Rezension

Unterhaltsam und was für's Herz: ein Wohlfühlroman für Bücherwürmer!

Die letzte Bibliothek der Welt -

Die letzte Bibliothek der Welt
von Freya Sampson

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Bibliothek ist viel mehr als eine Ansammlung von Büchern.

Inhalt:
June Jones' Herz schlägt für Bücher. 
Die schüchterne junge Frau arbeitet in der Dorfbücherei in Chalot und auch in ihrer Freizeit sind Bücher ihre liebste Gesellschaft.
Als die Kreisverwaltung beschließt, dass einige der Büchereien in kleinen Gemeinden finanziell nicht mehr zu tragen sind, gehen einige Dorfbewohner auf die Barrikaden, um ihre kleine Bibliothek zu retten. 
Zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Mutter muss June über ihren Schatten springen und ihre Komfortzone verlassen.

Mein Eindruck:
Aufgrund des Klappentextes habe ich mir einen Wohlfühlroman erhofft und wurde diesbezüglich nicht enttäuscht. 
Kurzweilig und interessant wird die Rettungsaktion erzählt. Der Schreibstil ist bildhaft, sehr angenehm zu lesen und so hat man das kleine beschauliche Dörfchen und seine Bewohner sofort vor Augen. 
Eine gelungene Wohlfühl-Atmosphäre und eine idyllische Kulisse. 
Perfekt für einen gemütlichen sonnigen Nachmittag im Liegestuhl oder mit einer Tasse Tee auf der Couch. Bücherwürmer werden sich zudem in June wiederfinden und sich über die vielen Erwähnungen literarischer Klassiker (vom Kinderbuch bis zum Kochbuch) freuen.
Die Protagonisten macht im Laufe der Erzählung eine beeindruckende, aber nachvollziehbare Entwicklung durch vom schüchternen Mauerblümchen zu einer mutigen Kämpferin. Nicht zuletzt durch einige hilfreiche Stupser seitens der Nebencharaktere.
Einige der Dorfbewohner, die tagtäglich aus unterschiedlichen Beweggründen die Bücherei aufsuchen: 
-Schülerin Chantal, die wegen ihrer jüngeren Geschwister einen ruhigen Platz zum Lernen braucht, 
- die geflüchtete Leila, deren Herz für Backbücher schlägt, die ihr Sohn für sie ins arabische übersetzt, oder 
- der alte Stanley, der den ganzen Tag lesend im Sessel verbringen kann,
uva.
Letzterer hat sich von Beginn an in mein Herz geschlichen und - ohne zu viel zu verraten - berührt sein Charakter und sein Lebensweg zutiefst.
"Das ärgert mich am allermeisten an diesem ganzen Mist mit der Kreisverwaltung. Dass diese Managementfuzzis mit ihren Taschenrechnern und Tabellen nie begreifen werden, dass diese Bücherei so viel mehr ist als ein Ort, an dem man sich Bücher ausleiht. Büchereien sind ein Netz, das diejenigen auffängt, die Gefahr laufen, durch alle Raster zu fallen. Und das ist es, worum wir eigentlich kämpfen." (Stanley, vgl. S. 94 f.)
Ein sehr aktuelles Thema, da nicht nur in Großbritannien viele kleine Büchereien aus Kostengründen geschlossen und durch mobile Bücherbusse ersetzt werden sollen.
Neben der Protest- und Rettungsaktion spielen auch Familiengeheimnisse und Veränderungen eine große Rolle.
Auch wenn durch den Part des sympathischen Anwalts Alex, welcher derzeit im Familienrestaurant seinem Vater unter die Arme hilft und auf den June ein Auge geworfen hat, eine beginnende Romanze angedeutet wird, bleibt diese im Hintergrund.
Das Ende ist etwas überstürzt, konstruiert und ab einem gewissen Punkt wenig überraschend.
Insgesamt also ein Feel-good-Roman, der daran erinnert, wie wichtig es ist, für seine Interessen einzustehen und hierfür seine Komfortzone zu verlassen.

Fazit: 
Ein unterhaltsames, ruhiges Lesevergnügen für alle Buchliebhaber und Fans von Feel-good-Stories!
Neben dem zentralen Punkt "Komfortzone verlassen und mutig für etwas einstehen" liegt der Fokus auf schicksalhaften Lebenswegen und Freundschaften.

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Rezensiertes Buch "Die letzte Bibliothek der Welt" aus dem Jahr 2021