz wachsen kann. 

Der Inhalt ist voller Trostlosigkeit und Leid. Im Roman spielen neben dem Alkoholmissbrauch auch sexueller Missbrauch und Gewalt eine große Rolle. Daher kommt beim Lesen keine Freude auf, man liest aber trotzdem weiter, weil Shuggies trauriges Schicksal einen in den Bann zieht. Im Verlauf des Romans wurde ich immer abgestumpfter, was bei dem Inhalt eigentlich sehr erschreckend ist. Durch Stuarts nüchternen Schreibstil gab es aber immer eine Distanz zwischen mir und dem Inhalt, sodass ich die schonungslose Geschichte weiterlesen konnte, ohne das Buch abbrechen zu müssen.  

Die Perspektive wechselt sehr oft, sodass man auch Agnes und Shuggies Geschwister Leek und Catherine besser kennenlernt. Vor allem Agnes' Geschichte ist wichtig, um die toxische Beziehung zwischen ihr und Shuggie zu verstehen. 

Parallel werden auch die Folgen von Thatchers Regierung in den 80er Jahren deutlich. Die vielen Arbeiter, die arbeitslos geworden sind, werden an den Rand der Gesellschaft und der Stadt gedrängt. Sie werden völlig vergessen und mit ihrer Armut sowie weiteren Problemen alleine gelassen. 

 

Fazit:

Der Roman zeigt sehr schonungslos auf, wie das Leben eines Kindes von der Alkoholsucht der Eltern geprägt wird. Shuggies Aufopferung für seine Mutter und die zu früh übernommene Verantwortung ziehen sich durch das gesamte Buch und haben mich nicht kalt gelassen. Am Ende war ich aber froh, dass ich das Buch beiseitelegen konnte, da bei dem Inhalt alles andere als ein Lesegenuss aufgekommen ist. Man sollte darauf gefasst sein, dass sich der Roman aufgrund der Thematik nicht einfach mal schnell wegliest und einen herunterziehen kann.