Rezension

Viel gewollt, wenig eingelöst

Klara und die Sonne
von Kazuo Ishiguro

Bewertet mit 2 Sternen

Ich bin ein bisschen ratlos, was ich von diesem Werk halten soll. 
Hier hat sich auf jeden Fall ein Autor einiges vorgenommen und eine verstörende Zukunft ersonnen, in der die Gesellschaft in eine Art Kastensystem gegliedert wird. Nur gehobene Personen, die in ranghohen Häusern leben, können es zu etwas bringen. Allerdings bleibt schwammig, wie diese Ränge denn zustande kommen. Man kann aufsteigen, aber der Preis scheint hoch zu sein. 

Begüterte Familien kaufen ihren Kindern KFs, künstliche Freundinnen, wie auch Klara eine ist, die diese Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Klara kommt in eine Familie und soll der kleinen Josie zur Seite stehen, die sehr krank ist. 

Klara kannte die Welt bislang nur aus der Sicht aus dem Schaufenster ihres Ladens und lernt jetzt die Menschen kennen. Dabei ist sie einerseits ein Roboter, klug und stark, andererseits unerfahren und unendlich naiv. Im Schaufenster hat sie sich einen schrägen Sonnenglauben zurechtgelegt, den sie jetzt in ihr neues Leben integriert.  

Im Ansatz hat diese Geschichte Charme und bietet spannende Themen. Leider werden die durch die Bank alle nur angekratzt und nicht wirklich verarbeitet. Allzu viel bleibt unerklärt und bleibt dann im Raum stehen. Zum Ende hin nimmt das Ganze sogar absurde Züge an. 

Die Sprecherin des Hörbuchs unterstreicht sehr schön Klaras Unerfahrenheit und lässt sie alles süß naiv hinterfragen. Leider schafft sie es nicht ganz, den Tonfall zu ändern, wenn andere Protagonisten zu Wort kommen, was den Eindruck vermittelt, dass hier alle ein bisschen debil sind. 

Dieses Buch ist durchaus kurzweilig und lässt einen rätseln, leider bleibt es dann auch rätselhaft bis absurd. Es beinhaltet eine gute Portion sorgfältig präparierter Botschaft, die im Verlauf aber auch zerfasert. Hier wurde viel gewollt und wenig eingelöst. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 03. Juli 2021 um 00:55

Schade. Ich mag KI-Romane. Das ist sogar eine neue Gattung Romane, KI-Romane. Mehr davon.
 

Sursulapitschi kommentierte am 03. Juli 2021 um 08:19

Ich mag die eigentlich auch, aber dieser hier ist krude. 

Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 06. November 2021 um 12:59

Ich mochte es sehr .Es ist auch alles da ,aber vieles nur subtile angedeutet zwischen den Zeilen.man darf nichts verpassen .

Vom Grundton erinnerte es mich sehr an  seinen Roman "  Alles was wir geben mussten" . Gleiches/ ähnliches  gesellschaftliches Thema , anders ausgearbeitet.

Gittenen Bücherfresserchen kommentierte am 06. November 2021 um 13:00

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