Rezension

Ungekrönt

Krone des Himmels
von Juliane Stadler

Bewertet mit 4 Sternen

Juliane Stadler hat mit "Krone des Himmels" als ins Autorenfach gewechselte Historikerin ein beeindruckendes Werk über den Dritten Kreuzzug ins sog. Heilige Land geschaffen. Der Piper Verlag hat ihren Debütroman zudem wirklich wunderschön ausgestattet.

Wie gut recherchiert die Geschichte ist, merkt man tatsächlich in jeder Zeile. Dennoch gab es für mich in anderer Hinsicht einige kleinere Mankos, die ein echtes Mitfiebern in Freud und Leid mit den Protagonisten wie etwa in den Romanen von Rebecca Gablé für mich sehr erschwerten.

Stadler lässt bis über die Hälfte des wunderbar dicken Schmökers hinaus die Handlungsstränge von Etienne, dem jungen Wundarzt, und Aveline, die sich als Mann verkleidet als Bogenschützin auf dem Kreuzzug verdingt, parallel laufen. Dies hat für mich persönlich dem Spannungsbogen nicht gutgetan, da die Story erst mit dem Aufeinandertreffen der beiden richtig an Fahrt gewann. Zudem mussten sie sich dann auch sehr schnell näherkommen, um Zeit aufzuholen, was ihrer Zuneigung einen etwas zufälligen Anstrich gab. Während Etienne, wegen seiner körperlichen Behinderung aus gutem Hause verstoßen, eine interessante Figur war, hatte ich große Probleme, Aveline ausreichend ins Herz zu schließen, setzt sie doch zu Beginn ihr einer Vergewaltigung entstammendes Neugeborenes mitten im Wald aus. Diese Tat und der Wunsch, sie zu sühnen, bilden den Aufhänger für ihre Pilgerreise ins Heilige Land. Bei allem Mitempfinden für ihre schlimme Situation kann ich mich diesem katholischen Glaubensgedanken nicht anschließen. So blieb Aveline für mich eine ambivalente, nicht völlig ausgearbeitete Figur.

Integriert wurde auch die Sichtweise Karakushs, des Verteidigers der Stadt Akkon gegen die christlichen Krieger. Seine Perspektive war jedoch nicht im entferntesten gleichwertig und erweckte daher ein noch schlaglichtartigen Eindruck, als er ohnehin schon durch die recht kurzen Kapitel entstand. Immerhin wurde aber den Lesenden ermöglicht, eine eher neutrale Sichtweise einzunehmen und sich immer wieder zu fragen, was all diese Entbehrungen und Kämpfe im Namen der Götter zweier Religionen überhaupt sollen. Letztendlich kann hier niemand eine Krone erringen. Aber diese nüchterne Distanz hat natürlich zwanglsläufig Distanz zur Handlung zur Folge.

Vom Lektorat hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle ein Eingreifen gewünscht, etwa bei der Lieblingsredewendung der Autorin "hier und heute", die gefühlt alle paar Seite auftauchte.

Dennoch hat mich insbesondere das letzte Drittel des Romans ziemlich gefesselt.