Rezension

Unterhaltsamer Roman, der nur an der Oberfläche kratzt

Freiflug -

Freiflug
von Christine Drews

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Mittelpunkt des Romans steht Rita Maiburg, eine Frau deren Schicksal kaum bekannt ist und die doch so viel für uns Frauen erreicht hat. Rita hatte einen Traum: Linienflugpilotin werden. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, in den 1970ern schon. Selbstfinanziert schafft sie die sehr teure und schwere Flugausbildung und sie bewirbt sich bei der bekanntesten Fluglinie Deutschlands, der Lufthansa. Diese lehnt sie ab, offen weil sie eine Frau ist. Dagegen geht Rita gerichtlich vor. Diese Geschichte ist historisch belegt und der rote Faden des Romans. Mehr ist es leider nicht, auch wenn der Klappentext etwas anderes suggeriert. Die eigentliche Protagonistin ist Katharina, die Anwältin von Rita. Aus reichem Hause muss auch sie sich mit vielen Vorurteilen als berufstätige Frau rumschlagen. Ihre Emanzipation vom Elternhaus und Vorurteilen wird viel intensiver beschrieben als von Rita. Die Autorin sagt selbst, dass sie wenig von der privaten Rita weiß und deshalb die Romanfigur selbst entwickeln musste, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, sie traut sich nicht so richtig an die Entwicklung des Charakters Rita dran, gerade weil sie eine reale Person war. So blieb Rita für mich eine etwas oberflächlicher Charakter.

Auch versucht die Autorin sehr viele Themen im Roman zu beschreiben. Meiner Meinung nach zu viel, denn sie kratzt dadurch nur an der Oberfläche, sei es Umweltthemen, der Umgang mit Drogenabhängigen, Vergewaltigung in der Ehe etc. Immer wenn sich zwei Personen im Roman treffen, sprechen sie über ein politisches oder gesellschaftliches Thema. Das ist zwar sehr interessant, wirkt aber sehr konstruiert.

Insgesamt fand ich das Buch sehr spannend geschrieben und ich es wurde auch nicht wirklich langweilig. Mir blieb aber alles zu oberflächlich. Ich fand es ehrlich gesagt gar nicht so gut recherchiert. Der Prozess mit der Lufthansa kam erst im letzten Drittel mehr zur Sprache und die Beschreibung dazu klang nicht viel anders als aus Zeitungsartikeln dazu. Auch die vielen anderen Probleme wurden nur oberflächlich angekratzt, so als ob ein paar Zeitungen zu der damaligen Zeit gelesen wurden, um diese Themen im Roman mit anzusprechen. Ein paar der Themen waren gut eingebracht, andere wirkten aufgesetzt, z.B. durch Unterhaltungen zu Umweltthemen.

Wie gesagt ein schön zu lesender Roman, der spannend ist und einen Blick in die 70er der BRD wirft, aber am Ende für mich doch etwas enttäuscht hinterlässt bzgl. der Themenbehandlung und auch der literarischen Qualität.