Rezension

Verschenkt!

Der Gartenkünstler - Ralf Günther

Der Gartenkünstler
von Ralf Günther

Bewertet mit 2.5 Sternen

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Die ersten Seiten hinterließen einen so guten Eindruck, daß ich auf die Buchüberraschung des Jahres hoffte. Ein Roman über Fürst Pückler auf Freiersfüssen in London, dazu noch der skurile Diener Holmes, der an den Namensvetter Sherlock denken ließ, Dickens, der leibhaftig durch das Buch geisterte und weitere Zeit- und Weggenossen des Fürsten, ebenso gut karikiert. Das Buch ist liebevoll gestaltet, grüner Einband mit Gartenstichen auf den Innenseiten, sehr stimmungsvoll und schmuck.

Doch leider entwickelt sich die Geschichte nicht. Pückler irrt von Liebe zu Liebe und von Leiche zu Leiche, immer leicht quengelig, durchaus liebenswürdig trottelig und aber niemals mit Tiefgang. Es findet sich kaum eine sympathische Person im ganzen Buch, man leidet nicht mit, man liebt nicht mit und das Ende ist in dem Maße blass, wie der Anfang farbig.

Das ist ungemein schade, wenn man überlegt, wie interessant London damals gewesen sein muß, was es heißt, so gartennärrisch zu sein, daß man über eine Geldheirat nachdenkt und sich dafür von der langjährigen Gattin scheiden läßt, wie man sich fühlen muß, wenn man kurz vor dem Galgen steht und nicht weiß, wer oder was einen dahin geführt hat, wenn um einen herum die Damen sterben wie die Fliegen, die geliebte Lucie dazu aber nichts zu sagen hat...

Es sollte wohl eine leichte, flirrende, amüsante Geschichte werden, aber um es hart auszudrücken: sie wurde seicht, nicht leicht. Und so werde ich nun ein ungemein hübsches Buch im Regal stehen haben und bedauern, daß der Inhalt nicht zur Gestaltung passt.