Rezension

Viele Lügen und noch mehr Geheimnisse …

Laudatio auf eine kaukasische Kuh -

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
von Angelika Jodl

Bewertet mit 3 Sternen

Eine etwas platte Liebesgeschichte mit interessanten Ausflügen in die georgische Lebensweise.

Schon als sie fünfzehn Jahre alt war hätte ihre georgische Familie sie gerne verheiratet, heute ist Olga sechsundzwanzig, Ärztin im praktischen Jahr in Bonn, und immer noch ledig. Zwar hat sie einen Freund, Arztkollege Felix van Saan, doch es ist ihr bisher großartig gelungen, diesem ihre Herkunft und ihr Elternhaus zu verschweigen, denn zu verschieden sind ihre beiden Welten. Dann trifft sie bei einem Wochenendbesuch bei ihrer Familie in München zufällig auf Jack Jennerwein, einen intelligenten Taugenichts mit fragwürdigem Charme, der ihr von nun an hartnäckig auf den Fersen bleibt, sie regelrecht verfolgt und sich heimlich mit ihrem Bruder anfreundet. Als Olga mit ihren Eltern und ihrer Großmutter zu einem Besuch in die alte Heimat fliegen, reist ihr Jack nach Tiflis nach und stellt sich den Verwandten als ihren Verlobten vor. Als auch noch Freund Felix dort auftaucht, ist das Chaos perfekt …

Die Autorin des Buches, Angelika Jodl, ist in Niederbayern geboren. Sie studierte Philosophie, Sprachen und Literaturwissenschaft und unterrichtet Studenten aus aller Welt in Deutsch. Sie schreibt Geschichten und hält Vorträge zur deutschen Sprache. 2015 und 2017 war sie als Dozentin an der Staatlichen Universität in Tiflis und bereist seit dieser Zeit regelmäßig Georgien, um ihre georgischen Freunde zu treffen. „Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ ist ihr dritter Roman. Angelika Jodl lebt mit Mann, Sohn, Hund, Katzen und einem Pferd namens Otto in München.  

In angenehm flüssigem Schreibstil lässt uns die Autorin am Leben der Protagonistin Olga teilhaben, die ihre griechisch-georgischen Wurzeln gerne verleugnet und sich ganz als Deutsche fühlt. Man leidet mit ihr, wenn sie beinahe verzweifelt versucht, ein Kennenlernen zwischen ihrem Freund aus bester Familie und ihren in ärmlichen Verhältnissen lebenden Eltern zu verhindern – und man überlegt gleichzeitig, ob diese Beziehung wohl eine Zukunft hat. Es macht Spaß, die Familie auf ihrer Reise nach Georgien zu begleiten, die dortigen Sitten und Gebräuche kennen zu lernen und mehr über Land und Leute zu erfahren. Fröhliche Szenen, dramatische Begebenheiten und wunderschöne Landschaftsbeschreibungen folgen in raschem Wechsel, so dass beim Lesen nie Langeweile aufkommt.

Die Personen im Umfeld der Protagonistin, besonders die georgische Verwandtschaft mit ihren kulturellen Unterschieden, werden sehr humorvoll geschildert und wirken daher authentisch und lebensecht. Leider passt dabei der zweite Protagonist der Geschichte, Jack Jennerwein, so gar nicht dazu. Ich empfand ihn als unangenehmen Störenfried und penetranten Stalker und wunderte mich nur darüber, wie man Sympathie und Zuneigung zu einem solchen Menschen entwickeln kann. Aus diesem Grund fand ich auch den Schluss ziemlich kitschig, was für mich das Buch doch etwas abwertet.

Fazit: Ordentliches Mittelmaß - ein Buch das sich flüssig liest und unterhaltsam ist.