Rezension

viele Facetten einer Kindheit

Das achte Kind -

Das achte Kind
von Alem Grabovac

Bewertet mit 5 Sternen

 

Smilja lebt in einem armseligen Dorf in Jugoslawien und träumt von einem besseren Leben, einem, in dem sie so viel Schokolade essen kann, wie sie mag. Als eine Schokoladenfabrik Arbeitskräfte sucht entschließt sie sich, in Frankfurt ein neues Leben aufzubauen. Als sie von Emir, einem Trinker und Dieb schwanger wird entschließt sie sich schweren Herzens, ihren neugeborenen Alem zu deutschen Pflegeeltern zu geben. Der Kontakt zu Alem wird, bedingt durch den Umzug der Pflegeeltern immer seltener und für Alem ist die deutsche Familie, Marianne und Robert mit ihren 7 eigenen Kindern, das eigentliche Zuhause. Nachdem Emir sich aus dem Staub gemacht hat, hat Smilja einen neuen Partner gefunden. Dieser wird gewalttätig gegen Smilja und auch gegen Alem, wenn dieser zu Besuch in Frankfurt ist. Durch die Urlaubsbesuche mit seiner Mutter bei den Großeltern im jetzigen Kroatien hört er die Erlebnisse seines Opas im Kampf gegen deutsche Soldaten. Zurück bei seinem Pflegevater Robert erzählt ihm dieser von den glorreichen Taten der Nazis und selbst jetzt, in den 1980er Jahren ist Robert immer noch ein überzeugter Nazi. Wie passt da ein ausländisches Kind, dass er wie ein eigenes behandelt, hinein?
Alem Grabovac beschreibt sehr eindrucksvoll seine hin- und hergerissene Kindheit, sein Leben in verschiedenen Welten. Wie leicht hätte seine Zukunft völlig anders ausgesehen. Der Roman ist gleichzeitig Geschichtsschreibung, beginnend vor dem 2. Weltkrieg bis zum Balkankrieg wie auch ein gesellschaftlicher Roman über die Entwicklung in Deutschland, über das Erwachsenwerden in den 1980er Jahren und besonders über das Frauenbild im Laufe der Zeit.