Rezension

ungewöhnlicher Krimi in bester Whodunnit-Manier

Kette und Schuss - Carlo Feber

Kette und Schuss
von Carlo Feber

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Siehe Kurzbeschreibung.

Meine Meinung:
Ein Whodunnit wird versprochen und dieser wird erstklassig geliefert. Who was? Dieser Begriff heißt aufgedröselt „who done it“ – wer hat’s getan. Zu Beginn eines Whodunnits geschieht ein Verbrechen und Stück für Stück wird dieses aufgeklärt. Bekannt ist euch das Prinzip sicherlich auch aus TV-Serien wie der Tatort oder CSI. Ein klarer Ablaufplan, der die Grundstruktur des Buches festlegt.

So auch hier: Georg ist tot, der offensichtlich Schuldige meldet sich durch sein schlechtes Gewissen selbst zu Wort, aber erste Zweifel werden bereits zu Beginn laut, die im Laufe des Buches den Leser förmlich anschreien, genauer hinzuschauen und Ungereimtheiten endlich aufzudecken.

Laut Wikipedia gibt es drei Voraussetzungen, die einen Whodunnit kennzeichnen:

→ Begrenztes Setting:
Trifft hier eindeutig zu. Der gesamte Krimi spielt sich fast ausschließlich in der Galerie ab, in der Georg starb und sich die beteiligten Personen aufhalten.

→ Wenige Verdächtige, oft mit persönlichem Bezug zum Opfer:
Trifft ebenfalls zu. Hier brauche ich gar nicht spoilern – wenn sich der gesamte Krimi in der Galerie abspielt, werden die Verdächtigen auch sehr wahrscheinlich dort zuerst vermutet.

→ Der Fall wird vollständig aufgeklärt:
Ja. Fragen bleiben nicht offen und eine logische Aufklärung findet statt.

So weit zum theoretischen Teil, den ich ausnahmsweise etwas ausführlicher dargestellt habe. Kommen wir zum praktischen Teil, meine persönlichen Eindrücke:

Carlo Feber liefert mit „Kette und Schuss“ einen logisch aufgebauten, hinterhältigen Krimi ab. Fährten werden gekonnt gelegt, die der Leser im guten Glauben verfolgt, auf der richtigen Spur zu sein, nur um kurze Zeit später in der Sackgasse zu landen. Kniffelige Wendungen verleihen der stark auf die Galerie fokussierten Suche nach dem Schuldigen ordentlich Schwung. Misstrauen ist eins der entscheidenden Elemente in diesem Buch, welches für immer neue Entdeckungen sorgt – und Misstrauen ist auch das, was beim Leser geweckt wird: wem kann man trauen und wem nicht? Wer ist Freund und wer ist Feind?

Keine Angst, falls ihr (wie ich) nicht in der Kunstszene beheimatet seid. Problemlos kann man sich als Nichtkenner der Szene einklinken, die exzentrischen Künstler und deren Liebhaber kennenlernen und sich über ihre Eigenarten amüsieren. Es ist schon eine Welt für sich, die der Autor aber charmant und unterhaltend verpackt hat.

Amüsant empfand ich das Durcheinander bei den persönlichen Beziehungen. Madeleine und Falk sind miteinander verheiratet, ihre Untreue ist in der Galerie ein offenes Geheimnis. Berrit, die Künstlerin und Stefan, Madeleines Assistent, sind schließlich daran maßgeblich beteiligt. Sodom und Gomorrha hinter der spießigen Galeriefassade ist nur eins von vielen Geheimnissen, die dem Leser begegnen werden.

Fazit: Carlo Feber konnte mich mit seinem ungewöhnlichen Krimi begeistern, der in bester Whodunnit-Manier den Leser mit einem Toten überfällt und anschließend raffiniert, logisch und angenehm spannend auf die Aufklärung zusteuert.