Rezension

Umfassende, aber kurzweilige u. ergreifende Erzählung trifft auf beeindruckende, top recherchierte Zeitgeschichte! Geschichte wird lebendig!

Der Zorn der Flut -

Der Zorn der Flut
von Hendrik Lambertus

Bewertet mit 5 Sternen

1362 verändert die „Grote Mandränke“ Küste und Marschland Nordfrieslands! Bewegende Geschichte im doppelten Sinn*!

Mit „Der Zorn der Flut“ entführt Hendrik Lambertus eindrucksvoll in die sagenumwobene Stadt Rungholt und an die Westküste des heutigen Schleswig-Holsteins im 14. Jahrhundert! Was wir hier lesen und erleben, ist eine *fiktive und ergreifende Geschichte, beginnend zu Zeiten der Winterstürme des Jahres 1361, dramatisch verlaufend auf Grund der verheerenden *zweiten Marcellusflut am 15. und 16. Januar 1362, auch „Grote Mandränke“ genannt, bis hin zu den auf die Flut folgenden Jahren der Hungersnot und des Überlebenskampfes.   

Und um es vorwegzunehmen: was ich hier lese, ist großartig!  

Die Einführung der einzelnen Charaktere und deren anschließende, erzählerische Zusammenführung ist absolut gelungen; man hat ob der bildhaften und wortgewandten Erzählweise jede Figur, jeden Charakter, die Landschaft mit Marschen und Deichen, die Orte und Gebäude und sogar die Witterungsverhältnisse fast bildlich vor Augen!

Mit „Der Zorn der Flut“ mache ich eine Zeitreise ins 14. Jahrhundert, fühle mich in dieser fesselnden Geschichte an die Seite der wunderbar erdachten Hauptfiguren gestellt, ich hoffe für sie und bange auch um Andere, die mir während des Lesens ans Herz wachsen, beobachte weitere interessante und vielfältige Charaktere und deren Entwicklung und habe ein Auge auf so manch zwielichtige Figur.

Ich ziehe den Hut vor dem Autor, der hier im Mittelteil des Buches das Drama der zweiten Marcellusflut, das sich an nur einem Tag und in nur einer Nacht abspielte, so abwechslungsreich und spannend schildert, dass es auf diesen vielen, vielen Seiten auch nicht einen einzigen Moment langatmig, geschweige denn langweilig wird! Dieser Mittelteil umfasst beinahe 200 Seiten und ich möchte keine davon missen! 

Nach dem Lesen dieses Abschnitts bin ich fix und fertig, so ergreifend, so faszinierend ist er! Nach dramatischen Szenen und Überlebenskämpfen stellt sich auf der einen Seite Erleichterung ein, auf der anderen aber auch Ergriffenheit wegen all der Menschen, die in dieser Geschichte, aber auch real vor nun schon mehr als 660 Jahren in Rungholt und den Uthlanden der nordfriesischen Westküste ihr Leben verloren haben.

Wie der Autor seine Erzählung mit der Historie des 14. Jahrhunderts verknüpft, ist wirklich beeindruckend! Die sich nicht nur zum Gefallen der Leser entwickelnden, vielgestaltigen Figuren, die bildhaften und eloquenten Beschreibungen der Ereignisse und Abläufe, der Landschaften und Höfe, der Gespräche und Kämpfe, der Ängste und Zweifel und noch so viel mehr fordert mir höchsten Respekt ab.

Ich würde gerne, kann aber hier nicht ins Detail gehen, ohne zu viel zu verraten, aber ich kann und möchte dieses Buch jedem empfehlen, der auf eine geschichtlich fundierte Zeitreise gehen möchte, an der Seite interessanter Charaktere Dramatisches erleben und erlesen und zum Ende dieses faszinierenden historischen Romans hin anhand einer geschickt geschriebenen Szene das Gelesene noch einmal Revue passieren lassen möchte. 

Ich bin überzeugt, dass diese so wunderbar erdachte und so meisterlich mit der Historie der Marcellusflut von 1362 verknüpfte Geschichte nicht nur bei mir einen so tiefgreifenden Eindruck hinterlassen hat, dass man noch häufig an sie denken wird. 

„Der Zorn der Flut“, nach weit mehr als 500 Seiten abgerundet durch ein Nachwort, das Tatsachen zur Historie erläutert, und ein immer wieder zum Nachschlagen einladendes Glossar, das uns womöglich unbekannte Begriffe auflistet, auch wenn diese schon in der Geschichte wie beiläufig erklärt wurden, runden eine Geschichte ab, der ich von Herzen gerne 5 Sterne deluxe gebe!