Rezension

Völlig geflashed

Feuererwachen (Bd. 1) - Rosaria Munda

Feuererwachen (Bd. 1)
von Rosaria Munda

Bewertet mit 5 Sternen

Zehn Jahre sind ins Land gezogen, seitdem eine blutige Revolution das alte Regime gestürzt hat. Lee und Annie sind in einem Waisenhaus aufgewachsen und dort zu Freunden geworden. Bei einer Auswahl des Landes, um Drachenreiter zu werden, gelang es ihnen beiden, ausgewählt zu werden. Dabei könnte ihre Herkunft unterschiedlicher nicht sein, denn Annie war einst Leibeigene der Drachenherren und Lee der jüngste Sohn eines diesen. Doch niemand weiß etwas über Lees Herkunft, selbst Annie nicht. Nun soll ein Turnier darüber entscheiden, wer der erste Drachenreiter werden soll und sowohl Annie als auch Lee sind unter den letzten Teilnehmern. Niemand ahnt, dass sich im Hintergrund ein Krieg zusammenbraut, denn Lee ist nicht der einzige Überlebende der Drachenherren. Plötzlich stehen beide vor Entscheidungen, die sie nie haben treffen wollen.

Meine Meinung

Ein Drache auf einem Cover, also ein Buch über Drachen? Natürlich war ich beim ersten Blick auf das Buch angefixt und nach dem Klappentext stand fest, dass ich das Buch lesen muss.
Ich muss zugeben, dass ich ein wenig Zeit benötigte, um hier in die Geschichte zu finden. Der Beginn war zunächst noch sehr ausschweifend, zumindest fühlte es sich so an. Im Nachhinein allerdings kann ich dazu sagen, dass dieser Einstieg genau richtig war, um nicht nur die politischen Hintergründe des Landes zu kennen, sondern auch um die unterschiedlichen Charaktere mit all ihren Fassaden fassen zu können.
Rosaria Munda erzählt klar und direkt und was mir zunächst noch zu ausführlich vorkam, wurde zu einem Kopfkino, dass ich regelrecht am eigenen Leib miterleben konnte. Sie hat es geschafft, dass ich mich so tief in ihre Charaktere einfühlen konnte, dass ich hier im wahrsten Sinne des Wortes mitgezittert, mitgehofft, gebang und geliebt habe. Die Autorin hat mich auf jeden Fall auf eine Achterbahn der Emotionen geschickt, die es in sich hat.
Das Worldbuilding ist ebenfalls sehr gut dargestellt und ich habe nicht nur ein gutes Bild über die Optik der Insel, sondern auch über die politischen Begebenheiten. So waren es einst Drachenherren, eine Triarchie, die ihr Volk beherrschten und sie wie Sklaven arbeiten ließen. Nach der Revolution ist die Hirarchie eine andere und doch wird hier nur allzu deutlich, wie es ist, wenn Menschen Macht haben.
Natürlich ist auch einiges an Spannung geboten, es gibt Intrigen, die man nicht vorhersehen konnte, actionreiche Angriffe, aber auch eine kleine Liebesgeschichte. Ab einem gewissen Punkt war ich wie gebannt von der Geschichte und ich habe sie in einem Rutsch durchgelesen. Dabei geht es so manches Mal brutal und grausam zu, wird aber, auch in Hinsicht auf die Zielgruppe, nicht detailliert beschrieben.
Feuerwachen wird aus zwei Perspektiven, jeweils in der Ich-Form erzählt, nämlich aus Lees und Annies Sicht. Dabei kommen vor allem diese beiden Charaktere dem Leser so nah, dass man jede ihrer Entwicklung tief nachempfinden kann. Innerhalb der gegenwärtigen Erzählung finden sich Rückblicke darauf, wie sich Annie und Lee im Waisenhaus kennengelernt haben und auf welcher Basis ihre Beziehung aufbaut. Was das Verständnis für die beiden noch einmal mehr intensiviert.
Lee, geboren als Leo, dem jüngsten Sohn eines der Drachenherren der Insel, muss miterleben, wie seine Familie getötet wird. Man spürt seine angeborene Selbstsicherheit, doch lauscht man seinen Gedanken, spürt man seine innerliche Zerrissenheit, die ich nachempfinden konnte. Annie hingegen kam als Leibeigene auf die Welt und verlor ihre Eltern bei einem Drachenfeuer. Sie ist die unsicherere von den beiden, doch im Laufe der Zeit wächst sie immer mehr an ihren Aufgaben. Beide sind sehr intensiv gezeichnet, mit ganz vielen Facetten, die mich all ihre Emotionen miterleben ließen.
Doch auch mit ihren Nebencharaktere hat Rosaria Munda bewiesen, dass sie ein besonderes Händchen für unterschiedliches Charaktere und deren Darstellung hat.

Mein Fazit

Ein Buch, das mich zu Beginn ein wenig gefordert, aber dann nicht mehr losgelassen hat. Wenn man mit den Figuren so mitfühlen kann, dass man jeden ihrer Gedanken fassen und nachvollziehen, ja geradezu mitfühlen kann, dann kann ich da nur meinen Hut ziehen. Spannung, Action, Liebe, Gefühle und ganz viele Drachen machen dieses Buch zu einem großen Leseabenteuer, bei dem ich jetzt schon auf den zweiten Band hinfieber. Klare Leseempfehlung für Fantasyfans!