Rezension

"Und ob ich was Besseres bin!"

Über Menschen
von Juli Zeh

Brandenburg 2020: vor dem Hintergrund einer Pandemie erzählt Juli Zeh die Geschichte von Dora, die vor ihrem allzu korrekten Freund Robert aus Berlin auf das Dorf Bracken flieht. Es verschlägt sie ausgerechnet in die Nachbarschaft des "Dorfnazis" Gote und seiner kleinen Tochter Franzi. Dora begegnet ihm zunächst ablehnend, die rechte Szene stößt sie ab. Doch erstaunt lernt sie nach und nach andere Seiten an Gote kennen: Hilfbereitschaft, Vaterliebe, die Sorge für andere.
Corona bleibt tatsächlich stets im Hintergrund; es zeigt sich jedoch, dass und wie sehr die Pandemie andere bereits lange vorhandene Probleme verstärkt oder relativiert. Die Autorin verknüpft äußerst geschickt zahlreiche Themen wie soziale Ungerechtigkeiten, wirtschaftliche und Umweltfragen oder Stadt-Land-Konflikte mit Corona und den Maßnahmen der zuständigen Behörden. Ihr lockerer, leichter Schreibstil nimmt  den Leser mühelos mit, wenn sie aus Doras Sicht das Lebengefühl der Dorfbewohner beschreibt. Und auch Doras Sinneswandel wird glaubhaft geschildert: Gote bekehrt sie nicht zu seinen Überzeugungen; doch sie kommt zu der Erkenntnis, dass ein Mensch viele unterschiedliche Facetten haben kann, gute Seiten sowie negative. Die Überzeugung, besser zu sein als andere, ist „… die Mutter aller Probleme … Ein Langzeitgift, das die ganze Menschheit von innen zerfrisst."