Rezension

Vielversprechend, aber für mich leider nicht herausragend

Flügel aus Asche - Kaja Evert

Flügel aus Asche
von Kaja Evert

Die Stadt Rashija ist wie keine andere Stadt, denn sie fliegt, und ist von der restlichen Welt abgeschnitten. Regiert wird sie von einem strengen Herrscher, Regeln bestimmen den Alltag, es gibt kaum Freiheiten für die Bewohner. Adeen kannte sein Leben lang nichts anderes, er ist als Schreiber aufgewachsen und erledigt sorgsam seinen Dienst. Jeden Tag muss er als "Krähe" Spott und Demut erleiden, weil er ein Mischling ist. Verbindungen aus Menschen und Draquer sind streng verboten, nur seiner Aufgabe wegen, wird Adeen toleriert. 
Eines Tages lernt er eine völlig andere Welt kennen. Eine Welt, in der das System angezweifelt wird, in der Freiheit das höchste Gut ist. Er lässt sich auf eine Gruppe von Rebellen ein, nicht ahnend, wie viel dabei auf dem Spiel steht. Schließlich lernt er, dass mehr in ihm steckt, denn nur er ist fähig, einen mächtigen Aschevogel zu beschwören...

Mein Eindruck
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"Flügel aus Asche" ist das Fantasy Debüt einer deutschen Autorin und zeichnet sich besonders durch seine Ideen aus. Schon allein das Prinzip einer fliegenden Stadt, die auf Bedarf landen kann, aber sonst völlig unabhängig ist, hat mich gleich neugierig gemacht. Doch nicht nur die Stadt ist besonders, sondern auch die Menschen, die in ihr leben. Es gibt normale Menschen, aber auch die Draquer, die ursprünglich von Drachen abstammen. Sie unterscheiden sich schon äußerlich deutlich und sind magisch begabt. Gewöhnliche Menschen können nur über Schriftrollen Zauber wirken, es ist Adeens Beruf solche Rollen anzufertigen. Deshalb ist er auch so interessant für die Rebellen, jeder Zauber kann ihnen gegen den Herrscher der Stadt helfen.

Leider folgt das Buch im Bezug auf die Rebellen recht deutliche Bahnen. Adeen trifft auf die Rebellen, schließt sich sehr schnell an und ist von Beginn an überzeugt. Auf ihrem Weg zur Freiheit müssen viele Menschen sterben, doch er stellt diesen Preis kaum in Frage. Hier hätte ich mir gewünscht, dass das Buch keine so klare Linie verfolgt.

Gleichzeitig entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Adeen und der mysteriösen Draquer Talanna. Ehrlich gesagt empfand ich diese Beziehung eher schwach. Wird sonst im Buch nicht groß mit Gewalt und Blut gegeizt, war die Liebesgeschichte eine reine Teenieromanze. Adeen vergöttert die verschlossene Draquer von Beginn an und steigert sich in diese Beziehung mehr und mehr hinein. Schnell wird deutlich, dass ihre Gefühle nicht ansatzweise so stark sind, dennoch lässt er sich von ihr benutzen und verletzen. Wären die Geschlechter vertauscht, hätte diese "ungesunde" Liebe für mich glaubhafter gewirkt. Adeen kommen nicht selten die Tränen und verhält sich oft leicht gekränkt und wirkt insgesamt eher, wie ein Mädchen. Talanna dagegen ist völlig unnahbar und hat in der Beziehung eindeutig die Hosen an. Leider fand ich ihr Verhalten ziemlich vorhersehbar, nur Adeen merkte regelmäßig als Letzter, was eigentlich vor sich geht.

Gelungen fand ich die vielen actionreichen Szenen und die häufig wechselnden Schauplätze. Durchgehend herrscht ein hohes Erzähltempo, die Seiten verfliegen und vor allem zum Schluss ergibt sich ein richtig rasanter Showdown. Wären die Charaktere anders gestaltet, hätte mir die Geschichte mit Sicherheit sehr viel mehr gefallen. So musste ich mir bei jedem emotionalen Ausbruch von Adeen das Schmunzeln verkneifen, es fiel mir schwer, ihn ernst zu nehmen. Meiner Meinung nach hätte auch das Beschwören des magischen Geschöpfes mehr Raum einnehmen können. Es hat sehr lange gedauert, bis es das erste Mal aufgetaucht ist, und hat sich insgesamt eher wenig darum gedreht. Meist ist der Aschevogel zwar Retter in Not, spielt aber sonst nur eine Nebenrolle.

Keine so geringe Nebenrolle spielt die Liebe zur Kunst und der Wunsch nach Freiheit. Es hat mir gefallen, dass erläutert wird, wie wertvoll ein einzelnes Bild in einer so trostlosen Welt sein kann. Die Rebellen kämpfen mit ganzem Herzen und man versteht als Leser auch wofür. Nur leider war das restliche Buch nur teils teils überzeugend.

Fazit
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"Flügel aus Asche" hat viele vielversprechenden Ideen mit einer fliegenden Stadt, einem eigenen Volk und einem interessanten Magiesystem. Auf der anderen Seite verfolgt es klare Linien und ist, was die Rebellion angeht, wenig abwechslungsreich. Dafür mochte ich das Erzähltempo und die Actionszenen. Die Charaktere waren für mich leider die größte Schwäche, es wäre glaubhafter gewesen, wäre die Rolle der Geschlechter vertauscht gewesen. So war mir Adeen viel zu sensibel und kaum Ernst zu nehmend. Allem in allem hatte ich mir leider  mehr erhofft.